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Zugvögel Ringe für Sachsen-Anhalts Kraniche

Tierschützer in Sachsen-Anhalt haben Kraniche mit Ringen und Sendern gekennzeichnet. Ziel ist es, das Verhalten genauer zu erforschen.

29.07.2018, 07:07

Kemberg (dpa) l Zum ersten Mal haben Tierschützer in Sachsen-Anhalt junge Kraniche mit Ringen und Sendern gekennzeichnet. Ziel der Aktion ist es, Zugwege, Winterquartiere und Ansiedlungsverhalten der Vögel genauer zu erforschen, wie Kranichexperte Axel Schonert sagte. Aus den Daten könnten dann auch Schlussfolgerungen für einen besseren Schutz der Tiere gezogen werden.

Insgesamt haben die Tierschützer Schonert zufolge vier Jungvögel im Raum Wittenberg und an der Goitzsche bei Bitterfeld gefangen und mit farbigen Ringen aus Plastik gekennzeichnet. Zudem wurden Sender angebracht, die per Funk Daten über den Aufenthaltsort der Tiere liefern. Nach Angaben des Experten brüten rund 600 Kranichpaare in Sachsen-Anhalt. In den vergangenen Jahren sind es stetig mehr geworden. Einige überwintern auch hier.

Schonert leitet gemeinsam mit seiner Frau die Initiative Kranichschutz in Sachsen-Anhalt. Die Jungvögel für die Beringung einzufangen sei nicht einfach gewesen, berichtete der Experte. „Kranichfang ist Teamarbeit." Mindestens vier Freiwillige waren im Einsatz – zwei pirschten sich an die Tiere heran, zwei weitere beobachteten die Kranichfamilie aus der Ferne und dirigierten die Fänger per Funkgerät. „Alle beteiligten Personen müssen darauf achten, dass sie nicht von den Kranichen entdeckt werden", sagte Schonert.

Zwar können die Jungvögel noch nicht fliegen, versuchen aber, vor den Fängern davonzurennen. Die Eltern beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung, so Schonert. Sind Ringe und Sender angebracht, werden die Tiere freigelassen und sind laut dem Experten schnell wieder in den Familienverband integriert. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden Kraniche den Angaben zufolge bereits seit vielen Jahren beringt. „Der älteste Ringvogel ist ein Weibchen, das mit 24 Jahren noch immer erfolgreich brütet", sagte Schonert.

Weil die Zahl der Kraniche in Sachsen-Anhalt zunimmt, werde die wissenschaftliche Datenerhebung immer wichtiger, betonte der Experte. Besiedeln Kraniche eine Region, sei das oft ein Hinweis auf gefährdete Amphibien, Fische, Libellen und andere Vogelarten, die ebenfalls dort leben. Schonert verweist zudem auf die steigende Bedeutung des Kranichtourismus. Die Beobachtung der Vögel sei in vielen Regionen bereits ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor – in Sachsen-Anhalt etwa am Stausee Kelbra im Landkreis Mansfeld-Südharz.

Die Kennzeichnung der Kraniche mit Ringen und Sendern soll Schonert zufolge in den kommenden Jahren fortgesetzt und ausgeweitet werden. Ziel sei es, rund zehn Kraniche pro Jahr zu beringen. „Wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren mehr Erfolg beim Fangen haben."

Kraniche werden bis zu 1,30 Meter groß und sind an ihrem charakteristischen Dreiecksflug und den trompetenartigen Rufen zu erkennen. Im Frühjahr und Herbst machen Zehntausende der Zugvögel Rast in Sachsen-Anhalt. Sie fliegen von ihren Winterquartieren in Südeuropa zu Brutplätzen, die häufig in Skandinavien und im Baltikum liegen – beziehungsweise in umgekehrter Richtung.