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Fußball Franz: Ein Spiegelbild der FCM-Hinrunde

Einen Tag nach dem Braunschweig-Spiel hat sich der 1. FC Magdeburg von Trainer Stefan Krämer getrennt. Das Spiel diente als Blaupause.

Von Manuel Holscher 22.12.2019, 22:00

Braunschweig/Magdeburg l Es war eine Szene mit Seltenheitswert. Und eine, die im Nachhinein eine Art Vorbote war für das, was tags darauf kommen sollte. Kurz vor der Halbzeit, während der Partie des FCM am Sonnabend bei Eintracht Braunschweig stürmte Maik Franz zur Trainerbank. Der Sportchef redete lautstark auf Trainer Stefan Krämer ein.

Franz war mehr als unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft – und offensichtlich auch mit dem Coaching von Krämer. Eine Szene also, die deutlich machte, warum der FCM gestern am frühen Abend, am Tag nach dem 2:2, die Trennung vom Coach bekanntgab.

„Das Braunschweig-Spiel war ein Spiegelbild der gesamten Vorrunde“, sagte Franz verärgert nach dem Abpfiff. Wie so oft in den vergangenen Monaten präsentierte sich die Mannschaft auch in Braunschweig inkonstant. Sie bot in der ersten Hälfte bei einem schwachen Gegner eine indiskutable Leistung, gab keinen einzigen gefährlichen Torschuss ab, ließ Struktur und Plan vermissen.

Der Sportchef war deshalb bedient – und wollte nicht in den Jubel vieler Fans über die zweite Halbzeit einsteigen. Da zeigte das Team Moral. Denn dass sich der Club nach den Platzverweisen gegen Sirlord Conteh (29.) und Thore Jacobsen (52.) sowie dem zweimaligen Rückstand durch Marc Pfitzner (49.) und Benjamin Kessel (70.) zurückkämpfte, stand außer Frage. Die Treffer von Christian Beck (50.) und Björn Rother (72.) wurden auch sehenswert herausgespielt. Doch beim Blick auf die Gesamtleistung fühlte sich Franz dann doch zu sehr an die konstante Inkonstanz der vergangenen Monate erinnert.

Viel zu oft ließ der FCM in den vergangenen Monaten einer guten Leistung eine schwache folgen. Gerade gegen tiefstehende Gegner hatte das Team Probleme. Eine Entwicklung, diese Probleme in den Griff zu bekommen, war nie zu erkennen.

Während die Mannschaft zu Hause Gegner wie 1860 München (5:1), Würzburg (3:0), und Unterhaching (3:0) zeitweise an die Wand spielte, folgten diesen Gala-Auftritten vor allem spielerisch enttäuschende Partien in Jena (1:1), Uerdingen (0:0) und Großaspach (2:1). „In der Analyse der großen Leistungsschwankungen unserer Mannschaft in der Vorrunde sehen wir unsere Entwicklungsziele gefährdet“, sagte deshalb auch FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik.

Krämer sollte nach dem Zweitliga-Abstieg aus der im Sommer personell neu aufgestellten Truppe ein Team formen, dem mittelfristig die Rückkehr in die 2. Liga gelingt. Dass viele der Neuzugänge das Zeug haben, dieser Rolle gerecht zu werden, zeigten sie auch immer wieder. Morten Behrens etwa, Dominik Ernst, Thore Jacobsen, Jürgen Gjasula oder Sören Bertram. Außerdem kommen mit Dustin Bomheuer und Mario Kvesic zwei potenzielle Leistungsträger nach langer Verletzungspause langsam wieder in Fahrt.

Trotzdem setzte sich Krämer kurz vor dem Braunschweig-Spiel in der Volksstimme öffentlich für Neuzugänge ein – ein Kalkül, das bei den Verantwortlichen Kallnik und Franz nicht gut ankam.

Und beim 0:2 in Münster leistete sich Krämer gleich mehrere Fehlentscheidungen: Nach dem fatalen Querpass von Brian Koglin, der den Platzverweis von Jürgen Gjasula einleitete, fehlte ein Zeichen. Er hätte den Verteidiger, der keinen guten Tag hatte, auswechseln können. Stattdessen spielte Koglin durch. Krämer verzichtete sogar auf einen möglichen dritten Wechsel – ein fatales Signal für alle Spieler, die auf der Bank saßen und die er offensichtlich nicht für gut genug befand.

Auch nach dem Spiel verpasste es Krämer, die spielerischen Schwächen vor und nach dem Platzverweis klar anzusprechen. Stattdessen schob er die Niederlage ausschließlich auf die Unterzahl. Dadurch verschaffte er sich und seinen Spielern ein völlig unnötiges Alibi.

Es war diese fehlende Konsequenz, an der sich die Verantwortlichen störten – und die sich letztendlich auch in der Tabelle bemerkbar machte.

Mit einem Neuanfang im neuen Jahr will der FCM die Mannschaft wieder auf Kurs bringen. Denn bei allem Ärger über enttäuschende Ergebnisse gerade gegen vermeintlich schwäche Gegner gibt es Hoffnung: Der Tabellendritte Mannheim ist noch immer in Reichweite, hat nur sechs Punkte mehr auf dem Konto.

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