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Verein Eckhardt: „Das ist ein Jammer“

Die Volksstimme hat für die Serie "Damals war's" den Heerener SV besucht.

Von Frank Kowar 23.05.2020, 08:00

Heeren l In unserer Serie „Damals war’s“ geht die Volksstimme-Sportredaktion unter anderem auch auf die Suche nach Sportplätzen, die nicht mehr genutzt werden, wo kein Wettkampfbetrieb mehr stattfindet. Im fünften Teil unserer Serie geht es um den Platz in Heeren.

Zum Dorf gehören Kirche, Äcker, Weiden, Ställe – viele Sachen, unter anderem auch ein Sportplatz und eine Fußballmannschaft.

Das war vor einigen Jahren Usus. Durch Initiativen vieler Funktionäre haben sich auch in der östlichen Altmark über einige Jahre Fußballvereine mit doch eher knappem Personal über Wasser gehalten.

Doch durch den demografischen Wandel, durch die schrumpfenden Bevölkerungszahlen – besonders bei der Jugend – wurde es immer komplizierter, spielfähige Mannschaften in einem Wettkampfbetrieb zu melden. Teams verschwanden von der Bildfläche. Sportplätze, die mit viel Aufwand gepflegt wurden, liegen heute brach. Leider.

Die Volksstimme-Sportredaktion hat bereits einige Plätze (Weißewarte, Krusemark, Wahrenberg und Meßdorf) besucht und beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit dem Platz des Heerener SV.

Wer in Heeren eine Ackerwüste erwartet hatte, wurde positiv überrascht. Der Rasen war frisch gemäht, die Sanitäranlagen sind in Ordnung.

Der Platz in Heeren wurde 1959 als „Kampfbahn des Friedens“ gebaut. Ein Stein weist noch heute darauf hin.

Traktor Heeren, 1949 gegründet, war in der Ostaltmark immer ein Aushängeschild des Sports. „Wir hatten zwei Tischtennis-, zwei Kegel- (unter anderem mit Klaus Borsch, Sabiene Beau oder Norbert Lühe, Anm. d. Red.) und drei Fußballmannschaften“, erklärt Wolfgang Eckhardt, der langjährige und amtierende Heerener Ortsbürgermeister. Dazu kamen noch eine Gymnastik- und eine Volleyball-Abteilung.

Nach der politischen Wende blieb sportlich in Heeren nur noch der Fußball. Besonders in den 70- und 80er-Jahren war die Glanzzeit des Heerener Fußballs, der sogar in der Bezirksklasse kickte. So gab es unter anderem 1974 bei Lok Salzwedel einen 7:1-Sieg.

Dirk Roswandowicz, der heutige Präsident des SC Magdeburg, ist der bekannteste Fußballer aus Heeren.

Fußball gespielt wurde in Heeren bis zur Saison 09/10. „Die Mannschaft hatte sich zerstritten, wir mussten das Team in der Halbserie vom Spielbetrieb abmelden“, erinnert sich Eckhardt.

Dabei war der Heerener SV überaus erfolgreich. In der Saison 05/06 stand der kleine HSV auf Platz eins in der 2. Kreisklasse-Süd und stieg danach in die 1. Kreisklasse auf. Dann wurde sofort der Durchmarsch geschafft.

Am letzten Spieltag der Saison gab es ein 5:5 gegen Kickers Seehausen II. Das Ergebnis war der zweite Platz hinter Empor Kamern und damit der Aufstieg in die Kreisliga.

In der Saison 07/08 erkämpfte das Team von Trainer Westphal Rang 10 und ein Jahr später Platz 14. In der Saison 09/10 kam dann das bittere Aus.

Bis zum heutigen Tag fand kein Punktspiel mehr in Heeren statt. Als in Tangermünde das Stadion erneuert wurde, trainierte Saxonia dort. Jetzt ist es ein Ausweich-Trainingsplatz für Grün-Weiß Staffelde.

Oft hat Wolfgang Eckhardt schon versucht, eine neue Mannschaft in Heeren zu integrieren. „Egal, ob Fußball, auch im Nachwuchsbereich, oder Leichtathletik oder eine Laufgruppe. Ich bin für alles offen. Hier auf dem Platz ist alles vorhanden“, sagt er. In der Tat. Der Rasen wird gepflegt, die Sanitäranlagen sind in Ordnung, es existiert eine Beregnungsanlage und teilweise Flutlicht. Sogar ein kleiner Kiosk steht noch.

„Das ist ein Jammer, dass hier kein Wettkampfbetrieb mehr stattfindet“, sagt der Ortsbürgermeister, der auch Sponsoren ranholen und gern eine sportliche Wettkampf-Mannschaft unterstützen würde. Ein paar Fußballer gibt es in Heeren, aber die spielen alle außerhalb. Aus der dünn besiedelten Region wird es deshalb schwer, Fußballer für eine spielfähige Mannschaft nach Heeren zu locken. „Wir liegen nah an Stendal, das ist Fluch und Segen zugleich“, weiß Eckhardt. Fast hätte es vor einiger Zeit mit einem Frauenteam geklappt, aber das hat sich im Endeffekt zerschlagen. Im Moment existiert beim Heerener SV nur ein Notvorstand auf dem Papier. „Sonst hätten wir den Verein auflösen müssen.“ Derzeit wird der Platz für Veranstaltungen (Feuerwehrfeste oder Weihnachtsbaumverbrennen) genutzt. Sportlicher Wettkampfbetrieb: Fehlanzeige. Das ist ein Jammer.