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Handball Calbe völlig neben der Spur

Frauen der TSG verlieren das Derby in der Sachsen-Anhalt-Liga beim HC Salzland 06 mit 14:23 (7:10).

Von Tilman Treue 23.10.2017, 23:01

Staßfurt l Das Ende bahnte sich rund um den Halbzeitwechsel an. Beim 7:6 (24.) durch Lisa-Marie Prokop lag die TSG noch in Führung. Nur neun Minuten später stand es 12:7 für den HC Salzland. Die Angst vor dem Gegner, vor der eigenen Verantwortung und das Hadern mit den Entscheidungen der Unparteiischen prägten von da an endgültig die bisher schwächste Vorstellung Calbes.

„Wir haben heute gegen drei Gegner gespielt: Salzland, die Schiedsrichter und uns selbst“, resümierte Trainer Frank Falke, musste aber am Ende eingestehen, dass es vor allem der letzte Gegner war, der die hohe Niederlage ausmachte. „Da waren Entscheidungen dabei, die haben wir nicht verstanden“, blickte er zunächst auf die Unparteiischen, um aber sofort zur Mannschaft zurückzukommen. Denn das Problem lag auch hier: „Wir können das dann nicht verarbeiten, weil wir einfach zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind und schleppen es mit.“ Und so hat die TSG am Ende in erster Linie gegen sich selbst verloren.

Von Beginn an wirkte Calbe im Angriff regelrecht verängstigt, verschenkte dadurch reihenweise Chancen. Ausgeglichen wurde das zunächst noch durch eine starke Abwehrleistung, die auch die Erfolgsquote des HCS spürbar minimierte. „Wir zwingen den Gegner zu Würfen aus ungünstigen Positionen“, sagte Falke, „machen aber nichts daraus.“ Und da die einen nicht wollten, die anderen nicht konnten, fielen kaum Tore. Der Stand von 7:7 nach 25 Minuten sprach Bände.

„Mit der Chancenverwertung in der ersten Hälfte können wir nicht zufrieden sein“, räumte auch Salzlands Co-Trainerin Sylvia Breitenstein ein, hatte aber immerhin den zweiten Durchgang auf ihrer Seite. „Wir haben es Calbe dann nicht mehr so leicht gemacht und unsere Möglichkeiten besser genutzt.“ So bekamen die Bodestädterinnen ihre völlig verunsicherten Gäste nach dem Wechsel zunehmend auf die Rolle, spielten immer befreiter auf und ließen den Ball gut laufen. „Sie haben sehr gut miteinander gespielt, das war am Ende unser Vorteil“, war sie sich sicher. Für die Stimmung war der Sieg ohnehin Balsam. „Das tat den Mädels richtig gut“, ergänzte sie glücklich.

Grund zu warmen Worten gab es für Falke hingegen nicht. Die TSG-Sieben war ein Schatten ihrer selbst. Vier Mal agierten die Saalestädterinnen in Überzahl, nicht ein einziges Tor konnten sie daraus schöpfen. Im Gegenteil, auch dann rammte sich die sechsfache HCS-Schützin Yvonne Sachse noch mitten durch das Abwehrzentrum, tanzte sich Victoria Göpel außen vorbei. „Am Anfang haben wir gut gestanden, dann aber sowohl im Angriff als auch in der Deckung unsere Linie verlassen“, resümierte der Trainer, der seinen Schützlingen erneut einen mangelnden spielerischen Egoismus vorwarf: „Wir bauen keinen Druck zum Tor auf, wollen gar nicht werfen, sondern die Verantwortung weitergeben.“ Das Resultat daraus war die hohe Anzahl an Technik- und Regel-Fehlern, die der HCS natürlich dankbar annahm und in einfache Tore ummünzte.

So entschied letztlich das Zusammentreffen von schwachem TSG-Angriff und starker HCS-Abwehr die Partie, die keinen schönen Handball, aber dank der Fans wenigstens etwas Derby-Atmosphäre bot. Die Salzländerinnen stabilisierten erst einmal ihre Lage und bleiben auf Rang neun in Schlagweite zum Mittelfeld. Calbe hingegen hat nach der sechsten Niederlage nun endgültig den Bodensatz erreicht und muss die Blamage in Staßfurt schnell abhaken, um den Kopf frei zu haben und endlich mit dem Punkten anzufangen.

HC Salzland: Braune, Grenzer - Brunne (3), Fiedler (1), Friedrichs, Göpel (6), Hähnel (1), Kregelin, Kriebel, Mittwollen (4/2), Nahrendorf (2), Sachse (6), Wolff-Reike, Zeidler

TSG Calbe: Baier, Möhring - Dähms, Feilhaber (1), Gaul (5), Mennecke, Neetz (2), Prokop (1), Sroka (4/1), Wenzel (1)

Siebenmeter: HCS 6/4 - TSG 1/1; Zeitstrafen: HCS 4 - TSG 4