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Linken-Fraktionschef Knöchel tritt zurück

Eine Landtagsfraktion nach innen zusammenzuhalten und nach außen gut zu vertreten, ist ein schwieriger Job. Gegenwind gibt es aus allen Richtungen. Für Linken-Fraktionschef Swen Knöchel war der Wind aus den eigenen Reihen zu stark.

Von Dörthe Hein, dpa 20.10.2017, 15:56
Swen Knöchel ist nicht mehr Fraktionschef der Linken in Sachsen-Anhalt. Foto: Peter Gercke/Archiv
Swen Knöchel ist nicht mehr Fraktionschef der Linken in Sachsen-Anhalt. Foto: Peter Gercke/Archiv dpa-Zentralbild

Magdeburg (dpa/sa) - Swen Knöchel tritt als Fraktionschef der Linken im sachsen-anhaltischen Landtag zurück. "Anlass für diesen Schritt sind die Aufforderungen des Landesvorsitzenden und des Fraktionsvorstandes an mich, zur anstehenden Wahl des Fraktionsvorstandes nicht erneut zu kandidieren", erklärte der 43 Jahre alte Finanzpolitiker am Freitag via Facebook. "Die Aufforderung war verbunden mit massiver Kritik an meinem Führungsstil und den in meiner Verantwortlichkeit liegenden Zustand der Landtagsfraktion. Kritik, die ich annehmen muss, die mich aber in der massiven Form des Vortrages überraschte und teilweise auch verletzt hat."

Knöchel war im März 2016 nach der Landtagswahl zum Fraktionschef gewählt worden. Damals stand die Linke vor einem Neustart. Die Partei hatte mit Spitzenkandidat Wulf Gallert 16,3 Prozent der Stimmen geholt, 2011 waren es noch 23,7 Prozent. Knöchel sitzt seit der damaligen Landtagswahl im Parlament. Der ehemalige Betriebsprüfer übernahm den Vorsitz der 16-köpfigen Fraktion von Gallert.

Mitte November wäre laut einer Fraktionssprecherin regulär ein neuer Fraktionsvorstand gewählt worden. Knöchel wartete den Termin nicht mehr ab und verbreitete seine Rücktrittserklärung am Freitag für viele überraschend. "Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, das schien aber für dieses Amt nicht genug zu sein."

Meinungsverschiedenheiten habe es nur selten über die politische Ausrichtung der Fraktion gegeben, sehr oft aber in Fragen der Organisation und Kommunikation. "Diese Debatten waren nervenaufreibend und für mich nur schwer zu bewältigen, führten zu Grabenkämpfen und ja, sie haben mich teilweise überfordert und aufgerieben", schrieb Knöchel. "Mir ist bewusst, dass ich persönlichen Befindlichkeiten zu wenig Respekt gezollt, manchen verletzt und einigen Fragen zu wenig Beachtung geschenkt habe. Dafür möchte ich Euch herzlichst um Entschuldigung bitten." Mit seinem Rücktritt wolle er der Linken weitere zermürbende Debatten ersparen und den Weg für eine Nachfolge frei machen.

Die stellvertretende Fraktionschefin Eva von Angern und der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Gebhardt erklärten: "Swen Knöchel hat als Fraktionsvorsitzender in den letzten anderthalb Jahren in einer schwierigen Situation viel geleistet und seine neue Funktion mit hohem Engagement ausgefüllt. Wir bedanken uns ausdrücklich für seine geleistete Arbeit." Ähnlich äußerte sich Linken-Landeschef Andreas Höppner.

"Neben Erfolgen gab es in der Fraktion und in der Partei aber auch Kritik. Darüber haben wir in einem ehrlichen Prozess diskutiert - und zwar intern und nicht über Dritte", schrieb Höppner. Knöchel werde auch weiterhin ein wichtiges und kompetentes Mitglied der Fraktion sein, betonten von Angern, Gebhardt und Höppner.

Knöchel kündigte an, er freue sich darauf, nun wieder in der Finanzpolitik und im Wahlkreis zu arbeiten. In den kommenden Wochen wolle er aber eine kleine Auszeit nehmen, um Abstand zu gewinnen und sich neu zu sortieren.

Facebook-Seite von Swen Knöchel mit der Rücktrittserklärung

Infos zu Swen Knöchel

Pressemitteilung Linken-Fraktion zum Amtsverzicht von Knöchel

Erklärung des Landesvorsitzenden Andreas Höppner zu Knöchels Verzicht