Leichtathletik Laura Nemitz vom SSC wird mit 5,43 Metern Landesmeister Neuer Trainer, neue Übungen, neuer Bestwert
Laura Nemitz hat vor kurzem den Titel bei der Landesmeisterschaft im Weitsprung gewonnen - mit einer starken neuen Bestleistung, und das, obwohl ihr erster Versuch "ganz schlecht war", sagt die Leichtathletin des Schönebecker SC.
Schönebeck l Trelawny Parish bietet vor allem flaches Land. Der fünftgrößte Landkreis im Staat Jamaika ist 874 Quadratkilometer groß und berühmt für zwei Dinge. Zum einen exportiert er Zucker und Rum, zum anderen ist er die Heimat vom berühmten Sprinter und Weltrekordhalter über die 100 Meter-Distanz Usain Bolt.
Auch der Salzlandkreis ist für den Zucker bekannt, in Könnern steht neben Klein Wanzleben und Zeitz die dritte verarbeitende Fabrik in Sachsen-Anhalt. Auch der Salzlandkreis hat gute Sprinter in seinen 1425 Quadratkilometern Fläche. Eine davon heißt Laura Nemitz. Für sie ist Usain Bolt das große Vorbild.
Die 14-Jährige trainiert beim Schönebecker SC zwar auch den Sprint - bei den Landesmeisterschaften in Halle reichte es mit 8,22 Sekunden über 60 Meter immerhin zum dritten Platz -, ihr Steckenpferd ist allerdings der Weitsprung. Trotzdem findet sie Bolt interessant, nicht nur aufgrund seines sportlichen Erfolges, sondern vor allem "wegen seines selbstsicheren Auftretens", sagt die Atzendorferin. "Er weiß, was er will. Das fasziniert mich." Auch sie hat ein selbstsicheres Auftreten, strotzt vor Selbstvertrauen. Das spiegelt sich bei den Wettkämpfen wider.
"Ich wollte mir beweisen, dass ich es kann und drauf habe."
Bei der Hallen-Landesmeisterschaft in Halle gab es bei der Titelvergabe ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihr und Vero Merseburger vom SC Magdeburg, die stets um ein paar Zentimeter vorlegte, woraufhin Laura Nemitz nachzog - bis zum letzten Sprung. Vero hatte mit 5,13 Metern ein Zeichen gesetzt. "Ich stand eigentlich nicht unter Druck, aber ich wollte unbedingt gewinnen", erzählt Laura, "ich wollte mir beweisen, dass ich es kann, dass ich es drauf habe." Es folgte der Satz auf 5,43 Meter. Ein Grund für ihren neuen Bestwert (bisher 5,04 Meter) ist das veränderte Training.
Begonnen hat es bei der ZLG Atzendorf, die den Grundstein gelegt hat. Vor acht Jahren war Laura dann mit der ZLG beim Bahneröffnungs-Sportfest des Schönebecker SC, wo sie Coach Dieter Krüger aufgefallen war. Beim Probetraining überzeugte sie ihn schließlich und ist seitdem bei den Elbestädtern.
Nachdem Dieter Krüger aus privaten Gründen sein Traineramt niedergelegt hat, übernahmen vor ein paar Wochen Manfred Steffan und Adina Groth. "Das Training hat sich verändert, es ist besser geworden", erklärt Laura. "Das Verhältnis ist locker, die Pläne sind anders, ich übe jetzt auch Sprint und Ausdauer."
Zudem ist Weitsprung ihre Lieblingsdisziplin. Seit acht Jahren ist sie bei der Leichtathletik. "Es ist schön, sportlich fit zu bleiben, es ist ein guter Ausgleich zur Schule. Außerdem ist es gut, um Aggressionen abzubauen und sich richtig auszupowern." Inzwischen hat sie viele Freunde beim Verein gefunden, mag die Nähe zum SCM und freundet sich mit den Mädchen an. "Es ist kaum noch ein Konkurrenzkampf, wir wünschen uns gegenseitig Glück", beschreibt Laura die Atmosphäre bei den Wettkämpfen.
Womöglich kitzelt diese ruhige Atmosphäre weitere Zentimeter in der Leistung heraus, schließlich fördert dies die Konzentration. "Es gibt ein paar Mädchen, die möchten sich gar nicht unterhalten." Zu diesen gehört die Atzendorferin "definitiv nicht". Die Frohnatur mit dem sonnigen Gemüt erzählt eigentlich immer, möchte wissen, was bei ihren Freunden in den vergangenen Wochen passiert ist. "Vor den Wettkämpfen erkundige ich mich bei den anderen, aber bei den Versuchen möchte ich dann meine Ruhe haben und mich konzentrieren."
"Ich war noch nie der Typ, der stundenlang stillsitzen kann."
Laura ist ein flippiger Typ. "Ich bin nicht sehr zurückhaltend", sagt sie, geht in ihrer Freizeit ungern mit Freunden ins Kino, denn "da muss man immer stillsitzen. Ich bin da eher für etwas mit Action zu haben." Beispielsweise mit Klettern, Schwimmen oder Radfahren sättigt sie also ihren Bewegungsdrang. "Ich war noch nie der Typ, der stundenlang stillsitzen kann."
Es gibt also viel Bewegung, trotz der momentanen Wettkampfpause, bis es am 12. Mai bei der Bahneröffnung des SSC nach draußen geht. Das nächste Ziel ist dann ein gutes Abschneiden bei der Bezirksmeisterschaft am 16. Juni in Magdeburg, später wird sie dann um die Teilnahme an den Mitteldeutschen Meisterschaften in Dessau (14. Juli) kämpfen und möchte beweisen, dass ihre neue Bestweite keine Eintagsfliege war.
Mit konstant guten Leistungen möchte sich Laura später für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. "Das ist ein Ziel, von dem wohl alle träumen, die Sport treiben. Die Teilnahme wäre eine Ehre."
Die Deutschen Meisterschaften fanden zuletzt übrigens 1998 in Berlin statt. Die Chance ist also gut, dass sie in ein paar Jahren erneut an die Hauptstadt vergeben werden und Laura zu diesem Zeitpunkt dort starten kann, wo Usain Bolt bei der Weltmeisterschaft 2009 den aktuellen Weltrekord aufgestellt hat.