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Verein der Woche TSG Calbe feiert "90 Jahre Handball" / Starke Saisons von allen Mannschaften / Heute Sportlerball "Eins der erfolgreichsten Jahre nach der Wende"

26.05.2012, 05:15

Die TSG Calbe feiert in diesem Jahr "90 Jahre Handball". Passend zum Jubiläum absolvierten die Mannschaften vom Nachwuchs bis zu den Erwachsenen sehr gute Saisons und trugen somit ihren Teil zum großen Festprogramm bei. Dieses hat heute mit dem Sportlerball einen würdigen Abschluss.

Calbe l Mit dem starken Abschneiden fügen sich die Teams der "neuen Generation" nahtlos in die bisherigen Erfolge der Handball-Abteilung ein. Erinnert sei zum Beispiel an das glorreiche Jahr 1953, als die erste Männermannschaft sowohl Kreismeister im Feldhandball als auch FDGB-Pokalsieger gegen Empor Rostock wurde. Ein Jahr später wiederholte das Team von Trainer Hans Knuth den Erfolg in der Liga. Auch die Frauen trugen den Namen "TSG Calbe" durch die gesamte Republik. Ihr größter Erfolg war sicherlich der Aufstieg in die DDR-Oberliga in der Saison 1984/85.

Zwar haben sich die Erwachsenen-Mannschaften "der Neuzeit" bisher nicht bis in die 1. Bundesliga gekämpft, doch war das Abschneiden der gesamten Abteilung in dieser Saison aller Ehren wert. Der Klassenerhalt der Frauen in der Mitteldeutschen Oberliga steht inzwischen fest, die Männer sicherten sich "den gefühlten Titel in der Sachsen-Anhalt-Liga", mussten sich nur dem HSV Naumburg-Stößen unterordnen, weil in der SAL der direkte Vergleich zählt, den der HSV aufgrund der mehrerzielten Auswärtstore gewann. Doch die TSG wäre ohnehin nicht aufgestiegen, "die Mannschaft hatte sich dagegen ausgesprochen", erklärte Abteilungsleiter Gunnar Lehmann. "Das war eine sehr reife Entscheidung."

Das gute Abschneiden komplettieren die sensationellen und teilweise auch überraschenden Ergebnisse der Nachwuchsteams. Die neun Mannschaften erreichten beispielsweise in den Landesmeisterschaften einen Titel (B-Jugend), einen zweiten Platz (C-Jugend, gleichzeitig Dritter bei der Mitteldeutschen Meisterschaft), und zwei dritte Plätze (weibliche B-Jugend, weibliche A-Jugend). "Ich danke allen Trainern, Betreuern und Helfern im Verein, die das durch eine tolle Kinder- und Jugendarbeit ermöglichen", lobte Lehmann.

Sportlicher Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Jubiläum war sicherlich der Besuch des Bundesligisten HSV Handball Hamburg, der am 1. April ein Freundschaftsspiel gegen die erste Männermannschaft (30:41) absolvierte und sich dabei als "Team zum Anfassen präsentierte". Heute um 16 Uhr wird es eine Festveranstaltung (auf Einladung) in der Halle der Firma Duphorn Franke geben. Um 19 Uhr bildet dann der Sportlerball den gesellschaftlichen Abschluss der Feierlichkeiten, das sportliche Festjahr ist dann aber noch nicht vorbei, auch der Saalecup, der am 8./9. September ausgetragen wird, steht im Zeichen des Jubiläums.

Von Nachwuchs war im Jahr 1922 noch keine Rede, zunächst dominierten die Männerturnvereine (MTV), auch in Calbe (seit 1861). Zunächst hielt man in der Saalestadt wenig vom aufstrebenden "Kampfspiel", wie es in der Festschrift heißt, bis Otto Salzmann von einem Seminar aus Aschersleben zurückkehrte und "die Interessenten um sich versammelte". Am 22. November 1922 gab es schließlich das erste Freundschaftsspiel zwischen dem MTV Calbe und dem TV Aschersleben auf dem Heger-Sportplatz. Die Partie endete mit einem 3:3 (2:1)-Unentschieden.

Die Handballabteilung des MTV wuchs ständig weiter, heute ist sie mit 422 Mitglieder die stärkste im gesamten Verein, die TSG hat etwa 1500 Mitglieder. In den vergangenen Jahren brachte sie auch immer wieder berühmte Sportler hervor, beispielsweise Werner Aßmann, der in den 1950er Jahren Nationalspieler war und nach Eisenach gegangen war, wo die Heimspielstätte des heutigen ThSV Eisenach in der 2. Bundesliga nach ihm benannt ist. Oder den vor kurzem gestorbenen Siegfried Warm, der von der TSG Calbe zum Sportstudium nach Leipzig ging und Spieler bei der DHfK wurde. 1963 wurde er mit der DDR Weltmeister im Feldhandball.

Bei den Frauen gehört Kornelia Kunisch (geb. Elbe) zu den Exportschlagern der Calbenser. 1973 wechselte sie zum SC Magdeburg. Bis 1990 feierte sie mit ihm nationale und internationale Erfolge, unter anderem die Meisterschaft 1981. Nationaltrainer Peter Kretzschmar berief sie in die DDR-Auswahl, mit der sie 1978 Weltmeister und 1980 Dritter bei den Olympischen Spielen wurde. Für die Nationalmannschaft bestritt Kunisch 200 Länderspiele, in denen sie 675 Tore warf. Nach der Wende ging sie zur TuS Eintracht Minden in die Handball-Bundesliga. 1997 beendete sie ihre Bundesligakarriere und wechselte zum Regionalligisten VT Bückeburg. Mit der Mannschaft stieg sie 2001 in die 2. Bundesliga auf, bestritt aber nur die Heimspiele. Inzwischen arbeitet die Diplom-Sportlehrerin als Physiotherapeutin in Minden und betreut die C-Jugend des GWD.

Nachwuchsarbeit wird auch bei der TSG groß geschrieben, ohne die viele ehrenamtlichen Helfer und Trainer wäre dieser Erfolg gar nicht möglich, weiß Gunnar Lehmann. Er hat nach dieser überaus erfolgreichen Saison übrigens mal zusammengerechnet: Die neun Nachwuchsteams absolvierten 150 Spiele und erreichten dabei insgesamt 220:80 Punkte bei 3676:2673 Toren.

Eine starke Bilanz, mit der die Nachwuchs-Handballer in die Fußstapfen der bisherigen Mannschaften der TSG-Historie treten. Vielleicht gelingt in zehn Jahren ein erfolgreicheres Abschneiden. Heute wird aber erstmal auf die bisherigen 90 Jahre angestoßen.

Interessierte können auch kurzfristig den Sportlerball, der heute Abend um 19 Uhr in der Halle der Firma Duphorn Franke stattfindet, besuchen. Es gibt noch Tickets an der Abendkasse. Diese kosten 7,90 Euro pro Karte.