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Fußball Der FCM-Torschütze und der Prophet

Das 1:0 des 1. FC Magdeburg in Ingolstadt war ein Erfolg des Willens. Es war aber auch der Beweis, dass sich der FCM weiterentwickelt hat.

Von Manuel Holscher 04.02.2019, 00:01

Ingolstadt l FCM-Trainer Michael Oenning und Offensivspieler Philip Türpitz hatten in Ingolstadt eine ganz persönliche Geschichte miteinander. Nach dem 1:0-Sieg umarmte Oenning den 27-Jährigen. Natürlich wegen des Treffers, den Türpitz in der Schlussphase erzielt hatte. Doch dies war im Grunde nur das Ende einer Geschichte, die rund eine Stunde vor dem Spiel auf dem Rasen begonnen hatte.

Da hatte Oenning eine lange Unterhaltung mit dem Offensivspieler, den er in Ingolstadt erstmals in seiner Zeit als FCM-Trainer auf die Bank setzte. „Der Trainer hat mir erklärt, warum ich draußen war, dass die Belastung zuletzt hoch war“, berichtete Türpitz. Und: „Er hat mir auch gesagt, dass ich derjenige sein kann, der das Spiel von der Bank entscheidet.“

Oenning, der Prophet. In der 70. Minute kam Türpitz für Felix Lohkemper, elf Minuten danach erzielte er den entscheidenden Treffer zum 1:0. „Der Trainer hat wohl recht behalten“, sagte der Offensivspieler und schmunzelte.

Michael Oenning hatte also Grund zur Freude. Nicht, weil er sich selbst als Prophet sehen würde. Vielmehr, weil Türpitz das umsetzte, was sich der Trainer erhofft hatte. „Philip hat seine Rolle angenommen, hat sich super eingefügt. Er war vor dem Anpfiff einsichtig, weil er verstanden hat, dass wir ein Leistungsgefüge haben und alle Spieler wichtig sind.“ Auch wenn sich Türpitz zunächst auf der Bank gedulden musste – als er auf dem Rasen stand, verkörperte er die Tugenden, die den FCM momentan auszeichnen. Er kämpfte, setzte nach, feuerte seine Mitspieler an. „Ich nehme das gerne mit“, betonte Türpitz. „Es ist ein schönes Gefühl, das mich hoffentlich weiter trägt.“

Oenning war sich nach dem Führungstreffer übrigens sicher, dass der Club diesen Vorsprung über die Zeit bringt. Das ist auf den ersten Blick durchaus überraschend – kassierte das Team in dieser Saison doch gerade in der Schlussphase etliche Gegentreffer und gab so viele Siege aus der Hand. Doch diese Sicherheit ist wohl ein Beleg dafür, dass sich beim FCM seit dem Jahreswechsel etwas getan hat. Die vier Neuzugänge Jan Kirchhoff, Timo Perthel, Steven Lewerenz und Giorgi Loria haben frischen Wind ins Team gebracht. Der Club strahlt mehr Selbstvertrauen aus, ist zudem viel variabler geworden.

Bei allem spielerischen Fortschritt, den es unter Oenning gibt, kann die Truppe trotzdem auch kämpfen. Das ist nicht immer schön, aber momentan ein Erfolgsrezept. Geschlossen verteidigte Magdeburg in Ingolstadt den Vorsprung. „Wir haben nie nachgelassen, haben unser Spielglück erzwungen“, betonte der Trainer.

Der Umgang von Oenning mit Türpitz und wie der Spieler auf das Gespräch reagierte, ist deshalb auch ein Einblick ins FCM-Innenleben. Das bestätigt auch Michael Oenning: „Das Verhalten der Spieler auf der Bank beim Führungstreffer zeigt doch alles. Sie haben sich gemeinsam gefreut, alle sind mitgegangen. Das kann am Ende entscheidend sein.“ Entscheidend für weitere Erfolge, am Ende dann vielleicht für den Klassenerhalt.

Ein weiterer Beleg für einen intakten Mannschaftsgeist war die Antwort von Philip Türpitz, ob der Sieg denn auf der Rückfahrt nach Magdeburg gefeiert werde. „Wir werden sicherlich noch mal an einer Tankstelle Halt machen. Dann gibt es vielleicht das eine oder andere Getränk auf den Sieg. Natürlich nur Limonade und Cola. Auf gar keinen Fall Bier oder anderen Alkohol“, sagte er – und lächelte vielsagend.

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