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Fifa-Skandal IOC-Präsident Bach: "Genug ist genug"

Der Fifa-Skandal entsetzt die deutschen Chefs der Sportorganisationen. IOC-Präsident Bach mahnt erneut Reformen beim Fußball-Weltverband an.

Von Michael Brehme und Denis Düttmann, dpa 06.12.2015, 16:29

Berlin (dpa) l Mit scharfer Kritik am System Fifa hat IOC-Chef Thomas Bach auf die neuesten Skandalwellen beim Fußball-Weltverband reagiert. "Ich habe schon vor einigen Wochen gesagt: Genug ist genug. Was man jetzt sieht, geht darüber noch einmal hinaus, mit den neuen Anklagen und mit den neuen Verhaftungen", urteilte Bach mit Blick auf neue Korruptions- und Schmiergeldvorwürfe. Kurz nach den Festnahmen zweier FIFA-Vizepräsidenten am Donnerstag in Zürich gingen die Behörden am Wochenende in Lateinamerika gegen amtierende und frühere Spitzenmänner vor. Mehrere Funktionäre wurden festgenommen, nach anderen wird nach Behördenangaben gefahndet.

Bach mahnte die Fifa angesichts des Desasters zu tiefgreifenden Reformen. Man dürfe nicht glauben, "dass mit der Wahl eines neuen Präsidenten alle Probleme gelöst werden", sagte Bach am Sonnabend in Stuttgart. Der skandalumwitterte Weltverband müsse zeigen, "dass hinter den Reformen auch ein tatsächlicher Reformwille steht und dass diese Reformen dann auch umgesetzt werden". Ohne den zurzeit gesperrten Präsidenten Joseph Blatter hatte das FIFA-Exekutivkomitee am Donnerstag ein erstes Reformpaket bewilligt, wonach unter anderem die Amtszeiten von Spitzenfunktionären begrenzt werden sollen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann gab der Fifa und explizit Blatter eine Mitschuld daran, dass sich die Hamburger Bürger gegen eine Bewerbung der Hansestadt für Olympia 2024 ausgesprochen hatten. "Alleine diese Person und Organisation haben viel Kredit und viel Rückenwind versaut", sagte er in Hannover. Nach den jüngsten Festnahmen in Zürich "trauen wir uns selbst kaum noch, uns zu outen, dass wir Sportfunktionäre sind. Das kann nicht unsere Zukunft sein."

Bach forderte den Weltverband zum "offenen Dialog" mit den Ermittlungsbehörden auf. Auf diesem Wege solle die Fifa sicherstellen, dass bei der Wahl der neuen Verbandsführung im Februar "diejenigen, die zur Wahl stehen, einem Glaubwürdigkeitstest und einem Integritätstest standhalten", sagte der IOC-Präsident.

Im Zuge ihrer Ermittlungen hatte das US-Justizministerium zuletzt Anklage gegen 16 weitere Verdächtige in Süd- und Mittelamerika erhoben, am Wochenende schlug die Polizei zu: In Peru wurde der ehemalige Verbandschef Manuel Burga festgenommen. In Ecuador verhängte eine Richterin unter anderem Hausarrest gegen Verbandschef Luis Chiriboga und Generalsekretär Francisco Acosta.

Der guatemaltekische Verbandsboss Brayan Jiménez war am Wochenende weiter auf der Flucht. Bei zwei Hausdurchsuchungen sei er nicht angetroffen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Der Generalsekretär des guatemaltekischen Fußballverbandes, Héctor Trujillo, wurde im US-Bundesstaat Florida festgenommen – nach Medieninformationen beim Familienurlaub auf einem Kreuzfahrtschiff.

Fifa-Präsidentschaftsbewerber Prinz Ali bin al-Hussein forderte radikale Offenheit für die Zukunft: "Ja, die Fifa ist zu retten. Mit Offenheit, Transparenz und so rückhaltloser Aufklärung wie möglich", sagte der Jordanier in Washington. "Ich kandidiere, weil die Fifa eine Führung braucht, die den Fußball wieder wertschätzt", sagte Ali.