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Erinnerung an Mauerfall: Rosen, Reden, Kerzen und Konzert

Als die Mauer vor 30 Jahren fiel, war die Euphorie bei vielen groß. Heute blickt Deutschland eher nachdenklich auf das historische Ereignis und die Folgen. Gefeiert werden soll aber trotzdem.

23.10.2019, 06:17

Berlin (dpa) - Bei der zentralen Feier zum 30. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin werden auch Jugendliche aus acht europäischen Ländern dabei sein. Sie werden am 9. November in der zentralen Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Gedanken zu einem gemeinsamen Europa vortragen, sagte der Direktor der Mauer-Stiftung, Axel Klausmeier, der Deutschen Presse-Agentur. Ein einiges Europa sei auch durch den Mauerfall möglich geworden.

An dem Tag soll in der Gedenkstätte mit Kerzen an die friedliche Revolution vom Herbst 1989 erinnert werden. Bei der Veranstaltung sollen laut Stiftung auch Rosen in die Hinterlandmauer zum Gedenken an die Opfer gesteckt werden. Eine Andacht ist in der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Todesstreifen geplant. Erwartet wird auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Mit dem Mauerfall vom 9. November 1989 ging die deutschen Teilung nach mehr als 28 Jahren zu Ende. Allein an der Berliner Mauer starben durch das DDR-Grenzregime nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 140 Menschen.

Die Bernauer Straße gilt als Symbol der deutschen Teilung. Als die Mauer 1961 hochgezogen wurde, lag die Häuserfront der Straße im Osten, der Bürgersteig im Westen. Zur heutigen Erinnerungslandschaft gehören original erhaltene Mauerteile. Allein im vergangenen Jahr kamen 1,1 Millionen Interessierte in die Erinnerungsstätte Bernauer Straße, zu der auch ein Dokumentationszentrum gehört.

Während frühere Mauer-Jubiläen mit bemalten Dominosteinen oder leuchtenden Ballonen eher unbeschwert gefeiert worden seien, habe sich die Stimmung gewandelt, so Klausmeier. Nachdenklichkeit - etwa über die innere Einheit oder Risse in der Gesellschaft, sei in den Vordergrund gerückt. Nicht alle hätten die Möglichkeiten der Freiheit nutzen können.

Die Auseinandersetzung mit der DDR fächere sich immer mehr auf, sagte der Historiker. Das Interesse an der Vergangenheit sei groß, auch bei jungen Leuten. Sie stellten neue Fragen, wollten wissen, ob in der DDR alles Diktatur gewesen sei oder wie es sich im Alltag lebte. "Dass die DDR eine Fußnote der Geschichte wird - das sehe ich nicht", so der 54-Jährige.

Klausmeier warb dafür, die Staaten nicht zu vergessen, die die Weichen für den Mauerfall gestellt hätten - etwa Polen mit der Solidarnosc-Bewegung oder Ungarn mit dem Zerschneiden von Grenzzäunen.

Steinmeier wird deshalb nach Angaben des Bundespräsidialamtes mit den Staatsoberhäuptern von Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn das Denkmal "Die Kauernde, sich aufrichtend" an der Bernauer Straße besuchen, das den Beitrag der Staaten zum Fall der Mauer würdigt.

Am Abend des Jubiläumstages wird der Bundespräsident am Brandenburger Tor zu den Menschen sprechen. Dort ist eine große Bühnenshow geplant. Dabei sein werden die Staatskapelle unter Daniel Barenboim sowie DJ WestBam.