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Jetzt wird in Sachsen-Anhalt gegen das Coronavirus geimpft

Eine 101 Jahre alte Dame aus Halberstadt und andere Heimbewohner haben schon am Samstag den Corona-Impfstoff bekommen. Seit Sonntag wird der lang erwartete Piks in vielen Teilen des Landes gesetzt.

27.12.2020, 15:00
Kay Nietfeld
Kay Nietfeld dpa Pool

Halberstadt/Magdeburg/Dessau-Roßlau (dpa/sa) - Nach dem vorzeitigen Start mit einer 101-Jährigen in Halberstadt sind am Sonntag landesweit die Impfungen losgegangen. "Jetzt liegt es an allen, mitzumachen", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er besuchte gemeinsam mit Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) die Martha-Haus Seniorenresidenz GmbH mit 68 Bewohnerinnen und Bewohnern. Laut Geschäftsführer Axel Peiler wollten sich nur zwei Bewohner nicht impfen lassen. Am Samstagmorgen waren 9750 Impfdosen nach Sachsen-Anhalt geliefert und an die elf Landkreise und die drei kreisfreien Städte weitergeleitet worden.

Für bundesweites Aufsehen sorgte die vorzeitige Impfaktion in Halberstadt. Bundesweit war der Impfstart für Sonntag verabredet worden. Im Seniorenzentrum Krüger in Halberstadt bekam die 101 Jahre alte Edith Kwoizalla die erste Impfung. Beobachtern zufolge nahm sie den Piks gelassen und mit einem Lächeln hinter dem Mund-Nasen-Schutz entgegen.

Ministerpräsident Haseloff sagte, er sei auch überrascht worden von der Aktion des Landkreises Harz: "Ich habe es per SMS vom Bundesminister [Jens Spahn] erfahren und habe mich so wie er genauso gewundert. Aber ich kann es nur so erklären, dass sich dort der Druck so aufgestaut hat, so schnell wie möglich loszulegen."

Der Landkreis Harz habe zuvor angefragt, ob die Einrichtung vorbereitet sei, sagte Heim-Betreiber und Pflegefachkraft Tobias Krüger. "Jeder Tag, den wir warten, ist ein Tag zu viel", sagte er. Krüger zufolge ließen sich 40 der 59 Bewohnerinnen und Bewohner und 10 von rund 40 Mitarbeitern impfen. "Alle, die wollten, sind geimpft worden." Am Sonntag sagte er, alle hätten die Impfung gut vertragen, auch die 101-Jährige. Ihr gehe es wie immer.

Haseloff betonte: "Wir brauchen eine hohe Akzeptanz. Nur wenn wir große Teile der Bevölkerung in den nächsten Wochen und Monaten durchimpfen können, werden wir mit den medizinischen Möglichkeiten die entsprechenden Infektionen zurückdrängen und die Pandemie bekämpfen." Nötig sei auch ausreichend Impfstoff, es müsse so viel produziert werden wie möglich.

Um eine Immunisierung zu erreichen, sind zwei Pikse im Abstand von drei Wochen nötig. Für dieses Jahr sind laut Sozialministerium noch zwei weitere Lieferungen avisiert, danach sollen zunächst wöchentlich 19 500 Dosen ankommen.

Sie sind erst einmal für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen und das Pflegepersonal sowie Krankenhauspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko bestimmt, etwa auf Intensivstationen und in Notaufnahmen. Auch alle über 80-Jährigen sollen zu den ersten Geimpften gehören. Bei der Vorbereitung im Impfzentrum Magdeburg sagte ein Arzt am Sonntagmorgen: "Ich bin so froh, dass wir heute anfangen. Es ist ein Segen, dass wir impfen können."

In den zurückliegenden Wochen haben die Landkreise und kreisfreien Städte Impfzentren aufgebaut. Dort soll die Arbeit losgehen, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Geimpft werden kann nur, wer einen Termin hat. Die Terminvergabe beginnt laut Sozialministerium voraussichtlich Mitte Januar.

Mit schnellen Lockerungen der Corona-Regeln ist laut Haseloff nicht zu rechnen, die Infektionszahlen seien weiter besorgniserregend hoch. In Sachsen-Anhalt sind binnen eines Tages 413 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden, wie das Sozialministerium am Sonntag mitteilte. Demnach lag die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen bei 206,85 und damit unter dem Wert des Vortages von 211,55. Sieben Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus sind von Samstag bis Sonntag gemeldet worden. Die Gesamtzahl stieg auf 523.

Unterdessen werden in Sachsen-Anhalt stetig mehr Covid-19-Patienten mit einem schweren Verlauf in den Krankenhäusern behandelt. Am Sonntag seien 151 Intensiv- und Beatmungsbetten mit diesen Patienten belegt gewesen, 85 davon wurden künstlich beatmet.