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Analysten: Land soll nach Kohle-Aus auf Wasserstoff setzen

Die Tage der klimaschädlichen Braunkohle sind nach Willen der Bundesregierung gezählt. Doch gerade in den Abbauregionen sind Ideen für neue Zugpferde gefragt. Volkswirte der NordLB halten Wasserstoff für die Antwort.

17.06.2019, 15:52

Magdeburg (dpa/sa) - Auf der Suche nach einer Zukunft ohne Braunkohle sollte sich Sachsen-Anhalts Süden nach einer Studie vor allem auf Wasserstoff konzentrieren. Das Element werde sowohl als Grundstoff in den wichtigen regionalen Branchen Chemie und Metallherstellung gebraucht, heißt es in einer Studie der Norddeutschen Landesbank, die am Montag in Magdeburg vorgestellt wurde.

Zudem sei Wasserstoff ein guter Energiespeicher für intelligente Energiesysteme der Zukunft, hieß es. Der Süden Sachsen-Anhalts habe die Voraussetzungen, um sich "hin zu einer modernen Energieregion mit Wasserstoff als Basis" zu entwickeln, erläuterte der NordLB-Analyst für Regionalwirtschaft, Eberhard Brezski. Zuvor hatte auch schon Landesenergieministerin Claudia Dalbert (Grüne) vorgeschlagen, Sachsen-Anhalt zu einer Modellregion auszubauen und dabei auf Wasserstoff als Speicher für Sonnen- und Windenergie zu setzen.

Die NordLB untersuchte in ihrer Studie, auf welche Faktoren für einen gelingenden Strukturwandel gesetzt werden sollte. Es müsse darum gehen, Technologien und Branchen im Revier auf- und auszubauen, die mindestens einen so hohen Wertschöpfungsanteil aufweisen wie die Braunkohlewirtschaft. Die Pläne der Landesregierung gingen dabei schon in die richtige Richtung, sagte Brezski. Entscheidend sei, dass Land, Kommunen und Wirtschaft vor Ort eng zusammenarbeiteten und eine "ganzheitliche Sichtweise einnehmen".

Deutschland will bis 2038 aus der klimaschädlichen Braunkohle aussteigen und nach jetzigen Plänen 40 Milliarden Euro investieren, um die Folgen in den Braunkohleregionen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen abzupuffern.

Wasserstoff passt aus Sicht der Bank-Analysten besonders gut in eine Zukunftsstrategie. Er könnte den Energiesektor stärken, für den es dank Braunkohle und erneuerbarer Energie schon viel Know-How im Land gebe. Zudem biete es Versorgungssicherheit für die rund um das Revier angesiedelte, energieintensive Industrie, etwa Chemie, hieß es.

Das Problem: Nicht nur Sachsen-Anhalt setzt auf Wasserstoff. Im Gesetzentwurf des Bundes zum Strukturwandel wird das Thema mehrfach angesprochen. Die Lausitz soll laut Papier beispielsweise ein Kompetenzzentrum bekommen, dass zur Umwandlung von Energie zu Gas forschen soll. Das Rheinische Revier will "Europäische Modellregion für Energieversorgungs- und Ressourcensicherheit" werden.

"Natürlich ist Wasserstoff derzeit in aller Munde", sagte der NordLB-Analyst Brezski. Aber Sachsen-Anhalt habe mit dem Projekt "Hypos" in Leuna und Bad Lauchstädt einen Vorteil, weil es schon Vorarbeit geleistet habe. Ein Zusammenschluss von mehr als 100 Beteiligten forscht in unterirdischen Salzkavernen an den Grundlagen, um Wasserstoff zu speichern.

Informationen zu Hypos

Mitteilung der NordLB zur Studie zum gelingenden Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier