Frauen-Handball Mitteldeutsche Oberliga: HC Salzland 06 belegt nach starkem Lauf Platz drei zum Hinrundenende Von der Fähigkeit, das eigene Glück zu erzwingen
Staßfurt (bjr) l Weltuntergangsstimmung wäre dann doch ein wenig zu hoch gegriffen, aber ein Lächeln sah man bei den Handballerinnen vom HC Salzland 06 nach zwei Spieltagen in der Mitteldeutschen Oberliga eher selten. Der Saisonstart misslang gründlich, mit 0:4-Punkten fand sich das Team weit hinten in der Tabelle wieder. Dass es zum Hinrundenende noch zu Rang drei reichte, zeigt, dass sich in den restlichen elf Partien etwas getan haben muss.
Co-Trainer und Physiotherapeut Daniel Schmidt, in fast allen Spielen weit mehr als die rechte Hand von Coach André Hein, bringt es auf den Punkt: "Der dritte Platz ist hart erarbeitet. Der Verlauf der Hinrunde hat auch gezeigt, dass das Team seine Zeit braucht." Immerhin fünf Neuzugänge verzeichneten die "Wildgänse" zu Saisonbeginn. In den Partien gegen Chemnitz und den BSV 93 Magdeburg wurde offensichtlich, dass noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen. "Aber jetzt haben wir eine richtig gute, starke und intakte Mannschaft, die von Spiel zu Spiel mehr weiß, wie sie zusammen agieren muss und wie die richtigen Abläufe funktionieren", bestätigt Schmidt den Eindruck vom Aufwärtstrend.
Einen passenderen Zeitpunkt zur Wende als das Salzland-Derby hätte sich beim HCS 06 wohl niemand wünschen können, denn beim 31:26 gegen die TSG Calbe feierte das Team das erste Erfolgserlebnis der Spielzeit. "Der psychologische Aspekt in einem Derby spielt natürlich eine Rolle. Ich denke nicht, dass ein Sieg gegen den BSV 93 oder gegen Chemnitz dasselbe ist. Aber am Ende war vor allem wichtig, dass die Mannschaft einen großen Schritt nach vorn macht", schätzt Schmidt in der Rückschau ein.
Als mindestens genauso bedeutsam erwies sich aber auch die folgende Partie gegen den HC Rödertal, wenngleich sich die "Wildgänse" gegen den wohl heißesten Titelanwärter 27:34 geschlagen geben mussten. Die Kraft der positiven Gedanken macht es möglich: "Wir freuen uns darüber, 50 Minuten lang gut mitgehalten zu haben. Rödertal gehört nun mal auf Platz eins und in die Regionalliga. Wir nehmen die Partie als Motivation für das Rückspiel mit", so Schmidt.
Das neu erlangte Selbstbewusstsein spielte auch gegen den mit etlichen bundesligaerfahrenen Kräften verstärkten BSV Zwickau II eine Rolle. Zwar entschied der HCS 06 dieses und auch das folgende Spiel gegen den SV Union Halle-Neustadt II nur knapp mit einem Tor Unterschied für sich, doch war der Grundstein für den 14:0-Punkte-Lauf nun gelegt. "Wir haben nur von Spiel zu Spiel gedacht. Sicher haben wir nicht in jeder Partie gnadenlos dominiert. Es gab im Verlauf der Spiele immer wieder Hochs und Tiefs."
Doch zu den herausragenden Eigenschaften der zweiten Hinrundenhälfte gehörte auch die Fähigkeit der "Wildgänse", langen Atem zu zeigen und in der Endphase eines Spiels das Glück zu erzwingen. So rettete etwa die Schlusssirene im Match gegen Halle II den Doppelpunktgewinn, auch die letzte Hinrundenpartie in Haldensleben wurde trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs nicht mehr hergeschenkt.
Beirren ließ sich die Mannschaft bei ihrem Höhenflug auch nicht vom Verletzungspech, das mit voller Härte zuschlug, und einigen arbeitsbedingten Ausfällen. Die Option, zum Winter noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden, zog das Trainergespann jedoch nicht in Betracht: "Das war für André und mich kein Thema. Wenn es Sinn macht, greifen wir lieber auf Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft zurück."
Während Torhüter-Neuzugang Anika Lorf mit dem Rückrundenbeginn am Wochenende in Chemnitz wohl wieder den angestammten Platz zwischen den Pfosten einnehmen wird, ist auch in der zweiten Saisonhälfte wohl nur von sporadischen Einsätzen von Rückraumspielerin Anne Pätzold auszugehen. "Besonders bitter", befindet Schmidt, "denn sie hat die Vorbereitung komplett absolviert, steht aber arbeitsbedingt nur selten zur Verfügung."
Folglich hängt in der Rückrunde auch vieles davon ab, ob der HCS 06 von Ausfällen verschont bleibt. "Wir hoffen natürlich, dass alle gesund bleiben, sich niemand verletzt", sagt Schmidt. Denn sollten einige Leistungsträger nicht zur Verfügung stehen, könnte die Aufgabe, den dritten Platz zu verteidigen, womöglich schwieriger werden, als ihn zu erobern.