1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Sechs Feldspieler plus Torwart

Handball Sechs Feldspieler plus Torwart

Jede Sportart funktioniert in einem Wettbewerb nur, wenn sich alle Beteiligten an die Regeln halten.

Von Stefan Rühling 09.12.2020, 03:00

Halberstadt l Immer wieder werden diese daher überarbeitet und verändert, um den Sport attraktiv zu halten. Das gilt auch für den Handball. In unserem ersten Teil zu dieser Mannschaftssportart geht es um die wichtigsten Bestimmungen. Vielen Zuschauern stehen bei Handball-Spielen immer wieder Fragezeichen im Gesicht: Wieso bekommt einer eine gelbe Karte, der andere aber gleich zwei Minuten? Wieso hat der Schiedsrichter jetzt unterbrochen, obwohl gar kein Foul war. Die Unparteiischen stehen so häufig ungewollt im Mittelpunkt des Interesses, dabei soll es doch eigentlich um den Sport, den Handball, gehen.

Handball ist ein komplexer Sport mit einem nuancierten Regelwerk. Dieses wurde zuletzt im Jahr 2016 aktualisiert und umfasst im Bereich des Deutschen Handballbunds (DHB) 96 Seiten. Bis ein Laie zum Profi wird, müssen daher einige Handballspiele besucht werden. Einer, der bestens Bescheid weiß, ist Jörg Mahlich. Nach 24 Jahren hat er im Jahr 2014 die Pfeife an den Nagel gehangen, hat in dieser Zeit bis zur Bundesliga so ziemlich alle Spielklassen geleitet. Er erklärt allen Freizeit-Handballern und denjenigen, die es vielleicht noch werden wollen, die wesentlichsten Regeln seines Sports. Denn das Regelwerk ist vielschichtig und beinhaltet viele „wenn …, dann …“-Relationen. Doch mit nachfolgenden Regeln behält auch der Zuschauer vor lauter Ballwechsel und Freiwürfen den Überblick.

Eine Mannschaft kann aus bis zu 14 Spielern bestehen. Davon befinden sich sieben auf dem Feld (sechs Feldspieler und ein Torwart) während die restlichen sieben Akteure der Mannschaft als Auswechselspieler fungieren. Während eines Handballspiels befinden sich in der Regel 14 Spieler auf dem Spielfeld.

Zwischen Feld- und Auswechselspielern ist ein fliegender Wechsel möglich. Der Spielerwechsel darf ausschließlich über die Auswechsellinie erfolgen. Diese definiert den Auswechselraum außerhalb des Spielfelds, in dem sich die Ersatzspieler aufhalten und verläuft auf einer Längsseite des Spielfelds von der Mittellinie aus jeweils 4,5 Meter nach oben und unten. Übertritt ein Spieler unerlaubt die Wechsellinie, begeht er einen Wechselfehler. Dieser wird mit einer Hinausstellung des fehlbaren Spielers und anschließendem Freiwurf bestraft.

In den höheren Handball-Ligen wechseln manche Mannschaften bei Angriffen einen weiteren Feldspieler für den Torwart ein, sodass insgesamt sieben Feldspieler den Angriff vornehmen können. Verliert die Mannschaft den Ballbesitz, wird der Torwart wieder eingewechselt. Diese Taktik wird vorwiegend in der Bundesliga verwendet. Zum Beispiel, wenn es kurz vor Spielende unentschieden steht und alles auf eine Karte gesetzt wird. Niedrigere Ligen wenden diese spezielle Taktik eher selten an.

Ein Handballspiel besteht in der Regel aus zwei Halbzeiten zu je 30 Minuten. Im Jugendbereich werden teilweise kürzere Spielzeiten gewählt. Ist das Spiel nach 60 Minuten dennoch nicht entschieden, kann es dem Wettbewerb entsprechend zwei Mal je fünf Minuten Verlängerung geben. Steht dann nach der zweiten Hälfte Verlängerung immer noch kein Sieger fest, wird dieser durch Sieben-Meter-Werfen bestimmt. Hinausgestellte, disqualifizierte und ausgeschlossene Spieler dürfen nicht daran teilnehmen. Jede Mannschaft bestimmt fünf Akteure, die abwechselnd jeweils einen Torwurf ausführen. Ist das Spiel nach zehn Würfen noch immer nicht entschieden, werden erneut fünf Spieler aus jeder Mannschaft auserwählt, die solange im Wechsel-Torwürfe ausführen, bis ein Treffer gefallen ist.

Das Spielfeld ist 40 Meter lang und halb so breit. Es wird durch zahlreiche Linien begrenzt und durchschnitten:

  • Die Seitenauslinie und die Torauslinie umschließen das Feld.

Auf einer Längsseite erstreckt sich die Auswechsellinie von der Mittellinie aus jeweils viereinhalb Meter nach rechts und links. Dahinter befindet sich der Auswechselraum mit den Auswechselbänken in dem sich die restlichen Spieler aufhalten.

Der Handball besteht aus Kunststoff oder Leder. Der Durchmesser des Balls variiert je nach Geschlecht und Alter der Mannschaften. Ein Handball für Herrenmannschaften hat etwa zehn Zentimeter weniger Umfang als ein Fußball, ist dabei aber genauso schwer. Dadurch können Handballspieler ihn besser greifen und fester werfen als einen Fußball. Häufig wird der Ball ‚geharzt‘, wodurch er von den Aktiven besser mit nur einer Hand gehalten und gefangen werden kann. Viele Hallen verbieten allerdings die Verwendung von Haftmitteln, da diese klebrige Spuren auf dem Boden zurücklassen.

Der Ball darf stehend maximal drei Sekunden in den Händen gehalten werden. Mit dem Spielgerät in der Hand dürfen maximal drei Schritte gemacht werden. Um sich uneingeschränkt fortbewegen zu können, muss der Ball kontinuierlich (mindestens nach jedem dritten Schritt) auf den Boden geprellt werden.

Der Ball darf mit Händen, Armen, Kopf, Rumpf, Oberschenkel oder Knie geworfen, gefangen, gestoppt, gestoßen, geschlagen und gefaustet werden. Der Kontakt mit dem Unterschenkel oder Fuß ist verboten. Ein Spieler kann Ballbesitz ergreifen, wenn er es schafft, seinem Gegenspieler den Ball mit der offenen Hand wegzuspielen. Schlägt er den Ball aus der Hand des Gegenspielers, gilt das als Foul.

Wird ein Spieler durch Griffe, Umklammerungen, Stoßen und Festhalten unfair am Ballwurf gehindert, gilt das als Foul und wird in der Regel mit einem Freiwurf vergolten. Zeigt der Schiedsrichter einem Spieler die gelbe Karte, gilt das als Verwarnung, die sich jedoch nicht unmittelbar auf das Spielgeschehen auswirkt.

Beim zweiten gelbwürdigen Vergehen des Spielers greift die Zwei-Minuten-Strafe. Die Mannschaft muss mit einem Spieler weniger spielen, während die zwei-minütige Strafe abgesessen wird. Bekommt ein Spieler zum dritten Mal eine Zwei-Minuten-Strafe innerhalb einer Partie ausgesprochen, wird er durch die rote Karte disqualifiziert und darf den Rest des Spieles nicht mehr eingewechselt werden. Die Rote Karte können Spieler auch für einmalige Vergehen bekommen, wenn sie sich zum Beispiel grob unsportlich oder besonders aggressiv verhalten.

Der Anwurf wird nach Anpfiff des Schiedsrichters in der Mitte des Spielfeldes ausgeführt. Dabei berührt der Spieler mit einem Fuß die Mittellinie, während der andere Fuß im eigenen Spielfeld bleiben muss. Gegnerische Spieler müssen drei Meter Abstand zum anwerfenden Spieler halten. Mitspieler dürfen unmittelbar nach dem Anpfiff in das gegnerische Feld laufen.

Der Freiwurf wird in Folge von Regelverstößen ausgeführt, zum Beispiel, wenn ein Spieler der angreifenden Mannschaft in den Torkreis tritt. Der Freiwurf wird an der Stelle des Regelverstoßes ausgeführt. Regelverstöße, die näher als neun Meter vor dem gegnerischen Tor zu einem Freiwurf führen, werden an der Freiwurflinie ausgeführt. Die Gegenspieler müssen dabei mindestens drei Meter vom Ball entfernt sein.

Kommt der Ball ins Spielfeldaus, wird der Einwurf ausgeführt. Dabei muss der einwerfende Spieler mit einem Fuß auf der Außenlinie stehen.

Der Abwurf wird vom Torwart ausgeführt und kommt zum Einsatz, wenn der Ball über die Torauslinie das Spielfeld verlässt und vorher von der angreifenden Mannschaft oder dem Torwart der verteidigenden Mannschaft zuletzt berührt wurde oder der Ball im Torraum liegen bleibt.


Wird eine klare Torgelegenheit durch ein Foul oder das Betreten des Torraumes verhindert, wird durch einen Sieben-Meter-Wurf die Chancengleichheit wiederhergestellt. Dabei positioniert sich der Werfer vor der Sieben-Meter-Markierung und versucht, nach Anpfiff ein Tor zu erzielen. Solange der Spieler den Ball in der Hand hat, darf er die Sieben-Meter-Linie weder berühren noch übertreten. Die anderen Spieler stehen an der Freiwurflinie und halten drei Meter Abstand zum Werfer. Anders als beim Fußball, wo der Torwart auf der Torlinie verharren muss, darf der Handballtorwart bis zu vier Meter vor dem Tor stehen.

Im zweiten Teil sollen die taktischen Spielsysteme näher beleuchtet werden.