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Datenerfassung Revolution auf dem Handball-Feld

Die Bundesliga will Handball mit Hilfe von Echtzeit-Datenerfassung attraktiver machen. Davon können auch die SC Magdeburg-Fans profitieren.

Von Anne Toss 08.05.2019, 01:01

Magdeburg l Wie schnell läuft eigentlich Matthias Musche beim Tempo-Gegenstoß? Hat Michael Damgaard wirklich den härtesten Wurf der SCM-Handballer? Und mit welchem Spin schafft es Daniel Pettersson, den Ball von Rechtsaußen noch am Torwart vorbeizudrehen?

Diese Fragen in Echtzeit während einer Partie beantwortet zu bekommen über Video-Würfel, LED-Banden oder im TV – die Zuschauer würden Handball noch einmal mit anderen Augen sehen. Ab dem 21. August 2019 – da beginnt die neue Saison mit dem Pixum-Supercup in Düsseldorf – wird diese Vision nun in Teilen Realität. Denn auch wenn die Verantwortlichen der Handball-Bundesliga (HBL) und der Vereine betonen, dass das Projekt der Echtzeit-Datenerfassung noch in den Kinderschuhen steckt, ist der Grundstein dafür gelegt. Mit einer Investition von rund fünf Millionen Euro hat die HBL das Münchner Unternehmen Kinexon an Bord geholt. Bis 2023 ist die Zusammenarbeit mit dem Entwickler von Analyse-Technologie vereinbart.

„Wir sind die erste Liga, die diese Technik flächendeckend einsetzt und systematisch für alle Bundesligisten nutzbar macht“, sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann im Interview mit dem Sportinformationsdienst, „und davon versprechen wir uns vor allem zwei Dinge: Zum einen wollen wir Handball für Medien und Fans durch Echtzeit-Daten interessanter und greifbarer machen. Zum anderen können durch das Echtzeit-Tracking im Spiel wie auch im Training sportlich ganz neue Wege beschritten werden.“

Technisch soll das so funktionieren: Die Spieler werden mit Hilfe kleiner Chips in Trikot und Ball auf dem Spielfeld verfolgt. Über 14 WLAN-Router pro Spielort werden die Daten dann innerhalb von Sekundenbruchteilen verfügbar gemacht – zum Beispiel auf dem Tablet des Trainers am Spielfeldrand oder eben fürs TV. Ein Mitarbeiter von Kinexon wird als Betreuer vor Ort sein.

Doch es gibt auch Schwachstellen wie zum Beispiel die Technologie im Ball. Diese ist bislang nämlich nur in Spielbälle der Marke „Select“ eingebaut. Innerhalb der Bundesliga gibt es aber (noch) keinen einheitlichen Ausstatter, Clubs spielen beispielsweise auch mit „Kempa“-Bällen.

„In diesem Fall könnten dann nur die Chips in den Trikots ausgewertet werden. Aber das kann sich bis zum Saisonstart auch alles noch ändern“, zeigt sich Oliver Lücke, Pressesprecher der HBL, zuversichtlich.

Für ihn liegt der Mehrwert für den Handball-Fan auf der Hand. „Theoretisch ist denkbar, dass ein besonderer Spielzug visualisiert wird, also: Welche Pässe sind gespielt worden, mit welcher Geschwindigkeit“, erzählt Lücke. Oder aber: „Wenn ein Kreisspieler zum Wurf hochsteigt, wie lange ist er in der Luft? Da die konkreten Daten auf die Sekunde genau zu haben, ist doch faszinierend.“

Das Erlebbar-Machen des Sports findet also auf zwei Ebenen statt: Das Spiel soll taktisch nachvollziehbar sein. Zum anderen trägt die Neuerung zum Unterhaltungswert bei.

Trotzdem: Mit Beginn der neuen Saison dürfen Zuschauer noch keine Wunder erwarten. „Das System bringt einen Überfluss an Daten, dem wir uns erst einmal annähern müssen“, betont Frank Leitmann aus dem Digitalbereich der HBL. Hinzu kommt: „Jedem Verein ist erst einmal freigestellt, wie er das Angebot nutzen möchte.“

Beim SC Magdeburg gibt es noch keine konkreten Pläne. Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt sieht den Trend generell positiv, zeigt sich aber abwartend: „Wir lassen das jetzt ganz locker auf uns zukommen.“

Für Schmedt ist erst einmal wichtig, dass die technischen Voraussetzungen in der Getec-Arena geschaffen werden. „Dann sehen wir im Nachgang, wo die Möglichkeit besteht, dass wir als Verein diese Daten nutzen können“, berichtet er. Denn es sei noch nicht abschließend geklärt, wer die gewonnenen Erkenntnisse letztlich dann auch nutzen darf.

Hier ist jetzt die HBL gefordert. „Die Clubs stecken noch nicht so tief im Thema, das wird sich aber bis zum Saisonbeginn ändern“, betont Lücke. Mit Mitarbeitern von Kinexon werden in den kommenden Monaten die Spielstätten besichtigt. „Der Einsatz wird von einer Mehrheit getragen“, sagt Geschäftsführer Bohmann, „nun muss das Ganze aber auch funktionieren, sonst schlägt die Euphorie schnell in Skepsis um.“

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