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Fussball „Eingeschlafene Füße“ statt Krimi

Dem SV Union Heyrothsberge erfährt beim 4:0 (1:0)-Heimsieg gegen Förderstedt nur eine Halbzeit lang Gegenwehr.

Von Björn Richter 20.04.2017, 01:01

Heyrothsberge l Freut sich so jemand, der gerade seinen ersten Treffer in der Landesliga, immerhin Deutschlands siebter Fußball-Liga, erzielt hat? Flickflacks, Masken mit Sponsorenbotschaft, ein Küsschen aufs Vereinswappen oder die altbewährte Becker-Faust – all das suchte man am Sonnabend bei Patrick Stockmann vergeblich. Stattdessen ging es festen Schrittes zurück in die eigene Hälfte. Nur ein angedeutetes Lächeln zeigte, dass das Toreschießen für den Defensivspezialisten des SV Union Heyrothsberge nicht zur alltäglichen Routine gehört.

Nun mochte Stockmanns Treffer zum 4:0 (1:0)-Endstand im Heimspiel gegen den SV Förderstedt lediglich kosmetischen Wert haben. Vielleicht verbat sich der 31-Jährige auch nur selbst überschäumende (Schaden)-Freude gegen den Heimatverein, den er im Sommer 2016 in Richtung Heyrothsberge verlassen hatte. Doch wirklich glücklich waren die Gastgeber nur aufgrund der drei wichtigen Zähler im Abstiegskampf, nicht aber ob der eigenen Leistung. „Es ist ein 4:0, das sich sehr komisch anfühlt. Ein bisschen wie eingeschlafene Füße“, fasste Trainer Torsten Marks die eigene Gemütslage zusammen.

Tatsächlich fehlte dem „Sechs-Punkte-Spiel“ in der Schlussphase jegliches Knistern. Etliche Unterbrechungen ließen keinen erkennbaren Spielfluss mehr zu, dazu wirkten die Förderstedter wie Gäste auf ihrer eigenen Beerdigung. Unrühmlicher Höhepunkt war ein offener Disput zwischen Michael Buschke und Christian Conrad, der nach Ansicht seines Abwehrchefs allzu häufig die Schuld fürs eigene Scheitern bei Schiedsrichter Karsten Fettback (Stendal) suchte.

Unter den gegebenen Umständen – eine Trainingswoche im überschaubaren Kreis, Stürmer Marcus Bolze fehlte an allen Ecken und Enden und Leistungsträger wie Necirvan Isa (Muskelfaserriss) gingen teils grenzwertig lädiert in die Partie – mochte die Niederlage auch SVF-Trainer Enrico Tietzel nicht aus heiterem Himmel treffen, doch das Wie wird wohl allbeherrschendes Thema der anstehenden und ungemütlichen Tage werden: „Das Mindeste, was man verlangen kann, ist, dass die Jungs pottdreckig vom Platz gehen, dass sie alles geben. Aber stattdessen flüchten wir uns in gegenseitige Schuldzuweisungen.“

Die ersten dieser Sorte waren bereits nach zwei Minuten fällig. Ein vermeidbarer Ballverlust der Gäste auf Höhe der Mittellinie eröffneten Unions Karsten Völckel alle Möglichkeiten. Er entschied sich für den Diagonalpass auf Daniel Stridde, der Bewacher Maximilian Loch stehen ließ und freistehend vor Keeper Manuel Gitschat – im Winter aus Heyrothsberge nach Förderstedt gewechselt – zum 1:0 vollstreckte.

Spielte die frühe Führung den Unionern in die Karten, war umso unverständlicher, warum die Gastgeber anschließend die Zügel schleifen ließen. „In Phasen, in denen wir Fußball gespielt haben, war es okay. Aber davon gab es in der ersten Hälfte zu wenige. Stattdessen zeigen wir viel zu viel langes Gekloppe. Fürchterlich“, haderte Marks. So kam auch die Gegenseite im Spiel an, verzeichnete bis zur Pause einige Abschlüsse, doch fand in Keeper Dominik Böhnisch wie schon im Hinspiel (2:2) häufig seinen Meister.

Die Vorentscheidung fiel knapp zehn Minuten nach dem Seitenwechsel, als sich Marcus-Antonio Bach einen Freistoß aus 20 Metern Torentfernung sowie zentraler Position zurechtlegte und den Ball gefühlvoll über die SVF-Mauer ins obere rechte Toreck hob (54.). Die Gästeabwehr verdiente fortan ihren Namen nur noch auf dem Papier. Nachdem sich Stridde im Eins-gegen-Eins-Duell durchsetzte und uneigennützig auf Bach querlegte, zeichnete sich ein Debakel für die Gäste ab (60.). Gästecoach Tietzel war bedient: „Dann kann ich meine Zeit auch sinnvoller verbringen. Wenn wir uns weiterhin so präsentieren, ist die gesamte Saison eine Totgeburt.“ Doch weil Union anschließend offensichtlich die Frühjahrsmüdigkeit befiel, durfte im Schlussgang nur noch Stockmann jubeln – still und nur für sich (90.+2).
Heyrothsberge: Böhnisch – Krümling, Peukert (69. Stockmann), C. Kloska (76. Frigerio), Fischer (54. Schumburg), Zimmermann, Rieche, Völckel, Bach, Pinno, Stridde
Förderstedt: Gitschat – Loch, Buschke, C. Conrad, Teutloff, Früchtel (74. Tänzer), Drici, Kucybala, H. Isa (46. Jahn), N. Isa (68. Hausdorf), Abram
Tore: 1:0 Daniel Stridde (2.), 2:0, 3:0 Marcus-Antonio Bach (54., 60.), 4:0 Patrick Stockmann (90.+2); SR: Karsten Fettback (Stendal), Niclas Dirk, Leon Rothe; ZS: 63