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Stiftungen wollen Netzwerk für "Wunderkammern" aufbauen

22.02.2020, 12:03

Halle (dpa/sa) - Ein ausgestopftes Krokodil vom Nil, ein Mäuseembryo oder ein 300 Jahre alter Flusspferdzahn: In den Franckeschen Stiftungen in Halle beherbergt die sogenannte Wunderkammer mehr als 3000 historische Objekte, die bis heute für pädagogische Zwecke genutzt werden - um Kindern die Vielfalt des Planeten zu erklären. Um in Erfahrung zu bringen, wo es überall in Europa und darüber hinaus Kunst- und Naturalienkabinette gibt, wollen die Stiftungen ein Netzwerk aufbauen. Wie der Direktor Thomas Müller-Bahlke sagte, wurde dazu Kontakt mit Experten wie aus dem Museum Kunstkammer St. Petersburg und aus Großbritannien aufgenommen.

Allein in Halle habe es einst im 18. Jahrhundert 20 Kunst- und Naturalienkammern gegeben. Die Wunderkammer in den Franckeschen Stiftungen sei in Europa die einzige vollständige, am originalen Standort und mit originalem Mobiliar erhaltene barocke Sammlung bürgerlichen Ursprungs. Der evangelische Theologe August Hermann Francke (1663-1727) hatte in Halle zunächst ein Waisenhaus gegründet. Daraus entwickelte sich eine Schulstadt von europäischem Rang, in der arme, bürgerliche wie auch adelige Kinder gemeinsam lernten und lebten.

Francke schickte zugleich Missionare in die Welt. Sie brachten Exponate wie von exotischen Tieren zurück. Diese wurden in Halle nach Angaben der Stiftungen für den Unterricht genutzt und in der Kunst- und Naturalienkammer archiviert. Heute befinden sich auf dem Gelände der historischen Schulstadt rund 40 Bildungs- und Sozialeinrichtungen.

Kunstkammer St. Petersburg

Die "Wunderkammer" an den Franckeschen Stiftungen in Halle