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Sportpolitik Alter Streit zwischen Preussen-Kickern und Gesamtverein MSV 90 kocht wieder hoch Wird aus MSV bald der MSC Preussen?

Von Hans-Joachim Malli 07.07.2012, 05:18

Bereits seit mehr als 15 Jahren knistert es zwischen den Kickern des MSV Preussen und dem Gesamtverein Magdeburger SV 90. Nun kocht der Konflikt wieder hoch, droht offensichtlich eine baldige Trennung.

Magdeburg l Bereits Ende der 1990er Jahre gab es seitens der Preussen Bestrebungen sich vom MSV 90 zu lösen. Die Kicker sahen sich als fünftes Rad am Wagen, wollten ihre Geschicke selbstbestimmt gestalten und vor allem eigenständig handeln können. Aktuell zeichnen sich diese Bestrebungen stärker denn je wieder ab, wobei eine vermeintliche Formalie das Pulverfass zur Explosion bringen könnte.

Preussens Abteilungsleiter Klaus-Dieter Theise ist nach Auffassung des Vorstandes des MSV 90 nämlich momentan gar kein Abteilungsleiter. Der Vorstand sprach Theise mit Schreiben vom 21. Juni 2012 die Legimitation ab, führte als Grund unter anderem das fehlende Protokoll der Abteilungsversammlung und Wahl der Abteilungsleitung vom 21. März 2012 an. Das Protokoll liegt mittlerweile vor, wenn auch nur als Mail. Dazu erklärte Theise gestern: "Die Wahl wurde angefochten, weil zwar das Protokoll vorlag, aber die Unterschrift fehlte. Da hatte ich mich auf Leute verlassen, auf die ich mich früher normalerweise verlassen konnte."

In der Abteilung hat Theise seinen Alleingang bei der Entlassung von Trainer Dirk Hannemann schadlos überstanden. "Diese, meine Entscheidung habe ich der Abteilungsleitung mitgeteilt. Aufgrund meines Vortrages hat sich die Abteilungsleitung meiner Meinung angeschlossen", versicherte Theise noch einmal. Geschäftsführer Jörg Vaupel bestätigte diese Auffassung gestern Abend gegenüber dieser Zeitung. Erst am Sonntag ließ Theise sich durch Maik Bühring (Stellvertreter), Michael Schilf (Schatzmeister), Heinz Tollerolle (Nachwuchsleiter), Udo Sträter (Herrenleiter), Philipp Hüll (Jugendwart), Andreas Satchurski (Protokollant) und Denis Kagelmann (Auszeichnungen) - Jörg Vaupel war verhindert - in einer internen Abstimmung erneut bestätigen. Das jedoch ficht der Vorstand mit Verweis auf Paragraf 20.3. der Satzung an.

"Wir suchen das Gespräch mit der Abteilungsleitung noch vor der Sommerpause", meinte gestern Jürgen Voß, Vorsitzender des MSV 90, auf Anfrage. "Darauf warten wir schon seit längerem", so Theise, der die Satzungsfragen mehr als Anlass betrachtet, die Ursachen der Spannungen aber in den Austrittsbestrebungen der Kicker sieht. Und für diese meint er gute Gründe zu haben: "So waren wir von der Delegiertenkonferenz am 21. Juni als eine der größten Abteilungen des MSV 90 ausgeschlossen. Dort sollte unter anderem der Parargraf 1.1.1. der Satzung (Wortlaut: Teilen einer Abteilung bzw. der Abteilung selbst ist es gestattet, Zusatznamen bzw. Zusatzbezeichnungen zu tragen, ohne dass der namentliche Bezug zum Verein verloren geht) verändert werden. Wir bereiten jedenfalls die Reaktivierung des MSC Preussen e.V. vor, werden in der Saison 2012/2013 aber nochmals als MSV 90 Preussen spielen, wenn auch in abgespeckter Form."

Viel mehr als der Paragrafendschungel der MSV-Satzung treibt Theise aber das wirtschaftliche Gebaren um. "Wir sind von den Beiträgen her der teuerste Fußballverein der Stadt", rechnet Theise vor, "denn von den 120 Euro, die wir im Jahr pro Mitglied abkassieren dürfen, geben wir 72 ab. Um überhaupt etwas für uns als Abteilung übrig zu behalten, zahlen Erwachsene bei den Preussen mittlerweile bis zu 180 Euro im Jahr."

Darüber hinaus beklagt der Preussen-"Chef" die Beitragsbringepflicht, fordert seit langem die Einführung des Lastschriftverfahrens. Und noch ein Finanzproblem treibt den Kaufmann aus Lübeck um: "Die Mitgliedschaft im Verein kann nur zum Halbjahr oder Jahresende gekündigt werden, jedoch muss eine zweimonatige Kündigungszeit eingehalten werden. Das beißt sich völlig mit den Regelungen für Fußballer bei Vereinswechseln, so dass wir nach jeder Wechselperiode im Sommer für zig frühere Mitgliedern, die sich erst zum 30. Juni abmeldeten, für das Restjahr Beitrag an den Gesamtverein abführen müssen."

MSV-Boss Voß erklärte gestern: "Bei uns wird keine Abteilung stiefmütterlich behandelt, sie kann aber nur das verbrauchen, was sie reinholt. Ansonsten interessiert uns, was haben die Fußballer vor. Natürlich könnten auch die Zustände der Plätze an der Bodestraße ein Thema sein. " Die sind schlecht, die Kunstrasenplätze müssten saniert werden, doch fehlt das Geld.

"Jürgen Voß ist ein umgänglicher Mensch", meinte Theise gestern, schließt jedoch nicht aus, dass die Fußballer, ob nun mit oder ohne ihm als Abteilungsleiter, den Weg des 1. TC Magdeburg gehen. Der 1. TCM hatte das Konstrukt "im MSV 90" am 1. Januar gestrichen.