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Rudern Damit er morgen kraftvoll jubeln kann

Paul Krüger vom SC Magdeburg muss alternative Trainingsmethoden in Corona-Zeiten anwenden.

Von Daniel Hübner 07.04.2020, 05:00

Hohenwarsleben l Paul Krüger mag das Coronavirus auch nicht, er hofft vor allem, „dass es allen älteren Menschen gut geht“. Jene Menschen also, die besonders gefährdet sind. Aber in dem derzeitigen Ungemach, für das ein kleiner Virus von ungeahnter Kraft sorgt, hat sich der Ruderer vom SC Magdeburg gut eingerichtet. „Mein Tagesablauf ist viel entspannter“, berichtet Paul Krüger nämlich über den Unterschied zum normalen Alltag, der ihn zur Polizeischule nach Aschersleben und ins Trainingszentrum an der Industriestraße führt. Beide Institutionen sind wegen der Krise derzeit geschlossen. Und Krüger hat mehr Zeit für sich.

Ein Blick auf seinen Tagesablauf macht das schon deutlich. Denn der 19-Jährige aus Hohenwarsleben, der die meiste Zeit allerdings seine Wohnung in Magdeburg beherbergt, beginnt mit einem phänomenalen Frühstück. Vier Brötchen braucht der Schützling von Trainer Roland Oesemann nämlich zum Start in den Tag und idealerweise einen sehr freundlichen Wetterbericht. Es schließen sich zwei Trainingseinheiten an, er muss trotzdem für seine Ausbildung lernen. Und: „Ich verbessere meine Fertigkeiten beim Erstellen von Beats.“ Beats für die Rap-Musik. Beats für den Techno. Und alles am Handy.

Nur zum Abend wird die Entspannung und der Rhythmus von einem unangenehmen Gefühl abgelöst. „Dann können die Nachbarn ihre Lieblingsserie wegen meines Lärms nicht in Ruhe gucken“, denkt sich Krüger, wenn er sich auf das Ruder-Ergometer setzt, das neben der Couch und dem Fernseher direkt vor der Balkontür steht – und das dann regelmäßig mit den Schlägen zischt. Aber es hilft ja nichts: Irgendwie und irgendwo muss sich Krüger fithalten. Allein das Joggen reicht einem Skuller wie Krüger nicht aus.

Er weiß natürlich nicht, welche Veranstaltungen in diesem Jahr noch abgehalten werden, bei denen er sich und seine Leistungsfähigkeit präsentieren kann. Der Deutsche Ruderverband (DRV) hat ja inzwischen alle bis Mitte August geplanten Regatten abgesagt. Selbst die U-23-WM im slowenischen Bled im August ist ersatzlos gestrichen worden. Auf diese hatte er in seinem ersten Jahr in dieser Altersklasse hingearbeitet – erst an der Industriestraße, zuletzt im Homeoffice.  „Ich will mich in dieser Saison erst einmal beweisen, und ich möchte der Konkurrenz zeigen, dass ich auch etwas vom Kuchen abhaben will“, hatte Krüger gesagt. Offensichtlich wird es 2020 aber nirgendwo mehr ein Regatta-Menü mit süßen Speisen geben.

So verschieben sich auch Krügers Ziele in das Jahr 2021, dann muss er mit einer guten Zeit am Ergometer in Vorleistung gehen, um Bundestrainerin Brigitte Bielig von seinem WM-Start zu überzeugen. Dazu will er seine bereits vorhandene Stärke ausbauen, „mich zum Start des Rennens abzusetzen“, berichtet Krüger. Und er will seine Ausdauer verbessern, „um im weiteren Verlauf auch gegenhalten zu können“ auf der 2000 Meter langen Wettkampfstrecke. In welchem Boot er dann sitzt, dürfte Krüger ziemlich egal sein. Aber im Doppelzweier hat er in den vergangenen zwei Jahren eine sehr gute Figur abgegeben: U-19-Weltmeister 2018 und -Vizeweltmeister 2019.

Unterstützung, und das dürfte auch Trainer Oesemann freuen, erhält Krüger auf dem Weg zu seinen Zielen von seiner Freundin. Sie sorgt nämlich dafür, „dass ich mich nicht mehr so ungesund ernähre“, berichtet er lächelnd.

Statt Kost vom Schnellimbiss konsumiert er mehr Obst und Gemüse, trinkt Tee und noch mehr Wasser. Auch dafür hat Krüger nämlich Zeit, sich nun mit den idealen kulinarischen Köstlichkeiten für einen Leistungssportler zu beschäftigen, um bald wieder kraftvoll jubeln zu können. Und Krüger hat keinen Stress, nicht im Auto, nicht im Stau: „Zuhause habe ich alles Notwendige.“

Trotzdem vermisst er auch Dinge: „Der Kontakt zu anderen Menschen und auch die Weiterbildungen fehlen mir“, bestätigt Krüger und zieht letztlich das Resümee: „Das Coronavirus ist wirklich sch....“