2. Bundesliga Die altbekannten Sorgen des FCM
Geführt und verloren – weil der Gegner in zwei entscheidenden Szenen zu viel Platz hatte. Die anfällige Abwehr bleibt das Hauptproblem des 1. FC Magdeburg.

Magdeburg - Tim Sechelmann hatte den Ball fest im Blick, verfolgte seinen Gegenspieler vom FC St. Pauli und eroberte tatsächlich im Laufduell noch das runde Leder. Für diese Szene erntete der Abwehrspieler des 1. FC Magdeburg, der nach einem halben Jahr mal wieder in der Startelf stand, von den Rängen der MDCC-Arena Applaus. Ballgewinne sind wichtig – vor allem im Abstiegskampf. Aber das Leder kann nur dann erobert werden, wenn man eben eng an seinem Gegenspieler bleibt und ihm nicht zu viel Platz lässt. Doch das gelang den Elbestädtern am Sonnabend in zwei entscheidenden Szenen, die letztlich die 1:2 (1:0)-Niederlage gegen die Hamburger herbeiführten, nicht.
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Deshalb kassierte der Aufsteiger im 21. Zweitliga-Spiel der Saison die Gegentore 40 und 41. „Wir sprechen seit Wochen darüber, dass wir besser verteidigen müssen“, monierte Sechelmann mit dem Wissen, dass der FCM weiterhin den Höchstwert an Gegentreffern im deutschen Unterhaus hält. Bislang hielt die Mannschaft von Cheftrainer Christian Titz nur ein einziges Mal den eigenen Kasten sauber – beim 1:0 gegen den SSV Jahn Regensburg am 2. Oktober des vergangenen Jahres.
FCM-Konkurrenz im Keller spielt häufiger zu null
Dahingehend ist die Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt etwas besser aufgestellt. Sie fing sich weniger Tore und spielte zudem häufiger zu null. Der 1. FC Nürnberg (32 Gegentore), der sich nach dem jüngsten 0:5-Debakel gegen den 1. FC Heidenheim von Trainer Markus Weinzierl trennte, hielt bereits siebenmal den Kasten sauber.
Regensburg (37 Gegentore) spielte dagegen sechsmal zu null. Hansa Rostock (28 Gegentore) sowie der Karlsruher SC (33 Gegentore) ließen in fünf Partien hinten nichts zu. Greuther Fürth (31 Gegentore) und das Schlusslicht SV Sandhausen (39 Gegentore) hielten immerhin viermal den Laden dicht. Eintracht Braunschweig (35 Gegentore/dreimal zu null) und Arminia Bielefeld (34/zweimal) haben zumindest eine etwas bessere Statistik als der 1. FC Magdeburg.
Dessen Trainer kennt diese Zahlen. Und Titz weiß auch um die altbekannte Anfälligkeit seiner Mannschaft nach ruhenden Bällen. Solch einer wurde dem Tabellen-15. erneut gegen St. Pauli zum Verhängnis – durch den Kopfball von Jackson Irvine. Der 1,89-Meter-Mann erzielte alle seine bisherigen vier Tore übrigens per Kopf. Dabei war Blau-Weiß mit acht Feldspielern gegenüber sechs Akteuren der Gäste rund um den Elfmeterpunkt in der Überzahl. Doch selbst die zahlenmäßige Überlegenheit des FCM im Strafraum verhinderte das Gegentor nicht, weil Irvine alle Freiheiten hatte.
„Wir sind nicht klar in der Zuordnung drin. Du kannst Standardsituationen nicht immer zu 100 Prozent verteidigen“, sagte Titz, der seiner Mannschaft nur vorwarf, dass der Gegenspieler „frei zum Kopfball gekommen ist“. Es liege „nur an uns“, so der Chefcoach, dass der FCM ein Spiel erneut einfach aus der Hand gegeben hat.
Magdeburger Offensive zumindest stabil
„Dass wir 1:2 verlieren, ist am Ende ärgerlich“, erklärte auch Sechelmann, der sich am Sonnabend nach einem weiteren Gegentreffer enttäuscht die Hand vor die Stirn hielt und mit der Defensivschwäche des FCM haderte. Sie bleibt das Kernproblem des Aufsteigers, der sich dadurch trotz selbst erzielter Tore immer wieder in Schwierigkeiten bringt und die Punkte nicht holt.
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Vorne hat sich Magdeburg (27 Tore) stabilisiert und traf in den vergangenen fünf Partien nacheinander immer mindestens einmal. Doch im Fußball benötigt es neben eines verlässlichen Angriffs auch eine sichere Abwehr, die der Qualität der jeweiligen Liga gerecht wird. Letzteres ist beim FCM nicht der Fall. Eine Gelegenheit zur Verbesserung gibt es nun am Sonntag bei Hannover 96 (13.30 Uhr/Sky). Sechelmann erklärt die dortige Devise des FCM: „Als Mannschaft besser zusammen zu verteidigen.“ Ein Appell, der mittlerweile beim FCM bekannt ist.