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Porträt der Woche Für Kim und Pia Ackermann aus Westeregeln sind Pferde das Leben Ein pflichtbewusstes Geschwisterpaar

Von Norbert Wulf 11.08.2012, 03:21

Zurzeit haben sie Ferien und können die Zeit mit ihren Pferden wohl in vollen Zügen genießen. Pia und Kim Ackermann vom RFV Westeregeln verbringen fast jeder freie Minute mit ihren Lieblingen - und sind bei Wettkämpfen sehr erfolgreich.

Westeregeln l "Das Paradies dieser Erde liegt auf den Rücken der Pferde", schrieb einst der Dichter Friedrich von Bodenstedt. Diese bekannte Gedichtzeile trifft voll und ganz auf das Leben der beiden Reiterinnen Kim und Pia Ackermann zu. Die Worte von Bodenstedt wurden oft umgewandelt und sind dem Volksmund gemeinhin auch in folgender Version bekannt: "Das Glück dieser Erde...", und so weiter. Egal wie man es nun dreht und wendet, Kim und Pia empfinden beides im täglichen Umgang mit ihren Tieren. Das sieht man beim Striegeln, das sieht man beim Leuchten in den Augen, wenn sie von ihren Erlebnissen berichten.

Bereits im Alter von zwei Jahren saß Kim auf einem Pferd. Viele Kinder können in dieser Phase des Lebens gerade einmal laufen. Bei Pia begann zwar die Begeisterung für den Reitsport etwas später, aber sie hat vor allem in diesem Jahr mit großen Schritten aufgeholt. Mit zwölf Jahren ist sie die jüngere der Schwestern. Sie besucht im neuen Schuljahr die siebte Klasse des Gymnasiums in Egeln. "Man muss schon sagen, dass Kim in diesem Alter im Reiten noch nicht so weit war", berichtet Mutter Andrea Ackermann. Dabei wurde beiden das Talent und die Begeisterung für den Sport zumindest nicht von der Mutter in die Wiege gelegt. "Meine Schwester hat sie zum Reiten gebracht", erzählt die Mutter. Andrea Ackermann bezeichnet sich selbst als "talentfrei" in diesem Punkt.

Ihre Aufgaben liegen vor allem im organisatorischen Bereich, zum Beispiel meldet sie ihre Schützlinge zu den Turnieren an. Die Pflege der Pferde übernehmen Kim und Pia voll und ganz in Eigenregie. Durch den Umgang mit den Tieren sind beide "unheimlich pflichtbewusst", so Mutter Ackermann. Auch wenn sie mal nicht dabei ist, kann sie sich voll und ganz auf ihre Kinder verlassen.

Man könnte meinen, es wäre sehr anstrengend für zierliche Mädchen, ein großes Pferd zu bürsten und zu striegeln. Nicht so bei den Ackermanns. "Das dauert nicht länger als zehn Minuten", sagt Kim. Die 17-Jährige hat gerade erfolgreich die Realschule abgeschlossen und beginnt im September eine Ausbildung zur Kosmetikerin in Quedlinburg. Da sie den Führerschein in Begleitung eines Erwachsenen hat, kann sie dann jeden Tag ihre Mutter, die zur Arbeit nach Wernigerode muss, chauffieren. "Eine bessere Praxis gibt es nicht", erklärt Andrea Ackermann. Zwar beginnt nun ein neuer Abschnitt im Leben von Kim, doch ihr Hobby wird sie deshalb nicht vernachlässigen. Bisher hat sie es neben der Schule auch realisieren können. Sobald Pia und Kim zuhause in Egeln sind, geht es zum Reiterhof nach Westeregeln. Schließlich brauchen die Pferde jeden Tag Pflege. Eine Pflicht, die Pia und Kim gern erfüllen. Zwar bleibt so wenig Zeit für andere Beschäftigungen, aber oft kommen Freunde in den Stall und reiten mit.

Am Wochenende stehen dann meist Turniere an. "Die großen Turniere sind die interessantesten", berichtet Kim. Hervorzuheben sind dabei das Pfingstturnier auf heimischem Platz sowie die Landesmeisterschaften. Um den Tieren aber auch mal Ruhe zu gönnen, reisen sie nicht zu jedem möglichen Wettkampf. Oft gehen Pia und Kim in mehreren Wettbewerben an den Start, vorrangig im Spring- und Dressurreiten, zuweilen auch im Fahren. "Springreiten macht aber mehr Spaß", sagt Pia.

Sehr zum Leidwesen der Mutter, die oft bange Minuten während der Auftritte überstehen muss. Vor zwei Jahren durchfuhr sie ein großer Schreck - und zwar gleich doppelt. Zunächst stürzte Kim bei einem Hindernis und brach sich den Knöchel. Vier Monate war sie außer Gefecht gesetzt. "Ich hatte keine Angst, wieder das Pferd zu besteigen", berichtet Kim. Am selben Hindernis und am selben Tag stürzte übrigens auch Pia, kam aber mit dem Schrecken und mit Nasenbluten davon. Die Gefahr beim Springen ist also stets dabei, doch beide hegen ein sehr vertrauenvolles Verhältnis zu ihren Tieren. Vielleicht liegt es daran, dass sie starke Leistungen aus den Pferden herauskitzeln und zuletzt bei den Kreis-Kinder- und Jugendspielen gute Ergebnisse mit nach Hause genommen hatten. Mit Glück hat das dann nun wirklich nichts mehr zu tun.