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Entbindung in größter Not: Babyklappen nur selten genutzt

Ein wärmendes Bettchen hinter einer schlichten Klappe. Babynester können für verzweifelte Mütter Hilfen in größter Not sein. Es gibt sie seit 20 Jahren - auch in Sachsen-Anhalt. Die Statistiken sind nicht eindeutig.

Von Sabrina Gorges, dpa 06.04.2020, 06:15

Halle (dpa/sa) - Hilfe für Mütter in Not: Ungewollte Neugeborene werden in Sachsen-Anhalt nur selten in Babyklappen abgelegt. Seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2001 seien es 35 Kinder gewesen, teilte das Landesverwaltungsamt in Halle mit. 2019 sei kein Kind aus einem der drei Babynester in Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau den Adoptionsvermittlungsstellen übergeben worden.

Die statistischen Angaben basierten jedoch auf Freiwilligkeit in den Adoptionsvermittlungsstellen, hieß es. Inwieweit darüber hinaus Kinder in Babynester abgelegt wurden, sei nicht bekannt. "Babyklappen und anonyme Geburten seien rechtlich nicht erlaubte, aber geduldete Angebote", sagte Amtssprecherin Denise Vopel. Eine Babyklappe erlaube es einer Mutter, ihren Säugling unerkannt in ein Wärmebettchen mit Sensor hinter einer Stahlklappe zu legen. Das Kind werde nach einem Aufenthalt in einer Pflegefamilie an Adoptiveltern vermittelt.

Auch bei anonymen Geburten seien die Zahlen landesweit gering. So wurde den Angaben zufolge im Vorjahr ein anonym geborenes Kind zur Adoption vermittelt, seit 2001 fanden den Angaben zufolge 57 Jungen und Mädchen aus anonymen Geburten Adoptivfamilien.

Seit 2014 haben Mütter auch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Sie können in einem Krankenhaus inkognito entbinden und geben ihre Identität nur einer Beraterin zur Verwahrung preis. Im Alter von 16 Jahren habe das Kind die Möglichkeit, seine Herkunft zu erfahren. Den Adoptionsvermittlungsstellen seien seitdem 14 solcher Geburten zwischen Arendsee und Zeitz bekannt. "2019 wurde das Angebot zweimal genutzt", sagte Vopel. Und: "Es gibt keine gesonderte statistische Erfassung der Beurkundung von vertraulichen Geburten in den Standesämtern."

Deutschlands erste Babyklappe wurde vor 20 Jahren am 8. April in Hamburg in Betrieb genommen. Mittlerweile gibt es den Angaben zufolge bundesweit rund 100 solcher Hilfsangebote, mit denen verzweifelte Mütter unerkannt ihre ungewollten Säuglinge in Sicherheit bringen können.