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Fussball Alt-Stars kämpfen für Ost-Vereine

Kein Absteiger von 1. bis 4. Liga, Gerechtigkeit für Ostvereine: Offener Brief von Fußballern fordert DFB und DFL zum Handeln auf.

Von Stephen Leuschner 25.06.2020, 16:00

Magdeburg l Die Diskussion um die Abstiegsregelungen, in der von der Corona-Krise geplagten Fußballsaison 2019/20, geht in die nächste Runde. In einem offenen Brief fordern Größen des Ostfußballs, wie Jürgen Sparwasser, Dixie Dörner (Dynamo), Gerd Kische (Rostock), Detlef Irrgang (Cottbus) und Peter Ducke (Jena) die Aussetzung der Abstiegsregelungen von der 1. Bundesliga bis in die Regionalliga. Auch eine Petition zur Unterstützung der Initiative „Im Osten geht die Sonne unter" wurde gestartet.

Denn insbesondere der Fußball in Ostdeutschland, ohnehin seit der Wende “wie ein Stiefkind” behandelt, leide unter der Corona-Politik von DFB und DFL. Mit den feststehenden Abstiegen von Dresden und Jena, sowie den potenziellen Absteigern aus Magdeburg, Halle, Zwickau und Chemnitz droht der Ostfußball ein nachhaltiger Verlust der sportlichen Relevanz in Deutschland.

Bereits 1991, bei der Zusammenführung von Bundesliga und DDR-Oberliga, wurden Ostvereine benachteiligt. Nur zwei Mannschaften wurden in die 1. Bundesliga aufgenommen, sechs Ostvereine durften in der 2. Bundesliga spielen.

„Dadurch wurde vielen Traditionsvereinen nicht nur der sportliche Wettbewerb in den prestigeträchtigen Ligen versagt, sondern auch der Zugang zu Fernsehgeldern und Sponsoren, so dass sie von Anfang an keine Chance hatten, gegen die kommerziell ausgerichteten Profimannschaften aus dem Westen zu bestehen.”

Zudem hätten „Glücksritter und Hasardeure” den Ausverkauf der Ostvereine gefördert, das fehlende know-how der Ostvereine ausgenutzt. Der DFB wäre hier seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen, schreiben die Ost-Stars.

Dennoch hätten sich die Ostverein aus Cottbus, Rostock, Chemnitz, Halle, Aue, Zwickau, Magdeburg und Erfurt, sowie Union Berlin ihrem täglichen Kampf um das Überleben" erfolgreich durchgebissen. "Diese haben mit neuen Stadien und Nachwuchsleistungszentren nicht nur viel für den Fußballsport in den oft strukturschwachen Regionen getan, sondern haben sich zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren mit begeisterten Fangemeinschaften entwickelt.”

Die Corona-Politik von DFB und DFL mache den Eindruck, dass man „gedankenlos” dazu bereit wäre „die Ost-Vereine wie Jena, Magdeburg oder Dynamo Dresden über die Klinge springen zu lassen.”

Mit ähnlichen Argumenten, die auch bei der Diskussion um den Restart der 3. Liga angeführt wurden, werden die Bedingungen des Restarts kritisiert. „Kann man wirklich noch von Fairness oder Chancengleichheit sprechen, wenn eine Mannschaft wie Dynamo Dresden bei einem zweiwöchigen Trainingsrückstand aufgrund Zwangsquarantäne gleich in den ersten der drei englischen Wochen mit den Spitzenmannschaften der 2. Liga konfrontiert wird und 9 Punktspiele in nur 29 Tagen absolvieren muss? Jeder Sportmediziner und jeder Trainer wird bestätigen, dass Leistungssport unter diesen Bedingungen nicht möglich ist.”

Die Verfasser des Schreibens stellen zudem die Frage in den Raum ob „man hier nicht doch allzu bereitwillig einen ohnedies bei DFB und DFL wenig geschätzten Traditionsverein auf dem Altar der Fernsehgelder” opfere.

„Fairness, Chancengleichheit, Gerechtigkeit” das seien nicht nur Ideale und Wunschziele, „sondern unsere ganz konkreten Ansprüche, die wir jetzt gegenüber DFB und DFL erheben”. Gemeint ist damit, dass die Abstiegsregelungen von der ersten bis zur vierten Liga, in Zeiten der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, ausgesetzt werden.

Aufsteiger sollen dennoch aufsteigen dürfen und zur nächsten oder übernächsten Saison könne man die Aufstockung rückgängig machen. Der organisatorische Aufwand wäre zwar nicht unerheblich, dennoch stünde er „in keinem Verhältnis zu dem positiven Signal, welches davon ausgeht und den regionalökonomischen Effekten für die ohnehin strukturschwachen Regionen des Ostens. Das wäre gelebte Solidarität von DFB und DFL.”

„Beispiellose Zeiten verlangen beispiellose Maßnahmen - jetzt ist die Zeit für ein klares Bekenntnis von DFB und DFL nicht nur zu den eigenen Werten, sondern auch zu der Bedeutung des Ostfußballs. Stehen Sie jetzt zu Ihrer so oft beschworenen Fußballfamilie, bevor die Sonne im Osten endgültig untergeht.”

So lautet der Schlusssatz des Schreibens an den DFB und die DFL. Ob sich die Organisatoren der Ligen auf eine neuerliche Diskussion kurz vor Saisonende einlassen, ist allerdings fraglich. Zu endgültig und kompromisslos war bisher ihr Vorgehen im Umgang mit Spielern, Vereinen, Fans und Politik in Zeiten der Corona-Krise.

Die Petition zur Unterstützung dieser Aktion und den vollständigen Brief im Wortlaut finden Sie hier.