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Fußball Premiere für Laprevotte vom FCM

Premiere für Charles Elie Laprevotte: Der Franzose steht in Heidenheim erstmals in dieser Zweitliga-Saison im Kader des 1. FC Magdeburg.

Von Manuel Holscher 20.10.2018, 01:01

Magdeburg l Es gibt Momente, in denen sich Charles Elie Laprevotte unwohl fühlt. Zum Beispiel, wenn sich der FCM-Mannschaftsbus auf den Weg zu Auswärtsspielen macht – ohne ihn. „Schlimmer ist es nur, wenn ich bei einem Heimspiel auf der Tribüne sitze. Dann leide ich und würde am liebsten auf den Rasen springen und mitspielen“, sagt er.

Doch genau dieses Erlebnis musste er in dieser Saison schon oft verdauen. Immer dann, wenn FCM-Trainer Jens Härtel seinen Kader benannte, wartete Laprevotte vergeblich auf seinen Namen. Doch in der Länderspielpause hat sich etwas getan. Beim 1:1 im Testspiel in Wolfsburg stand der Franzose 90  Minuten auf dem Platz – und überzeugte. Der 26-Jährige bringt im defensiven Mittelfeld eine Eigenschaft mit, die dem FCM zuletzt oft fehlte. Er sucht spielerische Lösungen, verteilt Bälle und kann eine Partie lenken.

Härtel lobte ihn nach dem Test und sprach am vergangenen Donnerstag das aus, worauf Laprevotte so lange gewartet hatte: „Elie hat sehr gute Chancen, beim Spiel in Heidenheim (heute 13 Uhr/d. Red.) im Kader zu stehen.“ Dieser Satz glich einer Befreiung. Gestern folgte dann die Gewissheit: Endlich musste er nicht mehr dem Mannschaftsbus hinterherschauen und sich überlegen, wo und mit wem er sich die FCM-Partie im Fernsehen anschaut. Endlich durfte er einsteigen und mitfahren, sich Hoffnung auf einen Einsatz machen.

Für Laprevotte ist das Gefühl wichtig, gebraucht zu werden. „Dieses Gefühl habe ich monatelang leider nicht gehabt. Vielmehr habe ich oft gedacht, überflüssig zu sein“, sagt er. Seit seinem Wechsel vom SC Freiburg nach Magdeburg im Januar 2017 bestritt er für den FCM nur 15 Ligaspiele, verbuchte dabei ein Tor und eine Vorlage. Immer dann, wenn er an der Mannschaft dran war, warfen ihn auch Verletzungen zurück. Das war in der Sommer-Vorbereitung 2017 so, als er wegen eines Mittelfußbruchs monatelang außer Gefecht war. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der er nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2020 eigentlich richtig Schwung aufnehmen wollte.

Nach dieser Verletzung, den sportlichen Rückschlägen beim FCM hat er für sich einen Entschluss gefasst. „Ich nehme alles nicht mehr so ernst, nehme es mir nicht mehr zu Herzen. Das hat mir geholfen. Fußball ist wichtig, aber nicht alles. In erster Linie zählt für mich, gesund zu sein“, betont er. Um neben dem Platz Abstand zu finden, liest er viel. Momentan hat es ihm das Buch „Sich trauen“ von Frédéric Fanget angetan. „Es geht um die Motivation aus sich selbst heraus. Dass man an sich glaubt, egal, was andere Leute sagen“, erklärt Laprevotte.

Ein passendes Buch zur eigenen Situation beim FCM. Neben dem Platz trifft er sich zudem häufig mit Freunden. Aus der Mannschaft unternimmt er viel mit Neuzugang Romain Brégerie. „Wir haben uns sofort gut verstanden. Das liegt nicht nur daran, dass er wie ich Franzose ist. Wir sind insgesamt auf einer Wellenlänge. Das hat mir auch geholfen.“

Im Training versucht Laprevotte, sich Tag für Tag neu zu empfehlen. Wirklich enttäuscht war er, als er zum Saisonauftakt gegen den FC St. Pauli nicht im Kader war. „Nach der Vorbereitung, in der ich fit war, hätte ich nicht damit gerechnet. Zunächst hatte ich Zweifel, war mir nicht sicher, ob ich vielleicht nicht gut genug bin.“ Die Enttäuschung hat sich gelegt, zu oft wiederholte sich das „Ritual“ der Nicht-Nominierung. Mittlerweile gibt er sich kämpferisch, hat einen Weg für sich gefunden. Denn: „Schlechter kann es nicht werden. Der erste Schritt ist die Kader-Nominierung.“ Diesen hat er jetzt gemacht.

Für seine Zukunft hat Laprevotte inzwischen einen klaren Fahrplan. „Ich warte bis zur nächsten Länderspielpause im November, wie es sich entwickelt. Wenn sich meine Situation nicht ändert, werde ich wahrscheinlich mit meinem Berater den Markt sondieren. Ich möchte unbedingt häufiger spielen.“ Mit Härtel sprach er kürzlich über seine Lage. „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich in den Zweikämpfen noch härter sein muss. Außerdem soll ich mehr Tore schießen und Vorlagen geben. Ich muss in manchen Situationen etwas mehr riskieren, vielleicht sogar egoistischer werden.“

Laprevotte stellt sich der Kritik – und will alles versuchen, um in Magdeburg doch noch den Durchbruch zu schaffen. Oder vielleicht doch woanders sein Glück zu suchen. „Ich will zeigen, was ich kann. Ich werde alles geben, dann werden wir sehen, wie es weitergeht“, sagt er.

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