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Marketingoffensive und doppelte Abiturjahrgänge spülen Erstsemester in die Hörsäle Zahl der Studenten aus dem Westen hat sich in Sachsen-Anhalt mehr als verdoppelt

Von Martin Rieß 20.04.2012, 05:16

Junge Menschen aus Westdeutschland zieht es zum Studieren in den Osten. Der Anteil der Studenten aus dem alten Bundesgebiet ist in Sachsen-Anhalt innerhalb von drei Jahren um 128 Prozent gestiegen.

Magdeburg l Sektlaune bei der "Hochschulinitiative Neue Bundesländer": Innerhalb von drei Jahren ist es gelungen, mehr junge Leute als je zuvor für ein Studium im Osten zu begeistern. Mit dem Programm unter dem augenzwinkernden Titel "Studieren in Fernost" wurden seit 2007 Studenten geworben. Seit 2008 stieg der Anteil der Weststudenten in Sachsen-Anhalt um 128 Prozent.

Eine Zahl, die allein noch nicht viel sagt. Doch ein Blick in die Hochschulen Harz und Magdeburg-Stendal sowie in die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität zeigt: Die Studenten aus den alten Bundesländern machen hier inzwischen einen erheblichen Teil der künftigen Akademiker aus. An der Guericke-Universität haben sich im Vergleich zum vergangenen Wintersemester beispielsweise 3300 Studenten neu eingeschrieben - mit 46,9 Prozent stammt fast die Hälfte von ihnen aus den alten Bundesländern. Vor zehn Jahren noch lag die Quote der Studenten aus dem Westen bei 15,6 Prozent.

An der Hochschule Harz mit 710 Erstsemestern im Vergleich zum vergangenen Wintersemester lag der Anteil der Studierenden aus Westdeutschland bei 37,2 Prozent (2001/02: 20,5 Prozent). Während sich der Standort Wernigerode dabei besonderer Beliebtheit erfreut (40,4 Prozent), kommt der Standort Halberstadt derzeit auf 20,5 Prozent.

Auch an der Hochschule Magdeburg-Stendal macht der Anteil der Erstsemester aus den westlichen und südlichen Teilen Deutschlands einen erheblichen Teil aus: Er stieg in drei Jahren von einem relativ hohen Niveau von 15 auf jetzt rund 30 Prozent. Zum vergangenen Semester haben in Stendal 250, in Magdeburg 1020 Studenten ein Studium neu begonnen.

Was den Erfolg beim Werben um Neustudenten angeht, sagt Sachsen-Anhalts Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff: "Neben der Image-Kampagne ist das auch auf die verstärkten Marketingaktivitäten der Hochschulen selbst zurückzuführen, die von der Hochschulinitiative unterstützt wurden." Zudem habe die Kampagne die Hochschulen auch nach innen hinein mobilisiert.

Allerdings ist es nicht allein die Attraktivität der Hochschulen zwischen Erzgebirge und Ostsee, die die jungen Menschen aus den alten Bundesländern zum Studieren in die fünf neuen Bundesländer lockt. Mehrere Gründe sorgen nämlich in ihrer Heimat dafür, dass viele der dortigen Hochschulen und Universitäten aus allen Nähten platzen: Derzeit schließen vielerorts angesichts geburtenstarker Jahrgänge besonders viele Menschen die Schule ab.

Hinzu kommt der Wechsel der Bundesländer vom Abitur nach 13 Schuljahren auf das Abitur nach 12 Schuljahren. Die Folge sind doppelte Abiturjahrgänge. Bayern, das Saarland, Niedersachsen und Hamburg haben diese Umstellung schon hinter sich. In diesem Jahr folgen Baden-Württemberg, Berlin und Bremen. In Hessen steht der doppelte Abiturjahrgang in zwei Schritten für dieses und für das kommende Jahr auf dem Stundenplan, für Nordrhein-Westfalen im kommenden Schuljahr. Und den Abschluss sollen Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2016 bilden. Hinzu kommen in diesem Jahr Brandenburg und Berlin, die zum zwölfjährigen Abitur zurückkehren. In Sachsen-Anhalt war dies 2007 und in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2008 der Fall.

Ein Effekt, der die Zahl der Studienplätze zudem in die Höhe treibt, ist die Aussetzung der Wehrpflicht: Plötzlich nämlich bewarben sich auch all jene, die an sich noch ihren Wehrdienst oder den Zivildienst absolviert hätten, um einen Studienplatz.

Im Rahmen des Hochschulpakts 2020 haben sich übrigens die neuen Länder verpflichtet, die Zahl der Plätze für die Erstsemester auf dem Niveau von 2005 zu erhalten.