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Nach Anschlag in Halle: Erneut Schuss auf Döner-Imbiss?

Ein Döner-Imbiss erlangt im Oktober 2019 weltweit traurige Berühmtheit. Der Rechtsextremist, der ein Massaker in der Synagoge der jüdischen Gemeinde in Halle anrichten wollte, tötete in dem nahen Imbiss einen Mann. Wurde auf den Laden nun erneut geschossen?

12.02.2020, 15:54

Halle (dpa/sa) - Gut vier Monate nach dem Terroranschlag von Halle ist an der Scheibe des angegriffenen Imbisses ein neues Loch entdeckt worden. Kriminaltechniker waren am Mittwoch vor Ort, um Spuren zu sichern. Wie ein Polizeisprecher sagte, wurden keine Projektile gefunden. Die Ermittler untersuchen derzeit einen Zusammenhang mit mehreren anderen Taten. "Insgesamt liegen der Polizei bisher Anzeigen zu neun verschiedenen Tatorten vor", teilten die Beamten mit.

Am Mittwochmorgen war die Polizei gegen 9.35 Uhr über den aktuellen Fall informiert worden. Den Angaben zufolge wird wegen Sachbeschädigung ermittelt. Zuerst hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" online berichtet. Wie der Polizeisprecher sagte, wird auch geprüft, ob es eine Verbindung zu den Löchern in einer Scheibe des Bürgerbüros des SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby gibt, die Mitte Januar entdeckt worden waren.

In dem Fall ermitteln der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft. Diaby erhielt auch Morddrohungen. Neben Diabys Büro waren unter anderem das Justizzentrum, ein Geschäft für E-Zigaretten, ein Café und mehrere Gaststätten Ziele der Angriffe.

"Alle Sachbeschädigungen wurden mit einem bisher unbekannten Gegenstand verursacht und erwecken den Eindruck, dass hier jemand mit einer Schusswaffe hantiert hat", heißt es in der Polizeimeldung. Derzeit werde jedoch davon ausgegangen, dass keine scharfe Schusswaffe benutzt worden sei.

Der "Kiez"-Döner war am 9. Oktober vorigen Jahres in der Nähe der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle zum zweiten Tatort eines Terroranschlags geworden. Der Täter beschoss den Laden und tötete einen 20 Jahre alten Gast. Zuvor hatte er vergeblich versucht, in die Synagoge zu gelangen. Darin hatten sich viele Gläubige versammelt, um den höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, zu feiern.

Als der Täter an der Synagogentür scheiterte, erschoss er in der Nähe eine 40 Jahre alte Passantin. Danach erschoss er in dem nahen Dönerladen den jungen Mann, der dort Gast war. Ein 27 Jahre alter Deutscher hat die Tat gestanden und rechtsextreme und antisemitische Motive eingeräumt. Er sitzt in Untersuchungshaft, eine Anklage wird zeitnah erwartet. Der Terroranschlag sorgte weltweit für Bestürzung und Mitgefühl mit den Opfern.

Das Team des Imbisses um den früheren Besitzer Izzet Cagac zeigte sich schockiert über das neue Loch. "Es hört einfach nicht auf", sagte Cagac der "Mitteldeutschen Zeitung". Der Deutschen Presse-Agentur sagte Cagac, er gehe nicht davon aus, dass der Laden gezielt angegriffen worden sei. "Ich möchte auch gar nicht glauben, dass das gezielt gegen uns gerichtet war."

Der Imbiss war nach dem Anschlag zunächst zum Trauerort geworden und hatte viel Solidarität erlebt. 40 Tage nach dem Anschlag öffnete er wieder.

Bericht der Mitteldeutschen Zeitung