1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Gewichtheber-Brüder Zielinski gedopt

Olympia Gewichtheber-Brüder Zielinski gedopt

Die beiden polnischen Sportler haben gedopt. Bundesligist Samswegen, für den der jüngere Bruder Gewichte stemmte, reagiert gelassen.

Von Klaus Renner 16.08.2016, 12:54

Rio de Janeiro l Wenn die deutsche Gewichtheber-Bundesliga am 24. September in die Saison 2016/17 starten wird, ist eines sicher: Die polnischen Welt- und Europameister Adrian und Tomasz Zielinski werden nicht am Start sein. Adrian (27), 2012 in London Olympiasieger im Limit bis 85 Kilo, gehörte in der zurückliegenden Saison noch Vizemeister AC Chemnitz an. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder hatte für den SSV Samswegen die Gewichte gestemmt.

In Rio kam nun für das Bruderpaar aus dem östlichen Nachbarland das sportliche Aus. Nachdem Tomasz kurz zuvor bereits des Dopings mit dem anabolen Steroid Nandrolon überführt worden war, wiesen die Ermittler dem Bruder unmittelbar vor seinem Wettkampf am Sonnabend das gleiche Vergehen nach. Obwohl Tomasz wie Adrian Zielinski bestreiten, verbotene Mittel konsumiert zu haben, hat der Vorsitzende des polnischen Gewichtheber-Verbands Szymon Kolecki seinen Rücktritt angekündigt.

Auch die Reaktionen im deutschen Gewichtheberlager lassen nicht lange auf sich warten. „Wenn die Gerüchte wahr werden, können sich in den nächsten Tagen und Wochen noch andere Nationen warm anziehen“, glaubt Alexander Meinhard-Heib, dass auf Nachkontrollen bei den Olympischen Spielen weitere Sanktionen folgen könnten. Für die Bundesliga erwartet der Vizepräsident Sport des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) keine negativen Folgen, der Imageschaden für den internationalen Sport sei allerdings immens.

„Ich bin dankbar für jede Kontrolle durch die Nationale Antidoping-Agentur“, so Meinhard-Heib weiter, „denn diese völlig unabhängig vom BVDG durchgeführten Kontrollen beweisen, dass unsere Sportler ,sauber‘ sind.“ Die Bundesligavereine sind nach seiner Auffassung „nicht verantwortlich“ für Vergehen wie die der Zielinskis, denn „in der Bundesliga sind wir zwar ein Mannschaftssport, doch jeder Athlet ist zugleich ein Individualsportler“.

Beim SSV Samswegen, aus dessen Bundesliga-Team in den zurückliegenden Jahren Artan Suli, Tomasz Przybylek und Thomas Reinhardt gedopt hatten, hält man den Ball bewusst flach. Trainer Stefan Bruse verweist darauf, dass keiner der Genannten in Samswegen gelebt und trainiert hat und stets nur zu den Wettkämpfen angereist war. Das trifft auch auf den für die bevorstehende Saison gemeldeten Tomasz Zielinski zu. „Wir distanzieren uns von solchen Praktiken“, stellt Bruse klar. Allerdings müsse das Team „jetzt neu ausgerichtet werden“, nachdem auch Zielinskis Teamgefährte Krzysztof Szramiak überführt worden war.

Die Samsweger Verantwortlichen wollen nach Rio auf dem Sportlermarkt noch einmal aktiv werden – und sollten wohl doch besser erst einmal die weiteren Untersuchungen der Welt-Antipoding-Agentur Wada abwarten ...