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Ex-Wimbledon-Sieger Becker: Abschied von Pokalen und Aufbruch in bessere Zeit?

Das einstige Tennis-Ass Boris Becker kommentiert Wimbledon auch in diesem Jahr für das BBC-Fernsehen. Gleichzeitig werden einige von Beckers Trophäen meistbietend zwangsversteigert. Hat die private Misere bald ein Ende?

Von Kristina Puck und Christoph Meyer, dpa 09.07.2019, 17:24

London (dpa) - In Wimbledon blüht der ehemalige Tennis-Star Boris Becker auf. Der 51-Jährige erlebte hier seine schönsten Erfolge, hier fühlt er sich wohl.

Als BBC-Kommentator spricht er über seine Liebe zum Tennis, analysiert gewohnt fachkundig das Geschehen auf dem Platz und staunt wie alle über die erst 15-jährige Cori Gauff.

Dabei gäbe es einiges zu beklagen: In dieser Woche wird ein Teil seiner Trophäen zwangsversteigert. Doch der Verlust seiner Erinnerungsstücke sowie die negativen Schlagzeilen zu seiner finanziellen Schieflage stehen hier nicht im Fokus.

Auf der großen Tennis-Bühne kennt sich Becker aus, er nimmt wie gewohnt den hinteren Eingang, spaziert im feinen Anzug über die Anlage. Becker humpelt, weil sein Körper beim Tennis gelitten hat. Manchmal hält er für ein Foto an. Hier im All England Lawn Tennis and Croquet Club hat der Leimener und Wahl-Londoner 1985 als 17-Jähriger auf dem Heiligen Rasen triumphiert und 1986 den Coup wiederholt. "Es sind die Liebe und die Leidenschaft für das Spiel, die mich erfolgreich gemacht haben", sagt er in diesen Tagen.

Dass er und Steffi Graf in Wimbledon beide die bedeutendsten Trophäen in den Händen hielten, ist genau 30 Jahre her. 1989 gewannen beide deutschen Tennis-Ikonen. Die inzwischen 50-jährige Graf zog sich am Ende ihrer Karriere zurück und lebt mit ihrem Mann Andre Agassi und den zwei Kindern weitgehend unbehelligt in Las Vegas in den USA. Wenn es um die siebenmalige Wimbledonsiegerin geht, geht es auch um das Geheimnis einer glücklichen Ehe - Becker dagegen sorgt regelmäßig mit seinem Privatleben für Schlagzeilen.

In diesen trubeligen Tennis-Tagen von Wimbledon werden insgesamt 82 Erinnerungsstücke in einer Online-Auktion zwangsversteigert. Damit soll Geld für die Gläubiger eingetrieben werden, nachdem Becker im Juni 2017 von einem britischen Gericht für insolvent erklärt worden war. Schon am 11. Juli sollen die Pokale, Medaillen, Uhren und andere Stücke den Besitzer wechseln. Das Auktionshaus Wyles Hardy & Co liegt in Hemel Hempstead, rund eine Stunde mit dem Auto von der Church Road entfernt. Die Versteigerung spielt sich im Internet ab.

Wenige Tage vor dem Abschluss der Auktion hat Insolvenzverwalter Mark Ford einige Erinnerungsstücke in einen Besprechungsraum in der Londoner City geholt. Da stehen sie, die metall gewordenen Sternstunden Beckers: Glänzende Pokale wie die Replika der US-Open-Trophäe von 1989, für die bereits mehr als 20.000 Pfund (22.250 Euro) geboten wurden. Eine Kopie des Davis-Cup-Pokals von 1988 in Göteborg stand bei 4000 Pfund. Zwei elegante Renshaw-Trophäen mit ihren geflügelten Figuren, die Wimbledon-Sieger erhielten, waren den Bietern jeweils 18.000 Pfund wert.

Es ist kein Zufall, dass die Auktion während des Tennis-Turniers in London stattfindet. Ford erhofft sich durch die globale Aufmerksamkeit höhere Gebote. "Würde ich das ohne öffentliche Versteigerung an ein paar Wintertagen verkaufen, würde ich sehr viel weniger dafür bekommen", sagt er. Der Plan scheint aufzugehen. Selbst für ein Paar von Beckers alten Tennisschuhen samt Unterschrift wurden am Dienstagvormittag 800 britische Pfund geboten. Die Interessenten kommen insbesondere aus Deutschland, Großbritannien und den USA, so Ford.

Ursprünglich war die Versteigerung schon für den vergangenen Sommer geplant gewesen. Beckers Anwälte hatten sie aber in letzter Minute gestoppt. Er genieße diplomatische Immunität, weil er zum Sport-Attaché in der EU-Vertretung der Zentralafrikanischen Republik berufen worden sei, argumentierte Becker. Mit seiner schwierigen Lage habe das nichts zu tun. "Bei dieser Versteigerung geht es nur darum, mir persönlich wehzutun, weil ich natürlich emotional an den Trophäen hänge", hatte die Tennis-Legende der "Bild am Sonntag" einmal gesagt. Schließlich machte er seinen Diplomatenstatus nicht länger geltend, zur Auktion kam es dann doch.

Doch auch in dieser Sache könnte sich ein Silberstreifen am Horizont zeigen. Insolvenzverwalter Ford macht Hoffnung, dass die Misere schon bald zu Ende sein könnte. "Ich hoffe sehr, diese Insolvenz in den nächsten sechs bis neun Monaten abzuschließen", sagte er. Und wer weiß, vielleicht ist unter den Käufern ja auch jemand, der es gut meint mit Boris und ihm die Erinnerungsstücke zurückgeben will? Ford will das nicht ausschließen.

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