Reitsport Marcel Buchheim triumphiert beim Reitturnier des RV Ihleburg / 21 Prüfungen Ein Heimatbesuch der besonderen Art
Mit mehr als 800 Nennungen und 230 Reitern aus verschiedenen Bundesländern bot das Reitturnier des RV Ihleburg am Wochenende erneut Pferdesport der Extraklasse. Kurzum: "Ein besseres Wochen-ende hätten wir uns nicht wünschen können", zeigte sich auch Sabine Behrendt, Vorsitzende des RV Ihleburg, zufrieden. Zur Krönung sicherte sich mit Marcel Buchheim ein "halber Ihleburger" den Sieg im abschließenden S-Springen.
Ihleburg l Fred Jäger verstand die Welt nicht mehr. "Der Parcours war vom technischen Aspekt her einfacher als am Sonnabend beim M**-Springen, wo es acht Teilnehmer im Stechen gab", schüttelte der Parcourschef nach dem abschließenden S-Springen ungläubig den Kopf. Marcel Buchheim hatte sich gerade mit einem breiten Grinsen aus einem Plastikstuhl unterhalb des Sprecherturms erhoben und nahm bereits erste Glückwünsche entgegen. Er fühlte sich - so viel ist sicher - wohl in der Heimat. Am Ende für den Geschmack einiger Zuschauer vielleicht schon etwas zu wohl, hätte ein Stechen im Springen der schweren Klasse doch so etwas wie die Krönung eines perfekten Turniers werden können. Da jedoch einzig Buchheim und seine Trakehner Fuchsstute Abahatschi im ersten Umlauf fehlerfrei blieben, blieb das ersehnte Stechen im Kampf um den mit 2500 Euro dotierten Großen Preis von Ihleburg aus. Ein Umstand, mit dem Buchheim ganz gut leben konnte: "Für mich war es ganz gut, dass es kein Stechen mehr gab. Mein Pferd musste nicht noch einmal über die Hindernisse. Zudem war es ganz schön warm. Aber es stimmt schon: Der Parcours im M**-Springen war rein technisch gesehen eigentlich anspruchsvoller. Die anderen Reiter haben viele einfache Fehler gemacht, was gut für mich war."
Auch andernorts hätte man nichts gegen ein mit Spannung beladenes Stechen einzuwenden gehabt: "Wenigstens ein weiterer Springreiter hätte fehlerfrei bleiben können, für die Zuschauer. Aber so ist der Sport, das kann man nicht beeinflussen", so Behrendt. Für Buchheim war es auch ohne das ganz großen Spannungs- moment der perfekte Abschluss des dreitägigen Turniers: "Hier gleich zwei Springen zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes. Ich bin in Ihleburg groß geworden, meine ganze Familie war da. Es war wirklich ein schönes Wochenende."
Bereits am Sonnabend sicherte sich der gebürtige Burger, der seit 2008 im niedersächsischen Allersehl lebt und für den RFV Isenhagener Land startet, die goldene Schleife im M**-Springen. Er und Dirk Holländer vom gastgebenden RV Ihleburg blieben als einzige Starter auch im Stechen fehlerfrei, einzig die bessere Zeit sicherte Buchheim am Ende Rang eins. Hendrik Ernst, der am Sonntag im S-Springen Zweiter wurde, musste sich mit Rang drei zufrieden geben.
Auch der Springreiter vom RV Königsborn konnte mit seiner Ausbeute an den drei Turniertagen mehr als zufrieden sein. Ausnahmsweise war es nicht Steffen Buchheim,
sondern dessen älterer Bruder, mit dem sich Ernst zahlreiche Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. So drehte er den Spieß in der Springprüfung der Klasse M* zur Abwechslung einmal um und setzte sich mit Argus vor Marcel Buchheim durch, ebenso wie Falk Römmer in der ersten Abteilung. Er verwies Kristin Windisch (RV Königsborn) auf Rang zwei.
Doch nicht nur altbekannte Gesichter im Springreiten bekamen die Zuschauer am Wochenende in Ihleburg zu sehen. Ob in zahlreichen Springprüfungen der Klasse A oder im Springreiter-Wettbewerb, laut Behrendt "der Wettbewerb für die ganz Kleinen" - auch die Nachwuchstalente des Kreises durften in Ihleburg ihr Können unter Beweis stellen. "Beim Springreiterwettbewerb hat Neele Beethge zum Beispiel den zweiten Rang belegt. Das stimmt uns hoffnungsfroh für die Zukunft, dass Nachwuchs da ist", so Behrendt.
Insgesamt ergatterten die Reiter des gastgebenden RV Ihleburg drei goldene Schleifen. Neben Steffen Buchheim, der mit Montendro die Springprüfung der Klasse A** gewann, ergatterte sich Hendrik Holländer mit Quintana Rang eins in der ersten Abteilung der L-Prüfung. Und auch Nachwuchstalent Juliane Kohl bewies einmal mehr, dass sie sich vor heimischem Publikum wohl fühlt. Mit Donar sicherte sie sich Rang eins im Standard-Springwettbewerb und verwies Denise Jordan (RV Gehrden) und Cleopatra auf den zweiten Rang.
Doch nicht nur in sportlicher Hinsicht konnte sich das Programm in Ihleburg sehen lassen. Wie in jedem Jahr wartete der Verein auch am Sonntag, vor Beginn des S-Springens, mit einem aufwendigen Showprogramm auf - in diesem Jahr unter dem Motto "Märchenwelt". "Es ist wichtig, dass wir nicht nur den Pferdefanatikern die Wettkämpfe bieten, sondern auch so etwas machen", so Behrendt. Organisatorin Julia Romswinkel moderierte als selbsternannter "Lügenbaron von Münchhausen" die Show. Dabei standen jedoch keine klassischen Märchengeschichten, sondern vielmehr die lustige Interpretation bekannter Märchen auf dem Programm. "In der Zwischenzeit haben dann die Parcoursbauer schon immer genügend Zeit, um das S-Springen aufzubauen. Das ist ganz gut", so Behrendt.
Während sich die Zuschauer am Showprogramm erfreuten, ging Jäger von Hindernis zu Hindernis. Ein Zollstock in der linken und den Parcours aufgezeichnet auf einem Blatt Papier in der rechten Hand, überließ der Chef vom Dienst nichts dem Zufall. Und so war sich Jäger auch nach dem S-Springen sicher: "Den Parcours würde ich so nächstes Mal wieder aufbauen." Stechen hin oder her.