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Handball-EM DHB-Team rettet gegen Österreich mit Glück einen Punkt

Im Schlussspurt retten die deutschen Handballer bei der EM gegen Österreich noch einen Punkt. Nach dem 22:22 braucht das Team von Bundestrainer Alfred Gislason für das Erreichen des Halbfinales aber Schützenhilfe.

Von René Miller Aktualisiert: 21.01.2024, 12:40
Der überragende Constanin Möstl im Tor der Österreicher brachte die deutschen Handballer, hier Johannes Golla, reihenweise zum Verzweifeln.
Der überragende Constanin Möstl im Tor der Österreicher brachte die deutschen Handballer, hier Johannes Golla, reihenweise zum Verzweifeln. Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Köln/Magdeburg - Die deutschen Handballer kommen nur mit viel, viel Glück zu einem 22:22 (11:12) gegen Österreich. Glück vor allem deshalb, weil die Ösis in den letzten elf Minuten kein Tor mehr werfen und das DHB-Team trotz insgesamt 23 Fehlwürfen noch einen Punkt holen kann. Und der lässt den Jungs von Bundestrainer Alfred Gislason weiterhin alle Chancen auf das Halbfinale, wofür jetzt allerdings Schützenhilfe benötigt wird. „Wir haben 23 Fehlwürfe und vergeben dabei auch noch viele Freie. Dazu kommen elf technische Fehler. Das ist grausam“, schüttelte Gislason frustriert den Kopf. Ösi-Torwart Constantin Möstl überragte mit 17 Paraden und einer Fangquote von 46 Prozent. Andi Wolff kam auf 14 Paraden und 39 Prozent.

Deckarm mit tosendem Applaus gefeiert

Bevor die ersten Bälle geworfen wurden, gab es aber erst einmal ordentlich Gänsehaut in der Halle. Joachim Deckarm wurde einen Tag nach seinem 70. Geburtstag von den Fans gefeiert. Im Kreise seiner Weltmeisterkollegen von 1978 bekam er von den 19.750 Zuschauern tosenden Applaus, gefolgt von einem Lichtermeer und ein Geburtstagsständchen.

Weber darf von Beginn an ran

Gislason sorgte dann aber für eine Überraschung und hatte das Team in der Startformation kräftig verändert. Für Juri Knorr begann Philipp Weber im zentralen Rückraum. Und im Gegensatz zum Island-Spiel begann auch SCM-Linksaußen Lukas Mertens. Während der für das 2:2 (9.) sorgen konnte, lief bei seinem Magdeburger Teamkollegen wenig zusammen. Weber leistete sich gleich zwei Fehlwürfe und einen technischen Fehler. Und als er dann zum 4:3 traf, kam vorher ein Pfiff der Schiris und das Tor zählte nicht. Beim 4:6 ( 16.) nahm Gislason seine erste Auszeit und brachte für Weber dann Knorr, der aus der Hüfte gleich auf 5:6 (18.) verkürzte. „Juri war ein bisschen erkältet. Deshalb wollten wir ihm eine Pause geben. Aber mit vier Fehlern in den ersten zehn Minuten lief das bei Weber unglücklich“, resümierte Gislason.

Nachdem die Österreicher auf 5:8 stellten, musste Andi Wolff helfen und wehrte auch den 2. Siebenmeter des Gegners ab. Inklusive des Island-Spiels war das schon der vierte gehaltene Siebenmeter in Folge des Ausnahmekeepers, der sein 150. Länderspiel bestritt. Doch im Angriff lief es weiterhin nicht und Deutschland lag in der 23. Minute sogar mit 6:10 zurück. „Wir spielen uns genug Chancen raus, brauchen aber mehr Konzentration“, schimpfte Gislason in seiner nächsten Auszeit. Und Heymann haderte nach der Partie: „Wir haben mir unseren schlechten Abschlüssen den Torwart der Österreicher leider schnell ins Spiel geholt.“

Beide Torhüter überragen

Dass es zur Pause nur mit einem Tor Rückstand in die Kabinen ging, lag vor allem an Wolff, der mit zehn Paraden und einer Fangquote von 45 Prozent seine Mannschaft im Spiel hielt. Übertroffen wurde er aber von Ösi-Torwart Möstl, der mit elf Paraden sogar auf eine Quote von 55 Prozent kam. Die Wurfquote aus deutscher Sicht von 46:48 Prozent verwunderte da nicht.

Nachdem Timo Kastening zum 13:13 (35.) ausglich, hofften die Fans auf die große Wende. Aber es wurde im Angriff nicht besser und das deutsche Team scheiterte weiterhin reihenweise an Möstl. Zu wenig Tempo, zu statisch – so waren die Österreicher nicht zu erschrecken. Kapitän Johannes Golla: „Das war heute unglaublich schlecht von uns und bringt uns möglicherweise um unsere Ziele. Erst in den letzten zehn Minuten haben wir das Ruder noch rumgerissen.“ Aber nur weil der Gegner nach dem Tor von Mykola Bilyk zum 18:22 (50.) nicht mehr traf und reihenweise an Pfosten und Latte scheiterte. So verkürzte Golla selbst nach tollem Pass von Häfner an den Kreis zum 20:22 (53.) und Knorr legte das 21:22 (56.) nach.

Österreicher am Ende zehn Minuten ohne Tor

In der Arena hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Als Christoph Steinert 53 Sekunden vor Schluss aus der Distanz mit links zum 22:22 traf, war der Jubel riesengroß. Aber die Österreicher hatten nun ja noch einen Angriff. Aber nach einem Pass des starken Lemgoer Lukas Hutecek ist der Ex-Magdeburger Robert Weber auf Rechtsaußen zu klein – und das DHB-Team hatte noch 15 Sekunden, um das Spiel komplett zu drehen. Doch Julian Köster bekam den Pass von Knorr nicht richtig unter Kontrolle. „Obwohl wir über den Punkt froh sein müssen, ist das jetzt trotzdem ein bescheidenes Gefühl“, so Köster.

Nun muss Deutschland darauf hoffen, dass die Österreicher am Montag gegen Frankreich verlieren. Dann könnte das DHB-Team am späten Abend mit einem Sieg gegen Ungarn auf Rang zwei rücken und am Mittwoch mit einem weiteren Sieg gegen Kroatien das Ticket ins Halbfinale verteidigen. Gislason: „Da müssen wir aber viel konzentrierter zur Sache gehen.“

Statistik zum Spiel

DHB-Tore: Juri Knorr 6, Timo Kastening 4/1, Johannes Golla 3, Julian Köster 3, Lukas Mertens 2, Rune Dahmke 1, Martin Hanne 1, Kai Häfner 1, Christoph Steinert 1

Österreich-Tore: Mykola Bilyk 5, Robert Weber 3, Lukas Hutecek 3, Sebastian Frimmel 3, Tobias Wagner 3, Boris Zivkovic 3, Lukas Herburger 1, Markus Mahr 1

Schiedsrichter: Mirza Kurtagic / Mattias Wetterwik (beide Schweden) ; Zeitstrafen: 3 - 3 ; Siebenmeter: 1/2 - 3/6