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Fußball Schon als 20-Jährige ein Vorbild

Jessica Fischer wechselte vom MFFC zum Vfl Wolfsburg und wieder zurück. Mit 20 Jahren ist sie schon Vorbild.

Von Dennis Uhlemann 15.05.2020, 05:54

Magdeburg l 20 Scorerpunkte in 15 Spielen – ein Wert, von dem viele männliche Kollegen nur träumen können. Das ist die Ausbeute von Jessica Fischer in der aktuell unterbrochenen Spielzeit der Regionaliga Nordost der Frauen. Im vergangenen Sommer kehrte die 20-Jährige zurück zum Magdeburger FFC und ist so gut wie nie zuvor.

Nach einer weniger erfolgreichen Zeit in Wolfsburg ist sie nun wieder in ihrer „zweiten Heimat“ in Magdeburg. „Ich habe mir gedacht, ich könnte auch für andere Spielerinnen ein Vorbild sein.“

Und das kann sie tatsächlich auch mit 20 Jahren schon. Denn immerhin blickt sie trotzdem schon auf 17 Jahre fußballerische Vergangenheit zurück. „Ich habe schon mit drei Jahren durch meinen Papa angefangen zu spielen“, erinnert sie sich.

Die gebürtige Harzerin spielte zunächst für Timmenrode in einer Jungsmannschaft. „Das war zunächst sehr kurios“, berichtet Fischer heute. Geholfen hat ihr damals der Wechsel nach Blankenburg. „Dort wurde ich von den Jungs voll akzeptiert und der Trainer hat sehr viel Potenzial in mir gesehen.“ Doch auch nach dem ersten Wechsel in eine reine Mädchenmannschaft in Blankenburg „wollte ich mehr“.

Es folgte 2014 der Schritt zum MFFC. In zwei Jahren in der B-Juniorinnen-Bundesliga reifte Fischer weiter. Zur Saison 2016/17 schaffte sie den Sprung in das Regionalliga-Team. Und weckte mit ihrer Schnelligkeit und Torgefährlichkeit auf Linksaußen, bis heute ihre Lieblingsposition, schnell auch Begehrlichkeiten.

Fischer macht deutlich: „Es war immer mein großer Traum, höherklassig zu spielen und groß rauszukommen.“ Entsprechend musste sie bei der Anfrage aus Wolfsburg nicht lange überlegen. Auch wenn sie Bayern-Fan ist, wusste sie genau: Der VfL ist als Triple-Sieger 2013 ein ganz großer Name im Frauenfußball. Selbst die zweite Mannschaft, für die sie verpflichtet wurde, spielt in der 2. Bundesliga. „Es war mir egal, was die anderen damals gedacht haben, ich wollte diesen Schritt unbedingt gehen.“

Und auch wenn sie ihn heute keinesfalls bereut, war es doch nicht immer eine leichte Zeit in Niedersachsen. Sie kam kaum zum Einsatz. „Ich war alle zwei Wochen krank, habe mir dann sogar die Mandeln herausnehmen lassen, damit es besser wird.“ Im zweiten Jahr kam sie auf mehr Spiele, „zum Ende lief es richtig gut“, berichtet sie. Doch ihr Vertrag wurde dennoch nicht verlängert. „Es bestand dann die Option, nach Frankfurt zu wechseln“, verrät sie, doch für die heimatverbundene Pflegerin kam das nicht infrage.

Und so kam sie zurück zum MFFC, zu dem der Kontakt nie abriss. Auch – wie erwähnt – mit der Intention, ein Vorbild zu sein. Nicht nur aufgrund ihrer 13 Tore und sieben Vorlagen ist sie das, auch ihre Disziplin ist vorbildlich, wie Trainer Michael Böhm bestätigt: „Sie kam mit ein bisschen Übergewicht zurück, hat dann aber abgenommen und somit wieder an Schnelligkeit gewonnen. Sie ist eine wichtige Stütze für uns geworden.“

Doch „Fischi“ gibt auch zu: „Ich hatte ein bisschen Angst, zurückzukommen.“ In der Hinrunde gab es auch vor dem Tor noch Ladehemmungen. Sie hat „viel verballert“, meint der Coach. „Doch ich wurde von den Mädels super aufgenommen“, ergänzt die Nummer 14. So wurde sie immer wichtiger für das Team, auch neben dem Platz kann sie einigen jüngeren Spielerinnen – das Durchschnittsalter beim MFFC beträgt 18,2 Jahre – weiterhelfen. Böhm schätzt ihren Einsatz: „Vielleicht ist sie manchmal sogar zu ehrgeizig.“

Es passt zu ihr, dass sie sich, nach der für sie besonders schwierigen fußballfreien Corona-Zeit, als Ziel mit dem Team den Wiederaufstieg in die zweite Liga auf die Fahnen geschrieben hat. Ob das in naher Zukunft umzusetzen ist, steht in den Sternen. Nicht nur Böhm freut sich aber, so ambitionierte Spielerinnen wie seine Topscorerin in den Reihen zu haben. „Sie kam gern zurück und lebt für den Verein. Und wir wollen sie länger an uns binden.“