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Leichtathletik Wald und Garten statt Tartanbahn beim HSC

Es gibt für Sportler kaum etwas schwierigeres, als ohne großes Ziel alleine zu trainieren.

Von Christian Meyer 14.04.2020, 05:00

Haldensleben l In Zeiten der Coronakrise fehlen bei vielen Aktiven zudem noch die gewohnten Übungsgeräte, um die Form zu konservieren. Die Leichtathleten des Haldensleber SC wagen den Sprung nach vorne und versuchen auch auf unkonventionellen Wegen, die Leistungskurve hoch zu halten.

Hartmut Baethge ist derzeit viel unterwegs. Nachdem er seinen Schützlingen bereits zu Beginn der Corona-Verordnungen Trainingspläne geschickt hatte, wird nun auch das letzte Equipment an die Schützlinge verteilt. „Ich habe neulich die letzten Hürden vorbei gebracht“, sagt der erfahrene Trainer. Doch es reicht längst nicht für alle Sportler.

So ist in diesen Zeiten auch viel Erfindergeist notwendig. Absoluter Vorreiter ist beim Haldensleber SC die Familie von Anna-Lena Piele. So wurden aus Baumstämmen Scheiben in bestimmten Gewichten gesägt oder ein Kugelstoßring aus Holz gefertigt. „Das ist schon der Wahnsinn“, beschreibt Baethge. Doch nicht nur die Eltern von Anna-Lena Piele, übrigens zwei ehemalige Ruderer, versuchen alles, um ihre Nachwuchshoffnung in Form zu halten.

In Schackensleben trainiert Holly Conrad, wie die meisten anderen HSC-Athleten, vier mal in der Woche. „Meine Frau und ich arbeiten beide vom Homeoffice aus, deshalb muss vieles gut geplant sein. Doch Holly ist sehr fleißig und findet das bis jetzt ganz gut“, gibt Vater Swen Conrad Einblick ins Familienleben. Neben normalen Läufen unterschiedlicher Länge und Belastung geht es einmal in der Woche auch an den Warberg. Das Schackensleber Pendant zum Haldensleber Ochsenberg. „Man muss die Abwechslung innerhalb des Trainings hoch halten. Ich habe in den vergangenen Wochen viel im Internet oder in Büchern recherchiert, um mein Repertoire noch zu erweitern“, weiß Baethge. Um das Gruppengefühl zu stärken, stellen viele HSC-Sportler ihre Trainingsbilder online, teilen sie in der Gruppe. Auch das schafft Antrieb.

„Momentan sind alle gut dabei. Sie wollen es gerade in dieser schwierigen Situation allen beweisen“, spürt Baethge den Ehrgeiz vieler Sportler. Doch er weiß auch, wie wichtig ein Ziel ist. „Wir hätten im Juni die Landesmeisterschaften in Haldensleben und haben uns für den Fall der Fälle auch schon einen Ausweichtermin Anfang Juli gesichert“, berichtet der HSC-Abteilungsleiter. Wie die Chancen stehen, mag Hartmut Baethge nicht beurteilen, die Hoffnung auf eine Austragung ist aber noch da. „Wenn eine Landesmeisterschaft ausgetragen wird, dann sicherlich diese.“

Für eine Athletin wäre eine Absage tragisch. Lilly Sophie Meier meldete sich nach intensiven Jahren im Reitsport wieder in der Leichtathletik zurück. „Ihre Zeiten würden für einen Start bei den Deutschen Meisterschaften reichen. Mit diesem Versprechen sind wir angetreten“, klärt Baethge auf. Für die 17-Jährige wäre eine Normerfüllung bei den Landesmeisterschaften wohl die letzte Chance für einen Start auf großer Bühne.