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"Situation ist brenzlig": Wälder kämpfen mit Trockenheit

Der trockene Sommer 2018 war auch für die Wälder eine Ausnahmesituation. Regen im Winter konnte das Defizit kaum ausgleichen. Ein Experte warnt daher: 2019 könnte es noch schlimmer kommen.

24.04.2019, 06:29

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Wäldern drohen in diesem Jahr erneut massive Schäden durch Trockenheit. Im Winter habe es nicht genug geregnet, um die leeren Wasserspeicher ausreichend aufzufüllen, sagte der Leiter des Landesforstbetriebs, Bernd Dost, der Deutschen Presse-Agentur. Lediglich die obere Bodenschicht bis zur Tiefe von einem halben Meter sei durchfeuchtet. Darunter sei der Boden bis 1,5 Meter Tiefe vielerorts noch immer komplett ausgetrocknet. "Das hatten wir in den letzten 30 Jahren nicht mehr", sagte Dost. "Die Situation ist brenzlig."

Stürme und Trockenheit haben Dost zufolge im vergangenen Jahr rund 4800 Hektar Landeswald beschädigt. Auf einem Großteil dieser Fläche musste der Forstbetrieb aufforsten und neue Bäume pflanzen. "Wenn es bis Juni nicht ordentlich regnet, müssen wir mit Schäden in einer ähnlichen Größenordnung rechnen", sagte Dost. "Es wird definitiv weitere Trockenschäden geben." Wald im Besitz des Landes macht mit rund 140 000 Hektar etwa ein Drittel der mit Wald bedeckten Fläche in Sachsen-Anhalt aus. Die Verhältnisse im Landesforst seien aber auf den übrigen Wald übertragbar, sagte Dost.

Um neu gepflanzte Bäume in den aufgeforsteten Gebieten macht sich der Experte zunächst noch weniger Sorgen. Da die Wurzeln dieser Bäume noch nicht so tief reichen, können sie sich aus der derzeit ausreichend feuchten oberen Bodenschicht versorgen. Ältere Bäume haben in dieser oberen Schicht dagegen nur einen Teil ihrer Wurzeln, in tieferen Regionen ist jedoch kaum Feuchtigkeit vorhanden. "Es kommt dann zu einem mangelhaften Nährstoffaustausch", erläuterte Dost. Bäume würden zunächst Blätter oder Nadeln abwerfen und dann von oben nach unten austrocknen.

Dazu kommt, dass Bäume im Trockenstress anfälliger für Schädlinge sind. Der Borkenkäfer etwa könnte deshalb in diesem Jahr großflächig zuschlagen und die Probleme weiter verschärfen. Auch im vielen Schadholz, das Stürme und Trockenheit im vergangenen Jahr hinterließen und das vielerorts noch immer im Wald liegt, finden Schädlinge ideale Bedingungen vor.

Derzeit berichteten die Förster zwar von einem leicht verbesserten Harzfluss bei den Jungbäumen - ein Zeichen, dass sie aktuell noch genügend Feuchtigkeit über die Wurzeln aufnehmen können, erklärte Dost. Doch kommt kein Regen nach, könnten auch die oberen Bodenschichten schnell wieder völlig trocken sein - noch früher als im Ausnahmejahr 2018. Dann müsse auch damit gerechnet werden, dass die frisch angepflanzten Aufforstungen Schaden nehmen oder gar absterben, sagte Dost.