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Auto vs. Fahrrad: Corona-Protest kleiner als erwartet

Gegner der Corona-Politik haben sich am Samstag erneut Leipzig ausgesucht, um ihrem Unmut Luft zu machen. Doch ihre Autokolonnen fallen deutlich kleiner aus als angekündigt. Und auf den Routen postieren sich radelnde Gegendemonstranten.

Von André Jahnke und Andreas Hummel, dpa 05.03.2021, 23:01
Sebastian Kahnert
Sebastian Kahnert dpa-Zentralbild

Leipzig (dpa) - Die Demonstration von Gegnern der Corona-Auflagen ist in Leipzig viel kleiner ausgefallen als angekündigt. Zugleich stießen die Autokolonnen aus mehreren Städten Sachsens und Sachsen-Anhalts am Samstag in der Messestadt auf breiten Gegenprotest. Deutlich mehr als 1000 Menschen waren laut Polizei unter dem Motto "Querdenken ausbremsen" unterwegs - viele mobil per Fahrrad. Mehrfach gelang es ihnen, sich auf und entlang der Routen zu postieren. So musste einer der Autokorsos mit etwa 160 Fahrzeugen mehrfach umgeleitet werden - er war erst mit großer Verspätung im Stadtteil Grünau gestartet.

Das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" wertete die Aktionen als Erfolg. "Das war heute ein guter Tag für Leipzig, ein guter Tag für die Zivilgesellschaft", schrieb Irena Rudolph-Kokot von diesem Bündnis auf Twitter. Leipzigs Polizeipräsident René Demmler zog ein positives Resümee des Einsatzes. "Wir konnten ein konfrontatives Zusammentreffen, das auch den Infektionsschutz nicht gerecht geworden wäre, verhindern", sagte er der "Leipziger Volkszeitung" (Online).

In Leipzig waren für Samstag rund 1000 Fahrzeuge in mehreren Autokorsos angemeldet. Doch letztlich konnten die Initiatoren weit weniger Unterstützer mobilisieren. Die Polizei sprach von etwa 350 Autos. Sie waren in Begleitung von Polizeifahrzeugen unter anderem aus Naumburg, Dresden und Limbach-Oberfrohna (Landkreis Zwickau) angereist. An den Autoscheiben hatten die Protestierer Plakate angebracht, auf denen sie ihren Unmut etwa gegen die Impfungen äußerten. Laut Polizei hatten mehrere Teilnehmer an dem Startpunkt in Leipzig-Grünau ihre Autokennzeichen abgeklebt. Dagegen seien die Einsatzkräfte vorgegangen, hieß es.

Nach heftigem Gegenprotest war ein solcher Autokorso am Vormittag in Halle beendet worden. Etwa 100 Menschen verhinderten teils mit Gewalt, dass sich die Fahrzeuge in der Stadt überhaupt versammeln konnten, wie eine Polizeisprecherin in Halle mitteilte. Die Polizei habe "Maßnahmen" gegen die Gegendemonstranten ergriffen. Auf beiden Seiten sei es zu Sachbeschädigungen gekommen. Ein weiterer Konvoi in Plauen wurde den Angaben nach vom Veranstalter am Vormittag abgesagt. Hierfür waren der Versammlungsbehörde rund 200 Teilnehmer avisiert worden. Wegen der hohen Corona-Inzidenz im Vogtland war für ihn nur eine Strecke in der Region genehmigt worden.

In Leipzig hatte ein Bündnis aus Vereinen, Initiativen, Parteien und Gewerkschaften dazu aufgerufen, sich den Gegnern der Corona-Maßnahmen entgegenzustellen. Aus mehreren Stadtteilen hatten sich Demonstranten per Fahrrad und Motorrad auf ins Zentrum zu einer Kundgebung auf dem Augustusplatz gemacht. Der Zustrom sei so groß gewesen, dass manche weggeschickt werden mussten, sagte Rudolph-Kokot.

Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 2500 Kräften im Einsatz - auch damit sich die Geschehnisse vom November nicht wiederholten. Damals war eine Demonstration von Kritikern der Corona-Maßnahmen aus dem Ruder gelaufen und hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Mehrere zehntausend Teilnehmer hatten sich in der Innenstadt versammelt und reihenweise gegen Corona-Auflagen verstoßen. Als die Stadt die Versammlung auflöste, erzwangen die Demonstranten einen Marsch über den Innenstadtring, obwohl das verboten war.

Das Konzept ging dieses Mal offensichtlich auf. Insgesamt seien 90 Verstöße gegen die sächsische Corona-Schutzverordnung festgestellt worden, hieß es. An Straftaten wurden unter anderem drei Sachbeschädigungen an Fahrzeugen und in einem Fall Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte registriert. Ein Polizist habe sich bei einem Verkehrsunfall mit einem Radfahrer leicht verletzt. Bei dem Einsatz waren auch Polizisten aus anderen Bundesländern sowie Hubschrauber im Einsatz; am Impfzentrum der Stadt war ein gepanzertes Fahrzeug stationiert.

© dpa-infocom, dpa:210306-99-714685/6

Weitere Informationen Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz

Live-Ticker der Polizei

Pressemitteilung der Polizei

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LVZ-Interview mit Polizeipräsident Demmler