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Halle schließt alle Schulen und Kitas bis zum 27. März

Die Stadt Halle greift angesichts des Coronavirus zu drastischen Maßnahmen. Sie könnte damit zum Schrittmacher für andere werden.

12.03.2020, 12:32

Halle (dpa/sa) - Um die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen, schließt Halle (Saale) als erste deutsche Großstadt von diesem Freitag an alle Kindertagesstätten und Schulen. Das gelte vorerst bis zum 27. März, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Donnerstag. Zudem seien alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Auch die Gebäude der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle würden geschlossen.

"In der Stadt Halle haben wir aktuell sieben Infektionsfälle. Da die Ermittlung der Kontaktwege nicht mehr sicher und vollumfänglich gewährleistet werden kann, sieht der Stab folgende Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für verhältnismäßig an", erklärte Wiegand.

Derzeit seien alle Infizierten in häuslicher Quarantäne - kein Corona-Patient müsse stationär behandelt werden, sagte Amtsärztin Christine Gröger. Insgesamt befänden sich geschätzt 200 Menschen in Quarantäne. Pro Tag werden den Angaben zufolge 60 bis 70 Tests vorgenommen.

"Ich bitte Sie alle, bleiben Sie weiter besonnen", mahnte Wiegand. Es habe sich jedoch herausgestellt, dass die letzten Kontaktwege bis in die Schulen, Kitas und Universitäten gingen. Die Selbstverantwortung der Eltern sei nun wesentlich, sagte der Oberbürgermeister. Als mögliche Lösung für die Betreuung der Kinder könnten Kleingruppen gebildet werden. Einen Notfallbetrieb der Schulen und Kitas werde es jedoch nicht geben, um mögliche Infektionswege zu unterbrechen.

Der Lehrbetrieb der Universität, der teils auch in den Semesterferien stattfindet, wird laut Wiegand ebenfalls von Freitag an eingestellt. Möglicherweise würden die Maßnahmen verlängert - das werde auf der Grundlage der aktuellen Lage entschieden. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus verschiebt Sachsen-Anhalt zudem den Start des Sommersemesters an den Hochschulen des Landes. Statt Anfang April soll das Semester nun am 20. April beginnen, sagte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums am Donnerstag in Magdeburg.

Die Maßnahmen sind nach Darstellung der Stadt Halle mit Sachsen-Anhalts Bildungsministerium und der Universitätsleitung abgestimmt. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sei unterrichtet worden. Die Maßnahmen seien weitreichend, dienten aber der Prävention, hieß es.

Auf die Frage nach möglichen Entschädigungen für Veranstalter verwies Wiegand auf das Infektionsschutzgesetz. Dort seien entsprechende Zahlungen geregelt. Gastronomiebetriebe und Einzelhandel blieben vorerst geöffnet. Auch der öffentliche Nahverkehr fahre weiter. Das Stadtoberhaupt betonte, dass sich die Lage fortlaufend ändern könne.

Sachsen-Anhalt war lange das einzige Bundesland ohne nachgewiesene Sars-CoV-2-Infektion gewesen; die ersten Fälle waren am Dienstag bekannt geworden. Den jüngsten Zahlen des Sozialministeriums zufolge gibt es im Land mittlerweile 24 nachgewiesene Infektionen. Das sei der Stand von Donnerstag, 11.00 Uhr, teilte das Ressort in Magdeburg mit. Seit Mittwochabend seien zehn Fälle hinzugekommen. Inzwischen seien damit nachweislich Menschen in acht Landkreisen sowie in Halle und Magdeburg mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Auch die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau meldete am Donnerstagmittag einen ersten Corona-Fall.