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"Karl Marx"-Schriftzug vor Schule sorgt für Kritik

07.05.2018, 12:37

Gardelegen (dpa/sa) - Ein neu installierter, knallroter Schriftzug mit den Lettern "Karl Marx" vor einer gleichnamigen Sekundarschule in Gardelegen sorgt für Kritik der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Für Birgit Neumann-Becker erwächst aus der Wahl des Schriftzuges aus DDR-Zeit die Befürchtung, dass mit der Instrumentalisierung von Karl Marx für Marxisten nicht klar genug gebrochen wurde, teilte sie am Montag in Magdeburg mit.

"Viele, nicht alle Ostdeutschen zwischen 1945 und 1989 verbinden mit Karl Marx: Staatliche Einschränkung der Gedankenfreiheit. Und nun thront der rote Schriftzug wieder in Gardelegen", schrieb Neumann-Becker.

Der Schriftzug hatte an einem alten Gebäude der Schule geprangt, der nach einem Bericht der "Volksstimme" 2013 abgerissen worden war. Ersteigert hatte ihn dann der ehemalige Kultusminister Karl-Heinz Reck. Er ließ ihn aufarbeiten und stiftete ihn laut Zeitung nun der Schule mit der Begründung: "Er (Marx) war ein großer Deutscher. Seine Ideen haben die Welt verändert. Und die Schüler können stolz darauf sein, dass sie in eine Schule gehen, die seinen Namen trägt." Reck gehörte bis 2008 der SPD an.

Die Aufarbeitungsbeauftragte Neumann-Becker mahnt einen kritischen Umgang mit Marx und dem Schriftzug an. "Ich empfehle der Schule, sich auf die Suche nach den Biografien von Schülerinnen und Schülern zu machen, denen im Namen des Marxismus Bildungsabschlüsse verwehrt wurden. Und auch die Suche nach Lehrerbiografien in unserem Lande könnte sich lohnen, die aus Gewissensgründen Schülern in der Diktatur tapfer halfen, oder aus dem Dienst schieden und nach Westdeutschland ausreisten."

Diese Geschichten gehörten dazu, wenn man heute über Marx rede. "Der Schriftzug sollte - wenn er nun schon da ist - durch eine künstlerische Gestaltung gebrochen werden, um gerade nicht den naheliegenden Anschein einer Ostalgie an fahrlässig falscher Stelle zu erwecken", forderte Neumann-Becker.

Infos der Karl-Marx-Schule zur Neuinstallation des Schriftzuges

Beitrag "Volksstimme"