Aue gibt sich trotz 0:6 entspannt Ein Tiefschlag, der sehr gelegen kommt
Aue (dpa). Zweitliga-Spitzenreiter FC Erzgebirge Aue ist beim Knockout in der Lausitz mit einem "Veilchen" davongekommen. Denn die Aufsteiger aus Sachsen bleiben Tabellenführer und der Tiefschlag von Cottbus kam genau zum richtigen Zeitpunkt. "Jetzt wissen wir wieder wo wir stehen und was wir für Ansprüche haben müssen", stellte Trainer Rico Schmitt 24 Stunden später nüchtern fest. Mittelfeldspieler Jan Hochscheidt fügte hinzu: "Besser einmal 0:6 verloren als sechsmal 0:1."
Selten kam ein Rückschlag gelegener wie das 0:6 bei Energie Cottbus: Während bei anderen Vereinen nach einer solchen Demontage die Alarmglocken schrillen, Präsidien tagen und der Trainer auf wackligem Stuhl sitzt, beruhigt die Pleite eher die Lage und die Gemüter im Lößnitztal. So ordnete Schmitt gestern weder Straftraining noch Sonderschichten an, sondern empfing seine Profis wie gewöhnlich zu einer eher lockeren Trainingseinheit auf Schnee, bei der die Regeneration im Vordergrund stand.
Auch der fatale Fehlgriff von Torwart Martin Männel, der bei einem aufs Tor fliegenden Freistoß von Uwe Hünemeier daneben griff und so die defensive taktische Ausrichtung praktisch über den Haufen warf, wird ohne weitere Folgen bleiben. "Das passiert. Martin wird von mir und der Mannschaft in Schutz genommen", sagte Schmitt. Bislang war der junge Keeper nahezu fehlerfrei.
Schon in den Vorwochen, spätestens nach der Eroberung der Tabellenspitze nach dem 13. Spieltag, war den Erzgebirgern ihr eigener Erfolg unheimlich geworden. Dass ein Verein mit einem Etat von rund neun Millionen Euro sich mit Clubs misst, die das vier- und fünffache zur Verfügung haben, drohte in Vergessenheit zu geraten. Reporter fragten Spieler und Trainer schon nach möglichen Aufstiegsträumen und die Vereinsoberen nach einer Anhebung des Saisonziels. Fußballlehrer Schmitt bemühte sich in seiner erst zweiten Saison als Chefcoach, jegliche Euphorie im Keim zu ersticken. Die Niederlage spielte ihm so gesehen in die Karten
"Wir sind auf dem Boden der Realität aufgeschlagen", erklärte Schmitt und betonte, "das wird uns nicht von unserem Weg abbringen. Entscheidend ist, was am 34. Spieltag ist. Wir wollen die Klasse halten und haben gesehen, was wir dafür investieren müssen." Auch seine Spieler sagen die zuletzt mehr und mehr gebetsmühlenartig abgespulten Aussagen wieder mit mehr Überzeugung. "Es gibt noch genug Schwachstellen bei uns, an denen wir arbeiten können. Das haben wir immer gesagt", meinte Mittelfeldspieler Marc Hensel.