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DHB-Pokal Sveinsson gegen Sigurdsson, Rioja gegen Marley

Befreundete Gegner, vertraute Feinde: Geir Sveinsson und Dagur Sigurdsson stehen sich am morgigen Sonnabend in Hamburg gegenüber. Im Pokal-Final-Four geht es für den Trainer des SC Magdeburg und den Coach der Füchse Berlin um den Einzug ins Endspiel.

Von Daniel Hübner 08.05.2015, 03:23

Magdeburg l Nur weil Geir Sveinsson und Dagur Sigurdsson Freunde des Weins sind, haben sie 1995 nicht romantisch gefeiert. Mit Valur Reykjavik gewannen sie damals die isländische Meisterschaft. Aber sie saßen danach nicht im Restaurant, genossen einen französischen Rotwein und Bœf Stroganoff. "Nein", betont Sveinsson. "Wir haben Gas gegeben." Also Kneipen unsicher gemacht und "Atemlos"-ähnliche Partyhits gejohlt? Sveinsson muss herzlich lachen. Auch eine Antwort.

Auf den Wein war er schon ein paar Jahre zuvor gekommen, in seiner Zeit bei CM Granollers (Spanien). Seither "ist der Rioja mein Lieblingswein". Später hat er die Qualität seines Gaumens an Sigurdsson vermittelt, als sie gemeinsam in Wuppertal spielten, bestätigt der Trainer der Füchse Berlin, der Sveinsson, Trainer des SC Magdeburg, als sein Vorbild bezeichnet: als Handballer, Weinkenner, in vielen Lebenslagen.

Am Sonnabend ab 16.45 Uhr sind sie Gegner - zum zweiten Mal nach dem Bundesliga-Fight am 3. Dezember, den Sveinsson mit dem SCM 30:26 gewann. Aber diesmal ist es das Final Four in Hamburg. Im ersten Halbfinale stehen sich Flensburg-Handewitt und Rhein-Neckar Löwen (14 Uhr) gegenüber. Und in beiden Spielen geht es um den Einzug ins Finale am Sonntag (14.15 Uhr).

In den vergangenen Tagen wird wahrscheinlich Funkstille geherrscht haben zwischen Sveinsson und Sigurdsson, die ihren akribischen Stil in Magdeburg und Berlin durchgesetzt haben. Genau das sagt man über isländische Trainer: Sie werden geschätzt für ihre detallierte Spiel- und Trainingsanalyse.

Was man aber auch ihnen nicht nachsagen kann, ist die Fähigkeit, in die Köpfe ihrer Akteure zu schauen. "Ich habe meinen Spielern gesagt, sie sollen zwar jeden Tag ans Final Four denken, sollen das positive Gefühl dafür spüren. Aber sie sollen auch etwas anderes tun, sich nicht 24 Stunden mit Hamburg beschäftigen", berichtet Sveinsson. Um selbst nicht zu denken, geht er mit seinen Kindern Fußball spielen.

Sigurdsson geht zur Entspannung in den Plattenladen. Allerdings ist es lange her, dass er sich dorthin verirrt hat. Über Sigurdsson ist bekannt, dass man sich mit ihm vortrefflich über Musik unterhalten kann, so allumfassend ist sein Wissen. Er muss vielleicht auch deshalb nachdenken, welchem Geiste sein zuletzt erstandenes Werk entstammt. "Ich glaube, das war eine Platte von Bob Marley, aber das verrät nichts über meinen Musikgeschmack", erklärt er lächelnd zur Reggae-Platte.

Bei den Füchsen hat er in dieser Saison nicht so oft gelächelt. Die Frage nach dem durchwachsenen Saisonverlauf in der Bundesliga beantwortet er mit zustimmendem Brummen. Trotzdem haben die Berliner noch zwei Chancen auf einen Titel: Sie können den Pokal in Hamburg gewinnen und den EHF-Cup eine Woche darauf im Final Four "dahoam". "Das Final Four zu erreichen, war unser Ziel", sagt Sigurdsson. Aber natürlich würde er gerne seine Station Füchse Berlin mit einem großen Erfolg beenden, bevor Erlingur Richardsson im Sommer übernimmt und Sigurdsson sich ganz seinem Amt als Bundestrainer verschreiben kann.

Wie ein großer Erfolg aussieht, weiß Sigurdsson aus dem Finale 2014, als die Füchse mit einem 22:21 über Flensburg den Pokal des Deutschen Handballbundes (DHB)an die Spree holten, zum ersten Mal überhaupt. Dem SCM war dieser Coup 1996 gelungen. "Das wird keiner vergessen", sagt Sigurdsson. "Das ist eine Erfahrung, und auch ein Vorteil" - gegenüber den Magdeburgern. Trotzdem sagt Sigurdsson: "Wir sind in Hamburg der Underdog."

Deshalb wiederum ist der SCM nicht zwangsläufig Favorit. Sveinsson sagt: "Dass wir gegen die Berliner in dieser Saison gewonnen haben, dass wir Vierter sind in der Liga und sie Fünfter, sagt uns einfach, was wir können. Aber das hat keine Bedeutung, wenn du im Final Four aufläufst. Denn dann geht es nur um ein Spiel."

Dieses eine Spiel will Sveinsson natürlich gewinnen. Aber es gilt auch seine Philosophie, die weit über jeden Sieg hinausgeht: "Wir wollen alles geben. Und wenn wir das schaffen, dann wissen wir auch: Mehr konnten wir nicht tun. Und dann werden wir sehen, wozu es letztlich gereicht hat."