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Fußball Kober: „Ohne Sport geht es einfach nicht“

Hartmut Kober gibt Traineramt in Güsen ab.

Von Anne Hofmann 09.01.2016, 00:01

Güsen l Vor drei Jahren im Trainingslager schliff sich Hartmut Kober seine Erfolgself. Es folgte der Gewinn der Kreisoberligameisterschaft, des Kreispokals und zweimal die Wahl zur Mannschaft des Jahres, ebenso wie der Klassenerhalt in der Landesklasse, Staffel II, in der Vorsaison. Doch nach insgesamt 28 Jahren beendet der Trainerfuchs beim SV Germania Güsen nun seine Laufbahn.

Das erste Mal stand der gebürtige Fürstenberger (heute Eisenhüttenstadt) 1987 als Fußballlehrer an der Seitenlinie. Damals noch für Einheit Genthin. Zuvor war er aber mangels fußballerischer Alternativen auch schon fünf Jahre als Handballcoach aktiv, denn „so ganz ohne Sport ging es noch nie“, wie der heute 68-jährige Kober verrät.

So schnürte der Brandenburger erstmals mit neun Jahren offiziell die Fußballschuhe. Seinem Heimatverein Motor Fürstenberg blieb Kober 50 Jahre lang als aktiver Spieler treu, bestritt bis zum Jahr 2007 noch Spiele für die Alten Herren des mittlerweile in 1. FC Fürstenberg umbenannten Klubs. Im Alter von 17 Jahren hatte es der Mittelstürmer bereits in die erste Männermannschaft geschafft und wurde sogar in die Juniorenauswahlmannschaft des Bezirks Frankfurt/Oder berufen, bevor er seine Heimat wegen des Studiums verließ.

Der Liebe wegen zog er nach Güsen, wo er schon bald etliche junge Talente unter seine Fittiche nahm und zugleich eine neue sportliche Heimat fand. Nach der durchaus erfolgreichen Station bei Einheit Genthin war Kober auch beim Burger BC für sechs Jahre tätig, bevor er 2000 die C-Jugend des 1990 geründeten SV Germania übernahm. Schon damals hörten Tobias Pohl, Josef Bonitz oder Robert Schüßler auf die Anweisungen des damals 53-Jährigen. „Die Nachwuchsarbeit hat mir immer sehr am Herzen gelegen. Ich habe mich immer weitergebildet und es geliebt, meine Erfahrungen weiterzugeben. Außerdem bleibt man so jung.“

Dass der Brandenburger am Ende seiner Trainer-Laufbahn aber die Männer des SV Germania erfolgreich trainierte, hätte er selbst nie gedacht. „Es war 2012, als mich Christian Vormeister fragte, ob ich mir vorstellen könne, das Training der ersten Mannschaft zu übernehmen“, erinnert sich Kober. Die Güsener spielten zu der Zeit in der Landesklasse, Staffel I, und kämpften um den Klassenerhalt. Und ehe er sich versah, stand der Coach, der mittlerweile in Güsen sesshaft geworden war, an der Seitenlinie. „Gleich mein erstes Ligaspiel haben wir mit 3:1 gegen Neuenhofe gewonnen. Danach hat mich der damalige Trainer Ralf Bonitz gefragt, ob ich den Posten nicht übernehmen will.“

Obwohl der Schritt von der Jugendarbeit hin zur Tätigkeit im Seniorenbereich gewaltig erschien, ging Kober auf das Angebot ein. Von Erfolg gekrönt war sein erstes Jahr allerdings nicht, der SV Germania stieg als Tabellen-15. in die Kreisoberliga ab. „Für mich als Trainer war der Abstieg gar nicht so schlecht“, so Kober rückblickend. Konnte er sich doch in der Sommerpause seinen Kader so zusammenstellen und formen, wie er es für richtig hielt. Und so wurde das Vorbereitungstrainingslager 2013 ein ganz Besonderes für den Trainerfuchs: „Als wir in Eisenhüttenstadt waren, habe ich meine Spieler richtig kennengelernt und gemerkt: Das sind alles tolle Jungs.“

Was folgte, war ein wahrer Erfolgsrausch: Meister der Kreisoberliga, Kreispokalsieger, Mannschaft des Jahres 2013 und 2014 sowie der Ligaverbleib in der Landesklasse, nachdem man in der Hinrunde lange Zeit auf einem Abstiegsplatz feststeckte. Doch Hartmut Kober wusste zu jedem Zeitpunkt, was in seiner Mannschaft steckt, schließlich hatte er sie geformt und war hauptverantwortlich für das Kurzpassspiel, dass den Güsenern in der Rückrunde 2014/15 sogar noch den achten Tabellenplatz ermöglichte. Aber der Trainer hatte auch eine Einheit geformt, die stets Moral bewies, in Siegen genauso wie in Niederlagen. So sind es auch die Höhepunkte mit der Männermannschaft, die Kober am besten in Erinnerung bleiben werden.

Doch Kober verbrachte viel Zeit auf dem Fußballplatz, sei es für Training sowie Spiele der Ersten beziehungsweise der Reservemannschaft des SV Germania oder um seinen Pflichten als „Greenkeeper“ des Güsener Geläufs gerecht zu werden. Damit opferte der „Erfolgscoach“ natürlich auch viel Freizeit. Außerdem musste Kober im vergangenen Jahr auch einige Schicksalsschläge hinnehmen, die natürlich nicht spurlos an ihm vorbeigingen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich immer 100 Prozent gebe. Aber in letzter Zeit konnte ich das nicht mehr, war nicht mehr richtig bei der Sache.“

Eigentlich wollte der 68-Jährige noch die Spielzeit beenden, „doch nach dem Spiel bei TuS Magdeburg (Germania verlor 2:5; Anm. d. Red.) war meine Entscheidung gefallen.“ Und so informierte der Coach den Vorstand über sein Vorhaben. Und auch die Mannschaft zeigte Verständnis dafür, dass sich der Wahl-Güsener nun mehr seiner Familie widmen möchte. Auf der Weihnachtsfeier des Vereins verabschiedete sich Kober, der sich selbst als Trainer beschreibt, „der stets versucht, eine freundschaftliche Beziehung herzustellen, ohne dabei die nötige Autorität zu verlieren“ von seinen Jungs.

Seine „Arbeit“ als Rasenpfleger wird Kober aber weiterhin nachkommen. „Außerdem bin ich ja nicht ganz weg. Ich helfe auch weiterhin in organisatorischen Fragen und werde mir sicherlich auch die Heimspiele als Zuschauer ansehen“, so der Ex-Trainer, der sich nun dem Badminton verschrieben hat. Ein Leben ganz ohne den Sport ist für Hartmut Kober einfach nicht möglich.