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Kabinett stellt neue Corona-Regeln auf

Freiheit auf Bewährung: Nachdem sich die Sachsen-Anhalter wochenlang an die Verbote der Corona-Verordnungen gehalten haben, will das Kabinett einen Paradigmenwechsel wagen: Ab Donnerstag soll es fast nur noch Empfehlungen geben und kaum Verbote.

30.06.2020, 04:52

Magdeburg (dpa/sa) - Trotz einzelner Ausbrüche steht Sachsen-Anhalt im dritten Monat der Corona-Krise noch immer gut da, was das Infektionsgeschehen angeht. Die Landesregierung will in der Corona-Politik daher jetzt umschwenken: In der neuen Corona-Eindämmungsverordnung sollen Empfehlungen an die Stelle der meisten Verbote treten. Die neuen Regeln, die am Donnerstag in Kraft treten sollen, haben die Ministerinnen und Minister in den vergangenen zwei Wochen zusammengetragen, am Dienstagvormittag sollte das Kabinett darüber entscheiden.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatten den Paradigmenwechsel bereits vorige Woche angekündigt, damit sich Menschen und Unternehmen darauf einstellen können. Eine Übersicht über die angekündigten Lockerungen:

GROßVERANSTALTUNGEN werden den Plänen zufolge Schritt für Schritt wachsend wieder möglich sein: Die Gesundheitsministerin sagte, in geschlossenen Räumen solle die maximale Teilnehmerzahl auf 250 Menschen begrenzt werden. Vom 1. September werde die Grenze auf 500 Menschen hochgesetzt. Voraussetzung sei, dass die Veranstaltungen "fachkundig organisiert" werden. Draußen sollen bis zu 1000 Menschen zu Veranstaltungen zusammenkommen können - Grund ist laut Grimm-Benne, dass die Gefahr einer Ansteckung an der frischen Luft deutlich geringer sei als in geschlossenen Räumen.

Auch bei PRIVATFEIERN können wieder mehr Menschen zusammenkommen, wenn das Kabinett die Regelung am kommenden Dienstag beschließt: 50 statt bisher 20 Menschen sollen gemeinsam im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis feiern können.

KINDER sollen in den Sommerferien wieder in Ferienlager fahren dürfen. Eine konkrete Maximalteilnehmerzahl wurde offen gelassen. Man wolle nicht reglementieren, welches Kind mitfahren darf und welches nicht, sagte Grimm-Benne. Wichtig sei, dass die Gruppen konstant seien, betonte Haseloff.

Für den SPORT sind ebenfalls weitreichende Lockerungen geplant, wie Grimm-Benne weiter sagte. Sportwettkämpfe sollen wieder angesetzt werden können. Die Grenze von 1000 Menschen für Veranstaltungen im Freien soll auch hier gelten. Dabei sollen die jeweiligen Hygieneregeln und Vorgaben der Sportverbände eingehalten werden. Auch Kontaktsport soll vom 2. Juli an wieder erlaubt werden.

MESSEN, AUSSTELLUNGEN, SPEZIAL-, FLOH- UND TÖPFERMÄRKTE sollten wie Ladengeschäfte unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen dürfen. Eine Person je zehn Quadratmetern solle zugelassen werden. Die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregelungen müssten eingehalten werden, zudem seien Zugangskontrollen nötig, sagte Grimm-Benne.

In REISEBUSSEN sollen laut der Ministerin künftig ähnliche Regelungen gelten wie im ÖPNV. Weil der Mindestabstand von 1,50 Metern dort nicht eingehalten werden könne, sei auch dort eine Mund-Nasen-Bedeckung nötig. "Und wir sagen, wenn die Fahrzeit länger als drei Stunden beträgt, sollte der Mund-Nasen-Schutz vom Veranstalter gestellt werden." Zudem müsse es regelmäßige Lüftungspausen geben.

REISENDE AUS CORONA-HOTSPOTS müssen in Sachsen-Anhalt bereits seit Samstag beweisen, dass sie nicht infiziert sind, um in Hotels und auf Campingplätzen einzuchecken. An der erst Freitag vereinbarten Regelung sollte sich nichts Wesentliches ändern.

GESCHLOSSEN bleiben sollen Clubs, Diskotheken, Prostitutionsstätten, Volksfeste und Jahrmärkte. Damit sich aber überhaupt noch Karussells und Fahrgeschäfte drehen können in diesem Jahr, sollen laut Grimm-Benne Messen gut organisiert werden. "Auch dort kann man fachkundig organisierte Veranstaltungen zulassen mit unterhaltenden Attraktionen wie Fahrgeschäften im Außenbereich." Die Messegelände sollten mit Ein- und Ausgangskontrollen organisiert werden, so dass es nicht mehr als 1000 Besucher gebe. Schausteller hätten bereits selbst Konzepte entwickelt.