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Reitsport RV Preußen 1754 Mützel ein guter und erfolgreicher Gastgeber Zuhause versagt man öfter, aber nicht immer

Von Björn Richter 06.08.2013, 03:16

Beim Reitverein Preußen 1754 Mützel blickt man auf ein gelungenes Wochenende zurück. Auch die zweite Auflage des Reitturniers im Genthiner Ortsteil war ein voller Erfolg. Nicht nur organisatorisch klappte alles wie am Schnürchen, auch mit den erreichten sportlichen Leistungen mussten sich die Gastgeber nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Mützel l Auch 20 Minuten nachdem alles vorbei war, sprang der Puls von Kathrin Schuldt noch ein paar Flickflacks, die Nerven feuerten Impulse wie wild und auch die Worte sprudelten förmlich salvenhaft aus ihr heraus. "Zuhause bist du meistens derjenige, der versagt." Diesen Satz hatte die Vorsitzende des Reitvereins Preußen 1754 Mützel am Sonntagnachmittag wohl einige Male zu sich selbst gesagt, "denn wenn du hier am Nachmittag auf dem Platz bist und das ganze Dorf ist da und schaut zu - diese nervliche Belastung ist einfach riesig. Ich meine, wir sind doch alle keine Profis."

Dass dieses Dorf nun Schuldt feierte, dass dieser Platz zum Ort ihres Triumphes wurde und sie sich auch ein klein wenig wie ein Profi fühlen durfte, lag daran, dass sie für eine knappe Minute ihre Nerven exzellent im Griff hatte. Und Cosma. Die fünfjährige Stute absolvierte bei der Springpferdeprüfung am Sonntagnachmittag ihre erste L-Prüfung überhaupt. "Da hätte ich ihr auch 20 Fehler verziehen", sagte Schuldt.

So aber begann während der Runde das Rückwärtszählen: Zunächst wären es zehn Fehlerpunkte gewesen, dann irgendwann vier, und als Cosma auch nach dem letzten Sprung ohne Hindernisfehler blieb, war nur noch die Zeit entscheidend. Zwar legte Dr. Katrin Seidel (RFV Beetzsee) einen minimal schnelleren Umlauf hin, doch mit Platz zwei konnte Schuldt mehr als nur gut leben. Das Lächeln im Gesicht der Vereinsvorsitzenden wollte jedenfalls vorläufig nicht vergehen.

Im selben Moment war Joan Wecke in einigen Metern Entfernung gerade alles andere als nach Lachen zumute. Bei der abschließenden Springprüfung der Klasse L mit Siegerrunde, dem Turnierhöhepunkt, hatte das Ausnahmetalent vom RV Eichenhof Schermen bis zum achten Hindernis eine tadellose Runde auf Nena gezeigt. Doch nach einer Verweigerung ebenda und wenig später auch am zehnten Hindernis war ihr Pferd nur mit Mühe wieder in den Griff zu bekommen. "Da muss sie jetzt durch", kommentierte Lutz Gotzel, der Vorsitzende des RV Eichenhof, lakonisch vom kleinen Hügel an der Anlage herab - und sie kam durch.

Zwar landeten Joan und Lena bei der anspruchsvollsten Turnierprüfung unter ferner liefen, doch das trübte die Freude über ein gelungenes Wochenende, an dessen Ende drei Schleifen standen, nur unerheblich. Ein ähnlicher Gemütszustand dürfte auch bei Annemieke Schuldt und Janine Dobs von den Gastgebern ob ihrer Siege in Springrüfungen der A-Klasse vorgeherrscht haben.

Annemieke, Tochter der Vorsitzenden des RV Preußen 1754, bot jedoch auch in der Dressur eine klasse Vorstellung. Die amtierende E-Kreismeisterin entschied am Sonnabend auf Liz eine A-Prüfung im Dressurviereck für sich. Dennoch zeigte sich die Schülerin, die insgesamt sechs Schleifen sammelte, nicht vollends zufrieden, sprach von "Höhen und Tiefen" während der beiden Tage.

Selbiges konnte auch Steffen Lutter aus der Westaltmark von sich behaupten. Stürzte er in der L-Springprüfung mit Siegerrunde auf Alcido noch, saß der Starter aus Immekath wenige Minuten später bereits wieder im Sattel und belegte auf Calimba de Luna den Platz hinter Sieger Michael Franke (Krumke).

Anders als bei den letztgenannten lag für die Vorsitzende des Gastgebervereins der Reiz darin, alles auf eine Karte - pardon - ein Pferd zu setzen. "Für Starter, die mit drei oder mehr Pferden in eine Prüfung gehen, ist das keine große Sache", sagte Schuldt - und lieferte die vermutlich anschaulichste Erklärung des Wochenendes ab: "Für die Profis ist das so, wie wenn ich in der Küche stehe und Gulasch zubereite. Da sitzt jeder Handgriff." Auf Cosma und unter den Augen aller "gebe ich aber vielleicht einmal zu viel Hand oder Fuß oder neben dem Platz ist etwas, das mein Pferd ablenkt - dann war es das." Zuhause ist man also öfter derjenige, der versagt - aber längst nicht immer.