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Fußball Trainer als Urlaubsvertretung

In der Bördeoberliga steht der SV Gutenswegen/Klein Ammensleben mit 13 Zählern nach sieben Spieltagen auf Rang vier.

Von Stefan Rühling 02.02.2021, 03:00

Gutenswegen l Mitverantwortlich dafür ist auch Innenverteidiger Martin Buhtz, der aber auch hin und wieder in der Offensive zu finden ist. Im Gespräch mit Volksstimme-Autor Stefan Rühling verriet er, woher seine Begeisterung für den Fußball-Sport stammt, wie er die Situation im Verein bewertet und das er einst beim 1. FC Magdeburg gespielt hat.

Volksstimme: Stammt Ihre Fußballaffinität bereits aus Ihrer Kindheit?

Martin Buhtz: Ja, ich war schon immer fußballbegeistert. In meiner Familie stand der Fußball-Sport immer ganz oben auf der Prioritätenliste. Mein Papa war früher Schiedsrichter und ist jetzt Vereinspräsident von Germania Olvenstedt in Magdeburg. Meine Mutter war auch immer eine begeisterte Fußball-Zuschauerin, da führte bei mir dann kein Weg am Spiel mit dem runden Leder vorbei.

Wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?

Ich bin in Magdeburg geboren und habe dort auch meine Kinder- und Jugendzeit verbracht.

Haben Sie noch Geschwister?

Ja, eine Schwester. Sie ist vier Jahre älter als ich und wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis. Bei ihr kann ich jederzeit mit einem Problem vor der Tür stehen und mir wird dann auch geholfen.

Wie und wann sind Sie zum Fußball gekommen?

Seitdem ich laufen kann, habe ich eigentlich auch gegen den Ball getreten. So richtig aktiv wurde ich dann im Alter von sechs Jahren. Da bin ich zur Grundschule gekommen und habe mich zeitgleich beim Fußball angemeldet. In der Sporthalle unserer Schule hat damals die F-Jugend des 1. FC Magdeburg trainiert. Dort durfte ich schließlich ein Training mitmachen und von da an wurde ich mit in die Mannschaft aufgenommen.

Wer war Ihr erster Trainer?

Unter Günther Braun habe ich die ersten fußballerischen Anleitungen bekommen.

Woran können Sie sich noch besonders erinnern, als Sie Ihre ersten fußballerischen Schritte gemacht haben?

Wir sind mit den F-Junioren des 1. FC Magdeburg immer zu überregionalen Turnieren gefahren, oftmals in der Berliner Region. Das war für mich als Sechsjähriger immer sehr aufregend, dort gegen Mannschaften wie Dortmund, Dresden oder eben Berlin sowie viele weitere zu spielen. Da kamen wirklich die „ganz großen“ Vereine.

Haben Sie auch andere Sportarten probiert oder betreiben diese immer noch?

Mit sieben Jahren habe ich parallel zum Fußball auch noch Handball gespielt, was mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Dadurch war ich wirklich jeden Tag in der Woche beim Sport. Meine Eltern haben mir dann geraten, mich für eine Sportart zu entscheiden. So ist diese Entscheidung auf Fußball gefallen und bis heute ist es dabeigeblieben.

Wo und wie leben Sie jetzt?

Seit dem Jahr 2008 bin ich mit meiner Partnerin Nicole zusammen. Zwei Jahre später sind wir nach Gutenswegen gezogen. Im Jahr 2016 wurde unser Familienglück dann durch die Geburt unserer Tochter Lotta perfekt. Die beiden begleiten mich bei jedem Spiel.

Sie sind jetzt auch beim SV Gutenswegen/Klein Ammensleben in der Bördeoberliga aktiv, sind aktuell Vierter im Klassement.

Ja, das stimmt. Sicherlich hätten wir mit ein bisschen mehr Glück auch zwei Punkte mehr auf dem Konto haben können, doch unter dem Strich denke ich, ist es bisher sehr erfolgreich gelaufen. Immerhin haben wir unsere Mannschaft im vergangenen Sommer neu aufgestellt, mussten ganze elf Neuzugänge integrieren. Dadurch wurden wir auch in den Kreis der Favoriten um den Aufstieg aufgenommen. Doch jeder, der sich im Fußball etwas auskennt, weiß, dass sich eine Mannschaft erst einmal finden muss. Bis zum Lockdown ist uns dies aber schon recht gut gelungen.

Sie sind mit der Situation also zufrieden?

Ich bin mit unserer Mannschaft und Vereinsarbeit sehr zufrieden, ja. Dazu muss man bedenken, dass wir alle Neuzugänge ohne einen Cent auszugeben für uns gewinnen konnten. Jeder bei uns spielt unentgeltlich, was ich selbst auch absolut befürworte. Ich denke, dass das auch der richtige Weg ist. Das macht sich auch beim Klima bemerkbar, da es keinen Neid gibt, weil einer Geld bekommt und der andere nicht. Jeder ist mit dem nötigen Herzblut, was uns durch den Vorstand und auch das Trainerteam vorgelebt wird, bei der Sache.

Was zeichnet Ihre Mannschaft darüber hinaus aus?

Unsere Mannschaft zeichnet sich durch den Zusammenhalt auf und neben dem Platz aus. Ich kann wirklich sagen, dass sich jeder mit jedem versteht. Wenn wer Hilfe braucht, ist immer ein anderer bereit zu helfen. Und was mir noch sehr wichtig ist: wir können uns auch untereinander die Meinung sagen, ohne dass danach gleich wer beleidigt ist. Dann wird natürlich auch gleichzeitig versucht, etwas zu verbessern.

Auf welcher Position spielen Sie?

Momentan spiele ich normalerweise in der Innenverteidigung. Wenn aber gar nichts mehr geht, dann schickt der Trainer mich auch mal in den Angriff.

Was ist also Ihre Lieblingsposition?

Die Frage kann ich ganz einfach beantworten: Meine Lieblingsposition ist immer da, wo mich meine Mannschaft braucht. Ich spiele da, wo ich am meisten helfen kann. Mittlerweile macht mir aber das Verteidigen am meisten Spaß, auch wenn ich gern öfter in der Torschützenliste auftauchen würde.

Gibt es dennoch eine Position, auf der Sie sich ungern wiederfinden?

Ja, natürlich: auf der Bank. Dort sitze ich wirklich ungern.

Was war bis hierhin Ihr schönstes Erlebnis als Aktiver?

Das klingt vielleicht erst einmal komisch, doch ich nenne hier den Nichtabstieg mit Gutenswegen am letzten Spieltag der Saison 2013/2014. Es ging gegen Dahlenwarsleben. Bereits zur Winterpause lagen wir acht Zähler hinter dem rettenden Ufer, waren also eigentlich nicht mehr zu retten und niemand hätte auch nur noch einen Cent auf uns gesetzt. Heiko Lackert hat uns dann als Trainer übernommen und sagte beim ersten Treffen, dass wir das schaffen. Daran hat aus der Mannschaft natürlich keiner geglaubt, bis wir die ersten beiden Partien der Rückrunde gewonnen und damit gleich sechs Punkte geholt haben. So kam es am letzten Spieltag zum Fernduell mit Rogätz. Wir führten zu Hause gegen Dahlenwarsleben mit 3:0 zur Pause. Damit schien der Klassenerhalt sicher, bis die Gäste die Partie drehten – 4:5. In Rogätz war dann gegen Seehausen schon Schluss, das Team feierte den Nichtabstieg, doch bei uns wurde noch gespielt. In der 95. Minute gab es einen Handelfmeter, der aber erst nach der Wiederholung drin war. Somit spielten wir 5:5 und der Verbleib in der Liga war perfekt. Der ganze Ort war eine einzige Party. Das werde ich nicht vergessen.

Nun haben wir Februar und es sind erst sieben Spieltage absolviert. Wie denken Sie, wird diese Saison zu Ende gehen?

In erster Linie ist es meiner Meinung nach wichtig, dass alle Menschen und Sportler gesund bleiben. Wie so eine Saison zu Ende gespielt wird, kann ich in der jetzigen Zeit wirklich nicht vorhersagen. Natürlich besteht die Hoffnung, dass wir alle schnell zur Normalität zurückkehren können und am Ende ein sportlich faires Ergebnis gewertet werden kann.

Sie waren vor einigen Jahren auch schon einmal für zwei Spiele Trainer. Wie kam es dazu?

Das waren zwei Spiele, bei denen unser damaliger Trainer Dennis Börsch im Urlaub war. Das Trainerteam war seinerzeit nicht so breit aufgestellt und so hat er mir das vollste Vertrauen gegeben. So habe ich die Verantwortung für die zwei Partien gern übernommen.

Ist Ihr Weg nach der aktiven Zeit damit schon vorgegeben?

Das weiß ich nicht so richtig, dem Fußball möchte ich aber erhalten bleiben. In jedem Fall möchte ich nach dem Ende meiner aktiven Laufbahn in Gutenswegen noch einmal für die Alten Herren von Germania Olvenstedt auflaufen. Sicherlich werde ich auch an der Seitenlinie stehen.

Welche Hobbys haben Sie neben dem Fußball?

Am liebsten verbringe ich natürlich Zeit mit meiner Tochter Lotta und meiner Familie. Das ist für mich das Wichtigste im Leben. Darüber hinaus treffe ich mich sehr gerne mit Freunden, mit denen ich dann einfach mal vom Alltag abschalten kann.

Haben Sie ein Erlebnis abseits des Fußball-Platzes, an das Sie sich gern erinnern?

Ja, absolut. Das war als Zuschauer beim Champions-League-Finale im Jahr 2013. Mein Lieblingsverein Bayern München hat damals gegen Borussia Dortmund gewonnen. Dort hat man schön gesehen, wie schnell ein Spieler – in diesem Fall Arjen Robben – vom Buhmann zum Fußball-Helden werden konnte und das man immer an sich glauben sollte.

Was machen Sie beruflich?

Momentan bin ich in Wolfsburg bei einem bekannten Automobilhersteller angestellt und arbeite in der Produktion.

Wie lassen sich Fußball, Arbeit und Privatleben vereinen?

Da ich im Drei-Schicht-System arbeite, ist das manchmal tatsächlich gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Meine Partnerin Nicole und ich sind aber ein eingespieltes Team, so dass ich sehr viel Rückhalt und Unterstützung genieße. Bisher haben wir alles hinbekommen.

Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren?

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich dann als Trainer oder Co-Trainer, am liebsten in Gutenswegen, fungiere und meine Erfahrungen weitergeben kann.