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Bahnradsport Für Pauline Grabosch eine WM zum Lernen

Pauline Grabosch war eine der WM-Gewinnerinnen 2018. Durch den Unfall von Kristina Vogel wurde die Magdeburgerin aus der Bahn geworfen.

Von Thomas Juschus 24.02.2019, 01:00

Magdeburg l Die Hightech-Rennräder von der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES) und das ganze Equipment machten sich per Kleintransporter auf den Weg nach Polen. Pauline Grabosch trat die Reise zur Bahnradsport-Weltmeisterschaft dagegen am Mittwoch ganz bequem per Bahn an. Mit Handgepäck, 2.  Klasse. Vom Trainingscamp in Frankfurt (Oder) ging es in rund fünf Stunden per Eurocity nach Warschau, von dort die letzten 15 Kilometer per Bus ins Hotel „Victor“ nach Pruszkow.

In der benachbarten Arena findet vom 27. Februar bis 3.  März zum zweiten Mal nach 2009 die WM statt. Doch trotz der fulminanten WM 2018 in Apeldoorn mit Gold im Teamsprint und Bronze im Einzelsprint sind Graboschs Erwartungen nicht gewachsen. Im Gegenteil. „Pruszkow wird für mich eine WM zum Lernen“, sagt sie. „Ich sehe die Titelkämpfe eher als das Ende einer Saison – und möchte ab 4. März positiv und gestärkt in eine neue Saison starten.“

Das Jahr 2018 war für die gebürtige Magdeburgerin, die in Bottmersdorf im Landkreis Börde aufwuchs und seit Anfang 2016 am Olympiastützpunkt Erfurt trainiert, schwierig. Leistungssport und gleichzeitiges Abitur (Note 1,1) sowie eine Trennung gingen nicht spurlos an der 21-Jährigen vorüber. Vor allem aber der schwere Unfall von Nationalmannschafts- und Teamkollegin Kristina Vogel belastete sie lange mental. Grabosch musste ihn Ende Juni in Cottbus miterleben. „Es ist noch nicht perfekt, aber mir geht es wieder gut“, sagt die Bundeswehr-Angehörige heute und erklärt das Thema Vogel-Unfall damit für erledigt.

Vogel, zweimalige Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin, musste aufgrund einer Querschnittlähmung als Folge des Unfalls mit dem Bahnradsport aufhören. Eigentlich schien damit der Weg frei für Grabosch, die sich als viermalige Junioren-Weltmeisterin so schnell und erfolgreich hinter Vogel und „Altmeisterin“ Miriam Welte in der Elite etabliert hatte. Doch 2018 haben mit Emma Hinze (21) aus Cottbus und Lea Sophie Friedrich (19) aus Dassow zwei weitere deutsche junge Sprinterinnen auf- und Grabosch teilweise sogar überholt.

„Ja, es stimmt, die Konkurrenz schläft nicht“, sagt Grabosch mit Blick auf den internen Kampf. Gesetzt für den WM-Sprint in Pruszkow ist Hinze, Friedrich hat wohl derzeit die besseren Karten als die WM-Dritte Grabosch. „Wenn es dieses Jahr nicht für mich reicht, muss ich weiterarbeiten und darf natürlich nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagt Grabosch. „Vor der WM 2018 habe ich sehr, sehr große Schritte gemacht. Dieses Mal eher kleine.“

Nach ihrer Auszeit im August hat Grabosch diesen Winter nie so richtig Fahrt aufnehmen können – verglichen mit dem Vorjahr. Ein achter Platz beim Weltcup im kanadischen Milton ist das beste Einzelresultat. Auch im Teamsprint muss sie sich derzeit hinter dem Duo Welte und Hinze anstellen. „Ich war eben ein paar Monate nicht voll mit Körper und Kopf dabei“, sagt Grabosch rückblickend, „und die Form kommt nicht einfach auf Knopfdruck zurück. Es ist ein Prozess, der länger dauert. Ich muss mir alles hart erarbeiten.“

Für Detlef Uibel ist Pauline Grabosch auf einem guten Weg. „Das Trainingslager war ein guter Anfang. Sie hat wieder den Anschluss gefunden, ist aber noch nicht so locker“, sagt der Bundestrainer. Über 500 Meter ist die Magdeburgerin bei der WM neben Titelverteidigerin Welte gesetzt. Im Vorjahr reichte es mit Bestzeit (33,487) zu Platz vier.

„Immerhin bin ich bei der WM wieder dabei. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit“, erklärt die Magdeburgerin. „Letztendlich muss ich die Nominierungen akzeptieren und nehme sie als Motivation für die nächste Saison.“

2020 warten mit der Heim-WM in Berlin und den Olympischen Spielen in Tokio zwei absolute Highlights – und der Zug dahin soll keinesfalls ohne Pauline Grabosch abfahren.