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Handball Geballte Fäuste beim SCM

Der SC Magdeburg liegt in einer Jahrestabelle sogar auf Rang drei. Und das mit deutlichem Abstand zu den dahinterstehenden Teams.

Von René Miller 31.12.2019, 00:01

Magdeburg l Als die Zuschauer am Sonntagnachmittag die Getec-Arena längst verlassen hatten, stand Bennet Wiegert noch auf der Platte und warf mit seinen Töchtern die Bälle hin und her. Entspannung pur für den Trainer. Mit jedem Wurf fiel die Anspannung der bisherigen Saison und eines anstrengenden Jahres ab. Und beim Blick auf die Jahrestabelle meint der 37-Jährige zufrieden: „Da können wir nicht so viel falsch gemacht haben.“

Neben Kiel (60 Punkte) und Flensburg (56) haben die Magdeburger die meisten Punkte geholt. Insgesamt stehen 28 Siege und sieben Niederlagen und damit 56 Punkte auf dem Bundesliga-Konto. Wiegert: „Wir haben in Magdeburg nun einmal den Druck, fast jedes Spiel gewinnen zu müssen. Aber dem stellen wir uns auch.“ Besonders stolz ist Wiegert darauf, dass er mit seinem Team gegenüber einer virtuellen Etat-Tabelle wohl sogar drei Plätze besser dasteht. Denn die Löwen, Füchse und Melsungen haben gewiss mehr finanzielle Möglichkeiten.

Trotzdem war der Druck vor der laufenden Saison enorm. „Die hohen Erwartungen haben wir schon massiv gespürt. Da wurde fast nur noch über den Meistertitel gesprochen. Aber ich finde, dass wir in Magdeburg auch immer ein bisschen Demut zeigen sollten“, sagt Wiegert rückblickend.

Dass für die Magdeburger bei nur zwei Punkten Rückstand zum Spitzenplatz in dieser Saison weiterhin alles möglich ist, war Anfang Oktober überhaupt nicht abzusehen, nach drei Bundesliga-Niederlagen in Folge und obendrauf noch dem Pokalaus bei den Füchsen.

„Das war eine sehr schwierige Phase“, meint Wiegert. „Da war ich mehr Psychologe als Trainer und habe viele Einzelgespräche geführt. Wichtig war aber, dass wir nicht den Kopf verloren und intern die Ruhe bewahrt haben. Schließlich hatten wir vorher einen Traumstart hingelegt und danach eigentlich nichts verändert. Da konnte also nicht alles falsch sein, was wir gemacht haben. Trotzdem haben wir uns hinterfragt und taktisch einige Dinge verändert.“

Die eine oder andere Niederlage in der laufenden Saison war fraglos unnötig, für den Trainer ist das aber kein Thema mehr. Wiegert: „Andere Vereine können diese Rechnungen ja auch aufmachen. Auch über knappe Siege debattiere ich nicht. Mit einem Tor zu gewinnen, gehört in dieser Saison dazu. Und ich denke, dass die Tabelle am Ende schon die Wahrheit über eine Saison sagt.“

Dass der SCM wieder auf Schlagdistanz ist, hat viele Gründe. Jannick Green war zuletzt wieder in Weltmeister-Form. Weil Tim Hornke bei den Siebenmetern gesetzt ist, hat sich auch das Nervenflattern am Punkt verringert. Michael Damgaard trifft wie in besten Zeiten und führt mit 202 Toren vor Matthias Musche (166) sogar die interne Jahrestorschützenliste des SCM an. Auf den Außen ist es inzwischen fast egal, wer spielt. Und auch die zu Saisonbeginn eher auf der Bank sitzenden Erik Schmidt und Filip Kuzmanovski kamen zuletzt auf viel Einsatzzeit und immer besser zurecht.

So konnten die Grün-Roten in den letzten zwei Spielen sogar die Verletzungsausfälle der absoluten Stammkräfte Marko Bezjak und Zeljko Musa kompensieren. Wiegert: „Deshalb ist unser Kader so breit aufgestellt. Und es war richtig, dass wir entschieden haben, künftig mit drei Kreisläufern in eine Saison zu gehen.“

Während die Nicht-EM-Fahrer bis zum 13. Januar ausspannen dürfen, geht es für die Nationalspieler schon am Neujahrstag weiter. Neun Magdeburger fahren zu ihren Nationalteams. Die endgültigen Kader werden aber erst am 8. Januar nominiert. Gut möglich also, dass Tobias Thulin bei den Schweden noch aus dem Team rutscht. Und bei Zeljko Musa hängt alles davon ab, wie schnell er seine Verletzung auskuriert.

Zum Turnier selbst schaut Wiegert trotzdem mit gemischten Gefühlen. „Klar wäre mir lieb, wenn alle jetzt ein bisschen regenerieren könnten. Aber es spricht auch für unseren Verein, dass wir so viele Nationalspieler stellen. Wichtig ist, dass alle gesund zurückkommen.“

Schließlich wartet ab 2. Februar ein richtig hartes Programm auf die Grün-Roten. Beginnend mit dem Spiel in Flensburg stehen neun Partien in vier Wochen an. Darunter sind auch die Spiele gegen Hannover, Leipzig und bei den Füchsen. Außerdem muss der SCM in dieser Zeit im EHF-Cup in Leon (Spanien) und in Nantes (Frankreich) ran. Um die Reisestrapazen so gering wie möglich zu halten, überlegt der Verein, sogar per Charter zu fliegen.

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