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Schulungen: Bahnpersonal schützt sich vor Angriffen

Pöbeln, spucken, schlagen: Aggressive Fahrgäste können für das Zugpersonal gefährlich werden. Deshalb schulen Bahnunternehmen ihre Mitarbeiter. Einige sind auch mit Abwehrspray unterwegs.

19.04.2019, 08:41

Halle (dpa/sa) - Zum Schutz vor der steigenden Zahl von Übergriffen von Fahrgästen in Sachsen-Anhalt erhalten Bahnmitarbeiter intensive Schulungen und spezielle Ausrüstung. 2018 wurden im Land 65 Mitarbeiter der Deutschen Bahn angegriffen, wie ein Sprecher in Berlin sagte. 2017 gab es 48 Übergriffe. "Wir haben unsere Mitarbeiter aufgefordert, wirklich alle Fälle von Angriffen anzuzeigen, nicht nur bei ihrem Teamchef, sondern vor allem auch bei der Polizei", erklärte der Bahnsprecher. Daher sei die Zahl der Übergriffe stark gestiegen.

Sachsen-Anhalt liegt im bundesweiten Vergleich auf einem recht niedrigen Niveau. Deutschlandweit gab es 2018 nach Bahnangaben 2620 Übergriffe - die meisten davon in bevölkerungsreichen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen. 2017 wurden bundesweit rund 100 Angriffe weniger gezählt.

Mehr als 4000 Sicherheitskräfte sorgen bei der Deutschen Bahn bundesweit für Ruhe und Ordnung. Um sie vor Attacken zu schützen, seien die Männer und Frauen mit Schutzwesten und Abwehrspray ausgestattet. Auch Zugbegleiter dürften nach einer entsprechenden Schulung Abwehrspray mit sich führen. Darüber hinaus plane die Deutsche Bahn eine SOS-App für Mitarbeiter. Per Smartphone könnten in kürzester Zeit Einsatzkräfte hinzugerufen werden.

Auch das Zugunternehmen Abellio registriert immer wieder Angriffe auf sein Bahnpersonal. 2018 wurden nach eigenen Angaben auf den Strecken in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Hessen und Niedersachsen insgesamt neun tätliche Übergriffe verzeichnet. Im Jahr zuvor gab es vier Vorfälle. Diese reichten von Beleidigungen mit Anspucken bis hin zu Schlägen ins Gesicht der Zugbegleiter.

Um die eigenen Zugbegleiter und Sicherheitsbeauftragten besser zu schützen, veranstalten die Deutsche Bahn und Abellio regelmäßige Schulungen für ihre Mitarbeiter. Die Angestellten der beiden Unternehmen würden in Trainings und Rollenspielen lernen, wie sie Situationen deeskalieren und Konflikte lösen könnten, hieß es. Bei der Deutschen Bahn stünden zudem für die bundesweit rund 40 000 Bahnmitarbeiter mit Kundenkontakt Techniken zur Selbstverteidigung auf dem Programm.

Es gehe vor allem darum, das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter zu stärken, betonte ein Abellio-Sprecher. Neben den Trainings gebe es auch eine engere Zusammenarbeit mit der Bundespolizei. In Notfällen seien die Beamten schnell vor Ort und würden das Zugpersonal schützen.

Gerade am Rande von Fußballspielen oder größeren Veranstaltungen komme es häufig zu verbalen oder tätlichen Auseinandersetzungen, sagte der Bahnsprecher. Die meisten Vorfälle geschehen den Angaben zufolge an den Bahnhöfen des Landes. Oft würden die Übergriffe von Betrunkenen oder von Reisenden ohne Fahrkarte ausgehen, hieß es.