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Judo Interview mit Klaus Liebsch, Vorsitzender des Kreisfachverbandes Altmark-Ost Ein unangepasster und unbequemer Funktionär feiert heute 60. Geburtstag

17.11.2011, 04:22

Klaus Liebsch, Vorsitzender des Judo-Kreisfachverbandes Altmark-Ost, feiert heute seinen 60. Geburtstag. Sportredakteur Frank Kowar sprach mit dem Jubilar vom SV Preußen Klietz.

Volksstimme: Herr Liebsch, wie und wann kamen Sie zum Kampfsport Judo?

Klaus Liebsch: Als ich zehn Jahre alt war. Bei uns in Klietz gab es die Armeesportvereinigung Vorwärts Klietz. Wir hatten hier unter anderem Boxen, Ringen und auch Judo. Wir können die Chronik bis 1957 zurückverfolgen.

Volksstimme: Waren Sie schnell Funktionär?

Klaus Liebsch: Eigentlich ja. Seit 1970 bin ich als Kampfrichter und Übungsleiter aktiv. Als Funktionär arbeite ich seit 1977.

Volksstimme: Einige sportliche Erfolge als Kämpfer können Sie aber auch aufweisen, oder?

Klaus Liebsch: Früher waren wir hier in Klietz ein Judo-Leistungszentrum. Ich habe in der Landesliga-Mannschaft zusammen mit Tangermünde gekämpft und wurde auch Kreismeister bei den Herren. Das war damals noch was. Insgesamt habe ich etwa an die 300 Kämpfe bestritten.

Volksstimme: Jetzt sind Sie schon lange Vorsitzender des Kreisfachverbandes Altmark-Ost. Seit wann?

Klaus Liebsch: Seit der politischen Wende. Funktionäre, die uns früher gesagt haben, wo es langgeht, haben alles hingeschmissen. Wir, damit meine ich einige sportlich Verrückte oder die dritte Garde, haben damals weitergemacht.

Volksstimme: Wenn ich sage, Sie sind unangepasst und manchmal auch unbequem, stimmen Sie zu?

Klaus Liebsch: Ja, natürlich.

Volksstimme: Was ärgert Sie?

Klaus Liebsch: Da kann ich viel erzählen. Wenn ich sehe, wie beim Landessportbund im Jahr 2008 Gelder in die Luft geschleudert wurden, habe ich so meine Probleme. Da ist eine Landessportschule in Osterburg nur zu 51 Prozent ausgelastet. Wer braucht diese Landessportschule? Ich nicht. Der LSB sollte sich viel mehr um die Basis kümmern. Ich als Übungsleiter bekomme für viele Stunden ehrenamtliche Arbeit sechs Euro die Woche. Ich bin dreimal in der Woche in der Halle und am Wochenende fahre ich mit den Kindern zu Turnieren. In unserer Sporthalle sind im Sommer 40 und im Winter 15 Grad. Da wird der Letzte vergrault. Da gibt es noch viele Sachen mehr.

Volksstimme: Welche?

Klaus Liebsch: Für Judo ist die Sportschule für unser Bundesland in Halle. So ein Quatsch. Welche Eltern schicken ihre Kinder soweit weg. In Magdeburg wäre der Mittelpunkt gewesen. Damit wird der Leistungsgedanke bei uns in der Altmark nicht unbedingt gefördert. Ärger haben wir auch seit geraumer Zeit mit dem Arbeitsamt.

Volksstimme: Warum?

Klaus Liebsch: Wir haben für Kinder von Hartz-IV-Empfängern Zuschüsse von zehn Euro schon im April schriftlich beantragt. Geld ist auf unserem Vereinskonto noch immer nicht. Aber natürlich müssen sich auch einige Eltern an die eigene Nase fassen. Wir wollen den Kindern spielend das Judo beibringen. Einige Eltern meinen, ihr Kind muss Weltmeister werden. Die Kinder werden so schnell verheizt. Das ist alles sehr ärgerlich.

Volksstimme: Es muss bei Ihrer Tätigkeit als Funktionär auch positive Sachen geben, oder?

Klaus Liebsch: Die Zusammenarbeit im Kreisfachverband ist sehr, sehr gut. Damit bin ich überaus zufrieden.

Volksstimme: Was stimmt sie im Judo positiv?

Klaus Liebsch: Wir hatten in der DDR-Prüfungsordnung bis zum Grüngurt die Selbstverteidigung drin. Dann haben Scharlatane das abgeschafft. Viele Judokas, besonders ältere, sind uns davongelaufen und in andere Kampfsportarten gewechselt. Ab 2011 ist die Selbstverteidigung wieder in der Prüfungsordnung. Das kann nur positiv sein.

Volksstimme: Bei allem Ärger. Wie und wo feiern Sie ihren Geburtstag?

Klaus Liebsch: Das ist geheim, streng geheim.