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Handball, Mitteldeutsche Oberliga: HV Rot-Weiss Staßfurt beendet Premierensaison auf dem sechsten Platz Eine nervenaufreibende Rückrunde

Von Sandra Arm 30.07.2011, 04:28

Statt sich mit den Teamkollegen auf die kommende Saison vorzubereiten, bleibt Christian Lingk gegenwärtig nur die Rolle des Zuschauers. Eine Adduktorenzerrung im linken Oberschenkel zwingt den 27-jährigen Handballer zu einer ungewollten Pause. In der abgelaufenen Serie verhinderte keine Verletzung, sondern oftmals der Beruf des Neuzugangs einen Einsatz beim Mitteldeutschen Oberligisten HV Rot-Weiss Staßfurt. Insbesondere in der Hinrunde machte sich das Fehlen des Regisseurs auf dem Parkett bemerkbar. Doch nach Schwierigkeiten zu Saison-beginn, folgte eine starke Rückrunde, die mit Platz sechs gekrönt wurde.

Staßfurt. Dabei zählten die Staßfurter bei einigen Trainern in der neu formierten vierten Liga zu den Aufstiegskandidaten. Das kam nicht von ungefähr, hatten sie sich doch in der Sommerpause nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ mit Lingk, Roman Bruchno, Nils Hähnel, Sebastian Retting, David Stolze und Martin Schröder punktuell verstärkt. "Es ist doch legitim, dass die Namen, die auf dem Protokoll stehen, für Außenstehende stark erscheinen", sagte Lingk. Die Problematik bestand für Trainer Jürgen Wartmann nun darin, die Neuzugänge in die bereits bestehende Mannschaft zu integrieren und ein neues Team zu formen. Darin sah auch Lingk die größte Herausforderung. "Wir sind eine junge Truppe und mussten uns als Team erst finden."

Neben dem Findungsprozess gab es noch einen weiteren Punkt, der eine wichtige Rolle spielte. "Wir sind auf Mannschaften getroffen, die für uns zum Teil unbekannte Größen waren", verdeutlichte Lingk die Situation. Darunter waren Teams, die über Regionalliga- erfahrung verfügten, wie der HSV Bad Blankenburg. So ging es für die Rot-Weissen noch mit der Aufstiegseuphorie im Rücken in die erste Partie gegen den Regionalligaabsteiger, der mit 32:29 besiegt wurde und den Staßfurtern ein Auftakt nach Maß bescherte. So sollte es in der Hinrunde nicht weitergehen. Insbesondere die sächsischen Vereine wie der LVB Leipzig, der HC Elbflorenz Dresden und die HSG Freiberg dominierten das Geschehen nach Belieben.

Die Hinrunde verlief für die Bodestädter nicht optimal, so dass sich die Schützlinge von Wartmann zum Ende im unteren Tabellendrittel wiederfanden. Die Gründe trugen viele Namen. Das Verletzungspech ereilte mit Bruchno und Hähnel gleich zwei Leistungsträger auf der rechten Seite. Hinzu kam, dass Rechtsaußen Eike Rach nach seiner Erkrankung um Anschluss bemüht war. "Die Linkshänder waren nicht so einfach zu ersetzen." Schwierig war auch die Situation auf der Mittelposition. Lingk, der gerade erst neu ins Team gekommen war, musste sich erst bewähren. "Ich bin nicht der Typ, der sich aufdrängt und Ansprüche stellt. Diese Rolle muss man sich im Team erarbeiten." Zudem war er beruflich stark eingebunden. Bei seinen Einsätzen zeigte Lingk die geforderte Präsenz, bot sich durch seine Ruhe und Erfahrung für diese Position an. "Ich habe mir in meiner Zeit, als ich in Halle aktiv war, viel von Dmitri Radkevich abgeschaut."

Im Jahr nach dem Aufstieg war vor allem eines gefragt - Geduld. Allerdings wurde diese auf eine harte Probe gestellt. So wurde nach den Niederlagen zum Auftakt der Rückrunde beim HSV Bad Blankenburg (28:31) und gegen den LVB Leipzig (27:35) ein Umbruch vollzogen. "In dieser Phase hätte ein Zeichen von der Mannschaft kommen müssen. Wir haben es nicht geschafft", sagte Lingk. Trainer Wartmann wurde seines Amtes entbunden, Reiner Baumgart übernahm.

Der Wechsel brachte neue Impulse. So wurde in Zusammenarbeit mit Helmut Kurrat zunächst die Problemfelder erkannt und speziell im gruppentaktischen Abwehrverhalten gearbeitet. Die Arbeit trug Früchte, die Talfahrt wurde gestoppt und es ging kontinuierlich bergauf. Lingk bezeichnete die Partie beim SV Hermsdorf, der HV Staßfurt gewann mit 25:24, als das Schlüsselspiel für die Wende. "Es war ein sehr schnelles Spiel, die Halle hat richtig gekocht und wir lagen lange zurück. Durch eine kämpferische Leistung haben wir am Ende glücklich gewonnen", erinnerte sich Lingk.

Auch in den weiteren Partien blieben den Zuschauer "Nervenschlachten" nicht erspart. Nur einmal hatten die Bodestädter das Nachsehen, als sie beim SV Oebisfelde mit 35:36 unterlagen. "Das war ärgerlich, dass wir die Partie verloren haben. Dazu hätte es nicht kommen müssen." Trotz des kleinen Makels erkämpfte sich das Team in den elf Spielen, die unter der Leitung von Baumgart standen, 17 Punkte und kletterten auf den sechsten Tabellenplatz. "Die Mannschaft hat gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt", freute sich Lingk über den starken Abschluss.

Diese Leistung und der Platz wecken natürlich Begehrlichkeiten. "Na klar, streben wir langfristig gesehen den Aufstieg an." Das kurzfristige Ziel ist ein anderes: "Wir wollen uns in der Liga etablieren."

Torschützenliste (Mitteldeutsche Oberliga, Stand 20.05.): 7. Sebastian Retting 176 Treffer, 25. Oliver Jacobi 126, 29. Sebastian Scholz 108, 49. Roman Bruchno 76, 89. Alexander Ernst 45, 100. Christian Lingk 39, 103. Nils Hähnel 38, 111. Marco Richter 34, 111. Eike Rach 34, 118. David Stolze 30, 137. Martin Schröder 18, 140. Volker Wartmann 16