Pokal-Viertelfinale: SCM spielt in der Schlussphase volles Risiko und kommt unter die Räder / Carstens: "Es bringt nichts, der verpassten Chance lange nachzutrauern"
Die Chance, nach 2006 endlich einmal wieder das "Final Four" in Hamburg zu erreichen, war am Dienstagabend in Göppingen durchaus da, doch sie wurde nicht am Schopfe gepackt. Und eben weil der SC Magdeburg in der "Hölle Süd" beim Stand von 22:20 (45. Minute) drauf und dran war, den letzten entscheidenden Schritt zu gehen, tut das am Ende doch recht deutliche 25:31 (12:14)-Aus im Pokal-Viertelfinale ja so weh. Auch Trainer Frank Carstens. Dennoch fordert er, so schnell als möglich den Fokus auf den Liga-Alltag zu richten.
Magdeburg. Die wohl bedeutendste Phase des Spiels wird sicher nicht nur dem Magdeburger "Unglücksraben" Robert Weber länger als ihm lieb ist als Horrorversion im Kopf herumspuken. Zu klar war in der 45. Minute die Chance, den selbst in der Deckung abgefangenen Ball per Tempogegenstoß zum 23:20 einzunetzen und dem Gegner so den vielleicht entscheidenden Nadelstich zu versetzen. Und zu krass wurde diese Chance vergeben. Auch, weil wieder einmal Göppingens "Held des Abends", Torhüter Enid Tahirovic, seine Finger im Spiel hatte.
"Ja, ich denke auch, das war zumindest aus psychologischer Sicht der Knackpunkt im Spiel. Da war die Chance am größten, den Gegner fertigzumachen. Und bei drei Toren Rückstand wäre den Göppingern vielleicht auch bewusst geworden, wie müde sie eigentlich sind", rekapitulierte gestern auch Carstens die Ereignisse. Aber es hatte nicht sollen sein, und so habe sich stattdessen der Gastgeber "basierend auf einer sehr guten Torhüterleistung in einen Rausch gespielt".
Dass der SCM, der über weite Strecken auf Augenhöhe mit den heimstarken Göppingern war, spielerisch ja sogar die Akzente setzen konnte, in den letzten Minuten noch unter die Räder kam, wollte Carstens "ganz und gar nicht" darauf zurückführen, dass sich seine Männer ihrem Schicksal ergeben hätten. "Im Gegenteil. Wir haben alles versucht. Das war im Angriff ja nicht Harakiri-, sondern fast schon Kamikaze-Handball. Doch wie auch immer, dass wir volles Risiko gespielt haben, ist schiefgegangen. Aber in einem K.o-Spiel kann es auch nur heißen: Alles oder nichts."
Etwas kritischer sah der Coach allerdings die Abwehrarbeit, vor allem in der Schlussphase. Carstens: "Solange wir den Rückraumspielern nicht den Raum gegegeben haben, ihre Wucht zu entfalten, war alles gut. Hintenraus klappte das dann nicht mehr so gut. Und auch, dass Göppingen so oft über den Kreis zum Torerfolg kam, ist ungewöhnlich. Das hatten wir uns anders vorgestellt."
Nachvollziehen konnte Carstens dagegen, dass seine Spieler nach dem Abpfiff konsterniert und völlig geknickt waren. "Natürlich ist die Enttäuschung groß, dass wir den Sprung nach Hamburg nicht geschafft haben. Zumal wir sehr viel investiert und den Gegner eine dreiviertel Stunde vor große Probleme gestellt haben", so der 39-Jährige. Dennoch gelte es nun, den Blick nach vorn zu richten. "Es bringt uns nichts, der verpassten Chance lange nachzutrauern, auf uns wartet der Liga-Alltag, und gerade die enge Tabellen-Konstellation macht deutlich, dass wir alle Kraft und Energie brauchen, um den siebten Platz zu verteidigen", erklärte der Coach mit Blick auf das bereits am Sonntag anstehende Punktspiel bei der TSG Friesenheim (17.30 Uhr).