Dr. Michael Scholz am Wochenende erstmals Leitender Rennarzt in der Formel 1 Ein Magdeburger als "Chefarzt" in Hockenheim
Magdeburg. Welche Verbindung gibt es zwischen Magdeburg und dem Grand Prix von Deutschland der Formel 1? Die Antwort: An diesem Wochenende ist erstmals ein Magdeburger in einer wichtigen Position mit von der Partie: Dr. Michael Scholz amtiert als Leitender Rennarzt in Hockenheim.
Doch bis zu diesem Höhepunkt in der Laufbahn des Sportmediziners war es ein langer Weg. Die Rennkarriere Scholz begann praktisch vor dessen Haustür, in der Motorsport Arena Oschersleben. "Mitte der 1990er Jahre war ich dienstlich in der Nähe von Oschersleben unterwegs und kam an einem riesigen Schild vorbei, auf dem stand, dass an dieser Stelle in den nächsten Jahren eine neue Rennstrecke entstehen wird", erinnert sich der Motorsportfan.
1997, als es schließlich soweit war, gab es im damaligen Krankenhaus Bahrendorf eine zufällige, aber entscheidende Begegnung mit Falk Conrad. Der sprach ihn an, ob er nicht Interesse habe, an Rennwochenenden an der Strecke zu arbeiten. "Dies war schließlich die Initialzündung, und der Stein kam ins Rollen." Conrad ist heute der Leiter Streckensicherung in der Arena.
Doch sich einfach zu melden, um den Job als Rennarzt zu übernehmen, funktioniert natürlich nicht. Scholz kam dabei der Zufall zu Hilfe. Denn bei der ersten großen Veranstaltung des Automobilsport-Weltverbandes 1998 in Oschersleben, der FIA-GT-Meisterschaft, suchte die FIA einen Rennarzt, da der vorgesehene Spezialist kurzfristig passen musste. Scholz meisterte diese Aufgabe ohne Probleme und weckte damit das Interesse der Herren des Weltverbandes.
"Ich erhielt Einladungen von der FIA nach Paris zu Seminaren und Schulungen. Ein nicht üblicher Weg, da die Delegierung sonst in nationaler Hoheit liegt." Und so begann ein langer Weg von fachspezifischen Schulungen, Qualifikationen und Seminaren. Als Lohn gab es Zertifikate und Befähigungsnachweise, die ihn immer weiter nach vorn brachten. Seminare der FIA besucht der 43-Jährige turnusmäßig alle zwei Jahre, zuletzt in Bahrain und in diesem September im spanischen Valencia. "Da trifft sich die internationale Spitze der Rennärzte und hier werden die neuesten Erkenntnisse aus dem Rennsport ausgetauscht oder neue Standards bei der Betreuung von Verunfallten festgelegt. Ein wichtiges Thema derzeit ist etwa die extreme Hitzebelastung für die Fahrer in den Autos".
Seit 2000 ist Scholz als Leitender Rennarzt in Oschersleben tätig. Dort hat er seither zahlreiche Veranstaltungen in verantwortlicher Position bestritten. Beim Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) ist er mittlerweile Verbandsarzt für Automobilsport.
Zu den Rennen in Oschersleben gesellten sich dann seit 2005 auch Wettbewerbe auf anderen deutschen Strecken, so unter anderem beim Porsche Sports Cup oder bei der DTM.
Begleitet hat er in den vergangenen Jahren auch alle deutschen Formel-1-Grand Prix sowie Rennen in Magny Cours und Bahrain. "Dies waren entscheidende Jahre, denn ohne diese Nachweise wäre ich nicht in die Auswahl zum Leitenden Rennarzt bei der Formel 1 gekommen", so Scholz. Da der Magdeburger zudem in Oschersleben alle FIA-Rennen als Rennarzt betreut hat, brachte er genügend Erfahrungen mit, um nun vom Weltverband zum Leitenden Rennarzt in der Formel 1 berufen zu werden.
Der Facharzt für Orthopädie/Sportmedizin/Anästhesie/Intensivmedizin und Notfallmedizin, der Mitte der 90er Jahre auch als Mannschaftsarzt für den 1. FC Magdeburg tätig war, arbeitet im Fachkrankenhaus Vogelsang-Gommern. Nebenbei betreut er zwischen 20 bis 25 Rennen pro Jahr in Deutschland – und künftig eben auch die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1.