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Fußball Heimkehr an die Zielitzer Straße

Bis zum 36. Lebensjahr schnürte René Angerer die Töppen für den TuS. Dann verließ er ihn, wurde Trainer. Und kehrt jetzt zurück.

Von Kevin Gehring 13.05.2020, 04:00

Magdeburg l Seit seinem sechsten Lebensjahr gehörte René Angerer den Fußballern des TuS 1860 an, ehe er am 17. Mai 2013 – im Alter von 36 Jahren – ein letztes Mal die Töppen für deren Herren schnürte. Ziemlich genau sieben Jahre später steht nun seine sportliche Rückkehr in die Zielitzer Straße fest.

Gestern Morgen präsentierte der Landesligist René Angerer nämlich offiziell per sofort als Coach auf dem Trainerstuhl. Vorgänger Patrick Horn hatte angekündigt, den Verein zum Saisonende zu verlassen. Nun räumte er vorzeitig seinen Posten, um Angerer eine längere Kennenlernphase zu ermöglichen.

„Mit René haben wir diese wichtige Baustelle sehr gut geschlossen“, zeigte sich der kommissarische Abteilungsleiter Erik Haegebarth glücklich über die Verpflichtung. Noch enthusiastischer präsentierte sich Hannes Pilz, der als Teammanager der Herrenmannschaft maßgeblich für deren Organisation verantwortlich ist und sich intensiv in der Trainersuche engagierte. „Ich bin super zufrieden. Sowohl was die Fach- als auch die Sozialkompetenz angeht, ist René einfach klasse“, schwärmt er. Zwar ist die berühmte Tinte noch nicht trocken, doch gehen alle Protagonisten davon aus, dass Angerer die TuS-Kicker auch bei einem nochmaligen Anpfiff der Saison coachen wird.

Angerer selbst sieht in seiner Rückkehr in die Neustadt eine große Chance: „Ich habe mein ganzes fußballerisches Leben bei TuS verbracht und freue mich sehr, dass ich jetzt diese besondere Gelegenheit erhalte.“

Wenngleich er den Club aus seiner aktiven Zeit noch bestens kennt, wird die „Heimkehr“ mit einer großen Umstellung verbunden sein. „Als ich damals bei Medizin als Trainer angefangen habe, sind wir die Herausforderung ohne Unterbau angetreten. Selbst zum Ende hin war die Organisation in der Abteilung Fußball noch wenig ausgeprägt, die Erwartungen außerhalb der Mannschaft nie hoch. Selbst nach sechs Niederlagen in Folge blieb es noch ganz ruhig“, erklärt Angerer. „Bei TuS baut hingegen alles auf sehr guten Strukturen auf. Das Gelände mit Rasen- und Kunstrasenplatz ist grandios, die Nachwuchsarbeit seit jeher stark. Damit sind aber eben auch die grundlegenden Erwartungen höher“, zieht er den Vergleich. Davor schreckt der 43-Jährige aber keinesfalls zurück: „Natürlich wird der Druck ein anderer sein. Wichtig ist mir nur, dass das Vertrauensverhältnis passt.“

Beim HSV Medizin hat Angerer jedenfalls bewiesen, wie erfolgreich kontinuierliche Arbeit sein kann. Spielte der Hochschulsportverein in der Saison 2011/12 noch in der Stadtliga gegen den Abstieg, so führte Angerer die Mediziner schon zwei Jahre später zum Stadtmeistertitel. Nach dem damit verbundenen Aufstieg etablierte sich der HSV schnell in der Landesklasse, feierte darüber hinaus in den Jahren 2015 und 2016 zwei Stadtpokalsiege hintereinander. Das alles, obwohl die Abteilung Fußball unter dem Dach des HSV Medizin nur eine ganz untergeordnete Rolle einnahm.

Diese erfolgreiche Entwicklung blieb auch beim TuS nicht unbemerkt. „Er hat dort eine fantastische Arbeit geleistet. Niemand hatte Medizin vor seiner Übernahme so recht auf dem Schirm“, meint Pilz. „Mir gefällt, wie er aus einer Mannschaft mit vielen jungen und auswärtigen Studenten eine Truppe geformt hat, die trotz ihrer Abgänge Jahr für Jahr wieder schlagkräftig war“, ergänzt Haegebarth.

Sein über die Zeit beim HSV auserkorenes Erfolgsrezept möchte Angerer nun auch bei seinem Verein aus den Kindertagen anwenden: „Fitness und Taktik machen in unseren Ligen 70 Prozent vom Erfolg aus. Wenn das beides stimmt, kann man auch einen Gegner, der in den 30 Prozent individueller Klasse besser ist, schlagen.“

Bevor das TuS-Eigengewächs seine Arbeit so richtig aufnehmen kann, steht jedoch die Frage im Raum, wann und in welcher Liga das sein wird. „Langsam braucht es eine klare Entscheidung vom Verband, damit wir für die Zukunft planen können“, fordert Haegebarth. Eine Zukunft, die sich sowohl TuS als auch Angerer langfristig vorstellen können.